Bremer Initiative fördert Bewegung und soziale Teilhabe
In Deutschland leben rund 1,8 Millionen Menschen mit der Diagnose Demenz, in Bremen sind es etwa 13.000. Die Krankheit ist unheilbar, doch das Fortschreiten der Erkrankung lässt sich beeinflussen – durch Bewegung, soziale Kontakte und geistige Stimulation. Genau hier setzt die Bremer Initiative „Aktiv mit Demenz“ an, die bereits seit 2009 Betroffenen und ihren Angehörigen hilft, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben und ihre Lebensqualität zu verbessern.
„Aktiv mit Demenz“ lädt Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen regelmäßig zum gemeinsamen Malen und Basteln ein.Freepik
Sie bieten eine Vielzahl von Aktivitäten an, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz und ihrer Angehörigen zugeschnitten sind. Ziel ist es, gemeinsam Wege zu finden, den Alltag erfüllter zu gestalten und die oft mit der Krankheit einhergehende Isolation zu durchbrechen.
Aus eigener Kraft etwas tun
„Im Jahr 2009 entstand die Idee, auf die Zunahme demenzieller Erkrankungen in Bremen mit einem öffentlichen Angebot zu reagieren, das es den Betroffenen und ihren Angehörigen ermöglicht, trotz Demenz aktiv zu bleiben, statt sich zurückzuziehen“, erklärt die ehemalige Projektleiterin und Mitgründerin Petra Scholz. „Gemeinsam mit der Bremer Heimstiftung wurde die Initiative ‚Aktiv mit Demenz‘ aus der Wiege gehoben.“ Das Motto „Lebensfreude ist unvergesslich“ solle die positive Wirkung von Teilhabe hervorheben und verdeutlichen, dass die Fähigkeit, Freude zu empfinden und kreativ zu sein, auch bei einer demenziellen Erkrankung nicht aufhöre. „Menschen fühlen sich wohl, wenn sie informiert sind, dazugehören, aus eigener Kraft etwas tun können und ihre Belange gehört und mit anderen geteilt werden können.“
Wertvolles Wissen vermitteln
Jährlich erkranken in Deutschland rund 200.000 Menschen neu an Demenz.Freepik
Eines der Hauptangebote ist die sogenannte Informationswerkstatt. Hier können Betroffene und Interessierte wertvolles Wissen rund um die Krankheit Demenz erhalten. Vorträge von Expertinnen und Experten bieten Einblicke in die neuesten Forschungsergebnisse, zeigen Möglichkeiten zur Prävention auf und geben praktische Tipps für den Umgang mit der Erkrankung.
Doch der Schwerpunkt der Initiative liegt nicht nur auf theoretischem Wissen. In der sogenannten Aktivwerkstatt stehen körperliche und kulturelle Aktivitäten im Vordergrund. Ob Museumsbesuche, Kreativkurse oder Bewegungsprogramme – diese Angebote sollen Freude bereiten und das Wohlbefinden steigern.
Teilnahme als Tandem
So führt zum Beispiel die Kunstvermittlerin Christine Holzner-Rabe monatlich durch die Ausstellungen in der Bremer Böttcherstraße. Dabei werden die Kunstwerke nicht nur betrachtet, sondern mithilfe von Requisiten auch sinnlich erfahrbar gemacht – ein Ansatz, der bei Menschen mit Demenz oft Erinnerungen weckt und Gespräche anregt.
Am Mittwoch, 20. November 2024, findet von 15.30 bis 16.30 Uhr die letzte Museumsführung in diesem Jahr in der Böttcherstraße statt. Und so funktioniert es: Menschen mit Demenz können gemeinsam mit einem Angehörigen als Tandem teilnehmen. Die Teilnehmerzahl ist auf vier Tandems begrenzt, der Eintritt pro Paar beträgt 6 Euro (weitere Auskünfte unter der Telefonnummer 0421 / 3 38 82 22).
Die Begegnungswerkstatt, ein weiteres Angebot, richtet sich speziell an Angehörige und Betroffene. In Gesprächsgruppen können Erfahrungen ausgetauscht und Unterstützung gefunden werden. Diese Selbsthilfegruppen bieten nicht nur emotionale Entlastung, sondern auch wertvolle Tipps für den Alltag.
