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Bahnsteig Bahnhof Vegesack
Kristina Bumb

Bahnhof Vegesack und Bahnhofsplatz werden umgestaltet

Neuer Glanz für den denkmalgeschützten Haltepunkt im Bremer Norden

Der Stadtteil Vegesack befindet sich im Wandel. Große städtebauliche Projekte sind die Umgestaltung des Sedanplatzes, der das Zentrum der Vegesacker Fußgängerzone bildet, und das neue Speicherquartier am Museumshaven. Ein weiteres enormes Projekt ist die Modernisierung des denkmalgeschützten Bahnhofs Vegesack und des zugehörigen Bahnhofplatzes samt ZOB. Das schöne Quartier an der Weser wird sich nach Abschluss der Arbeiten in ganz neuem Glanz präsentieren können.

Bahnhof Vegesack: Verkehrsknotenpunkt für Bremen-Nord und umzu

Der Bahnhof Vegesack bildet den größten Knotenpunkt des öffentlichen Personennahverkehrs im Norden Bremens. Mehrere Tausend Fahrgäste steigen dort jeden Tag ein und aus. Darunter sind zahlreiche Pendlerinnen und Pendler. Doch das große Bahnhofsgebäude mit seinen zwei Bahnsteigen wirkt in der aktuellen Gestaltung verwinkelt, unübersichtlich und eher unattraktiv.

Blick auf den Vegesacker Bahnhofsplatz mit Wegweiser
Der Vegesacker Bahnhofsplatz ist bislang ein rein funktionaler Umsteigeplätz für den ÖPVN. Das soll sich ändern. Kristina Bumb

Jetzt soll das Potenzial vom historischen Vegesacker Bahnhof noch besser genutzt und herausgearbeitet werden. Durch verschiedene Sanierungsmaßnahmen will man die historische Bausubstanz erhalten und die Räumlichkeiten für die Besucherinnen und Besucher attraktiver machen. Außerdem erfährt der Bahnhofsvorplatz eine Rundumerneuerung und soll sich nach dem Willen der Stadtplanung in ein ansprechendes Foyer für den Ortsteil Vegesack verwandeln.

Zurzeit ist der Platz vor dem Bahnhof Vegesack lediglich ein Busbahnhof: ein funktionales Rondell mit diversen Haltestellen, das zudem von motorisiertem Verkehr zum Teil umrundet werden kann. Der Bahnhofsplatz dient aber im Idealfall als eine Art Empfangsportal, das den Gästen einen ansprechenden Übergang zur Fußgängerzone und den Hauptsehenswürdigkeiten bietet. So soll es in Vegesack künftig auch sein.

Die Umgestaltung des Bahnhofsplatzes zum Foyer von Vegesack

„Der Vegesacker Bahnhofsplatz soll für die Gäste gleich beim Aussteigen aus dem Zug attraktiv sein und eine Visitenkarte für den Ortsteil werden“, sagt Marc Brandwein, Stadtplaner aus dem Bauamt Bremen-Nord. Noch befinden sich die Arbeiten in der Planungsphase, doch ein erstes Modell zeigt, wie positiv die Veränderungen sein könnten: offen, grün, mit Wasserelementen und ein Türöffner für den weiteren Bummel durch Vegesack.

Die Verlängerung der Bahngleise und eine neue, zentrale Anordnung der Bushaltestellen sorgen für kurze Wege. „Der Platz ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt mit Umsteigemöglichkeiten im öffentlichen Nahverkehr. In unseren vier Bürgerbeteiligungen hat sich noch einmal bestätigt, dass sich die Nutzerinnen und Nutzer wünschen, dass die Haltepunkte nah beieinander liegen. Außerdem möchten sie kostenlose, sichere Stellflächen für Fahrräder, Gastronomie und eine Einkaufsmöglichkeit zum Beispiel durch einen Kiosk“, schildert Marc Brandwein.

Umgestalteter Vorplatz vom Bannhof Vegesack im Modell
Das Modell der Stadtplanung zeigt die wichtigsten Ideen für die Umgestaltung des Vegesacker Bahnhofsplatzes. Stadtplanung Stadt Bremen

Während die Bushaltestellen sich also am vorderen Teil des Bahnhofsplatzes konzentrieren, kann der Richtung Fußgängerzone liegende Teil das Aussehen eines kleines Parks annehmen. Von Bäumen beschattete Sitzgelegenheiten und schöne Sichtachsen zum Museumshaven sollen das Areal ausmachen. „Der Haven muss einen neuen Hochwasserschutz erhalten, der auch eine noch mal verbesserte Aufenthaltsqualität bieten wird“, erzählt Stadtplaner Marc Brandwein.

Ein Orientierungspunkt und Türöffner soll der Bahnhofsplatz auch in Richtung der Schönebecker Aue sein. Denn das kleine Flüsschen fließt aktuell unterirdisch in den Museumshaven. In seinem Verlauf in Richtung Schönebecker Auetal wiederum ist es begradigt und kaum sichtbar. Das soll sich möglichst ändern. Das Modell der Stadtplanung sieht zum einen ein Wasserspiel auf dem Bahnhofsplatz vor.  Zum anderen soll die Schönebecker Aue renaturiert werden und zu einem Spaziergang entlang des Vegesacker Stadions bis in das Naturschutzgebiet Schönebecker Auetal verlocken.