Anregungen zum Malen und Werken
Für die Betroffenen und ihre Angehörigen ist die Diagnose Demenz eine Herausforderung. Mit kreativen Kursen wie Werken unterstützt die Initiative „Aktiv mit Demenz“.Freepik
Die Kreativwerkstatt der Bremer Volkshochschule öffnet in diesem Jahr noch zweimal ihre Pforten: Jeweils mittwochs, am 30. Oktober und am 27. November, geben die Kursleiterinnen – die Künstlerin Ulrike Schulte und die Kulturvermittlerin Ute Duwensee – Anregungen zum Malen und Werken.
Auch hier bilden eine Person mit leichter bis mittelschwerer Demenz und eine Begleitperson ein Tandem. Die Teilnahme kostet 6 Euro pro Tandem. Das Arbeitsmaterial wird kostenlos zur Verfügung gestellt (weitere Infos unter der Telefonnummer 0421 / 35 40 98).
„Das Highlight beziehungsweise die bestbesuchte Veranstaltung in diesem Jahr war unser Vortrag ‚Beziehungsgestaltung mit Marte Meo‘ in der Stadtteilfiliale Horn-Lehe – wie wir gemerkt haben, ein Thema, das viele Menschen interessiert“, sagt die jetzige Projektleiterin Anja Hartenberger. „Der Vortrag wurde von circa 50 Personen besucht und die Veranstaltung mit unserer Dozentin und Kollegin Sabine Gruppe war komplett ausgebucht.“
Neues Programm ist noch in der Planungsphase
„Leider ist das Thema Demenz in vielen Familien immer noch ein Tabuthema“, erklärt Anja Hartenberger. „Angehörige trauen sich nicht, mit ihren demenzkranken Freundinnen, Freunden oder Familienmitgliedern irgendwo hinzugehen – die Leute könnten ja reden und merken, dass etwas nicht stimmt. So ziehen sich Betroffene oft aus Scham und Angst aus dem gesellschaftlichen Leben zurück. Aber: Demenz betrifft viele Menschen in unserer Gesellschaft.“
Deshalb sei es ihr ein Anliegen, weiter an dem Projekt zu arbeiten und es weiterzuentwickeln. „Das Programm für 2025 ist gerade in Planung, sodass ich noch nicht viel dazu sagen kann“, so Anja Hartenberger. Auch im nächsten Jahr werde es wieder Altbewährtes, aber auch einige neue Veranstaltungen geben. „Besonders freue ich mich auf eine neue Kooperation mit der Mezzosopranistin Stefanie Golisch.“
Alle weiteren Informationen gibt es auf der Internetseite von Aktiv mit Demenz.
Vereine in Bremen: Demenz-Informations- und Koordinationsstelle
Eine Demenz-Erkrankung ist ein großer Einschnitt für Betroffene und ihre Angehörigen. Doch auch mit Demenz ist ein gutes Leben möglich. Wichtig ist es, Hilfen und Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen.
Der Wegweiser „Älter werden in Bremen“ hält, was der Name verspricht. Die Broschüre, die von der Stadt Bremen in Zusammenarbeit mit dem Seniorenbüro, der Senioren Vertretung Bremen und dem Kellner-Verlag herausgegeben wird, bündelt Informationen zu einer Vielzahl von Themen, die ältere Menschen in der Hansestadt bewegen.
Die diakonische Einrichtung Friedehorst ist in Norddeutschland nahezu einmalig. Unter dem Dach der Stiftung Friedehorst bietet der kirchlich-evangelische Träger Pflege, Wohnen, Unterstützung und Förderung für ältere Menschen, Pflegebedürftige und Menschen mit körperlichen, psychischen oder neurologischen Beeinträchtigungen sowie berufliche Qualifikation an.
Meine Heimat ist das idyllische Hude – „zum Malen schön“ lautet hier das Motto. Ansonsten dreht sich bei mir als Fan der EWE Baskets Oldenburg und des SV Werder vieles um den Sport.