Vegesack befindet sich im Wandel

Anlässlich der Feierlichkeiten zum 400. Geburtstag des Vegesacker Hafens im Jahr 2022 präsentierte die Stadtplanung erstmals Ideen für eine Umgestaltung des Bahnhofsplatzes. Die Planungen gehören dabei zu einem städtebaulichen Gesamtkonzept für das rund acht Hektar große Gelände rund um den Bahnhof – dem IEK Grohn 2022. Es umfasst auch eine Umgestaltung des benachbarten Vegesacker Stadions, das Schaffen von neuen Gehwegen, den Anschluss an die Bremer Radpremiumroute und anderes mehr.

Für die weitreichenden Sanierungs- und Umbaumaßnahmen rund um den Bahnhof Vegesack stehen zehn Millionen Euro zur Verfügung. Diese werden durch Mittel der einzelnen Projektträger noch ergänzt. Da viele Träger an den Maßnahmen beteiligt sind, wird sich die Realisierung noch einige Jahre hinziehen. Gleich gegenüber dem Bahnhof Vegesack befindet sich bereits eine enorme Baustelle. Denn die Umgestaltung des Bahnhofsgeländes reiht sich in weitere Bauprojekte ein, die Vegesack ein neues Gesicht verleihen sollen – von Sedanplatz bis Speicherquartier.speicherquartier in vegesack grohn

Die Grafik zeigt, wie das Speicherquartier am Vegesacker Museumshaven künftig aussehen soll. Das neue Bahnhofsareal bildet dann mit dem gegenüber liegenden Museumshaven und dem Speicherquartier mit seinen Wohn- und Geschäftshäusern im Stil von historischen Speicherhäusern eine attraktive Einheit. Wenn in naher Zukunft also Besucherinnen und Besucher den schönen Ortsteil an der Weser aufsuchen, können sie schon ab der Ankunft am Bahnhof Vegesack maritimes Flair und ein gepflegtes Ambiente genießen.

Bahnhof Vegesack und Güterbahnhof: Ingenieursbaukunst des 19. Jahrhunderts

Der Bahnhof Vegesack wurde 1862 eingeweiht. Damals war er als Kopfbahnhof für die zweigleisige Linie Bremen-Vegesack konzipiert. Das bedeutet, dass die von Dampfloks gezogenen Waggons dort stoppten und dann in umgekehrter Richtung wieder zurück nach Bremen ratterten.

Bahnhof Vegesack Gebäude mit Bahnhofsuhr
Das Rotklinkergebäude aus dem Jahr 1862 steht unter Denkmalschutz. Kristina Bumb

Der Klinkerbau wurde nach der Einweihung noch des Öfteren erweitert und umgestaltet. Empfangsbereich, Warteräume, Gepäckabfertigung, Schalter und sogar Dienstwohnungen des Bahnhofspersonals waren seinerzeit in dem zweigeschossigen Gebäude untergebracht. Bemerkenswert am Bahnhof Vegesack sind die prachtvollen Jugendstil-Fliesen und Reliefs mit ländlichen, floralen und maritimen Motiven aus der Grohner Wandplatten Fabrik. Auch die Bahnsteigüberdachung sollte man sich genauer anschauen, denn diese stammt zum Teil noch aus den Erbauungsjahren. Kunstvoll verzierte Eisengussstützen tragen dort genietetes Eisenfachwerk.

Der ehemalige Vegesacker Güterbahnhof ist heute von der Hermann-Fortmann-Straße aus zugänglich und beherbergt das Veranstaltungszentrum Kulturbahnhof Vegesack – kurz kuba. Das lang gestreckte Bauwerk ist gut erhalten und dokumentiert nach den Worten des Landesamtes für Denkmalpflege Bremen „die Ingenieurbaukunst des 19. Jahrhunderts“.

1888 wurden die Gleise übrigens von Vegesack aus bis nach Farge verlängert. Vor allem die Bremer Woll-Kämmerei in Blumenthal, die sich zu einer der größten Wollkämmereien Deutschlands entwickelte, profitierte davon und förderte die Bahnlinie. „Das Ensemble des Bahnhofsempfangsgebäudes Vegesack mit Bahnsteigüberdachung und ehemaligem Güterbahnhof ist ein bedeutendes Zeugnis der Verkehrsgeschichte des Landes Bremen im Allgemeinen und der Ortsgeschichte Vegesacks im Besonderen, da der Anschluss an das Bahnnetz die Entwicklung des Ortsteils von einer eher ländlich geprägten Gemeinde zu einem Industriestandort maßgeblich befördert hat“, heißt es vom Bremer Landesamt für Denkmalpflege.

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Autorenbild Kristina Bumb

Von Kristina Bumb

Für die Leserinnen und Leser außergewöhnliche Orte erkunden und interessante Menschen kennenlernen – das macht den Beruf der rasenden Reporterin so spannend.

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