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Symbolbild für Friedehorst: eine Pflegerin legt die Hand auf die Brust eines pflegebedürftigen Mannes
Stiftung Friedehorst

Friedehorst – inklusiv, sozial und im Wandel

Angebot der Lesumer Einrichtung ist außergewöhnlich vielfältig

Das Logo von Friedehorst an einer Hauswand
Friedehorst ist als modernes Dienstleistungszentrum ein wichtiger Baustein der regionalen Gesundheits- und Sozialwirtschaft. Stiftung Friedehorst

Die diakonische Einrichtung Friedehorst ist in Norddeutschland nahezu einmalig. Unter dem Dach der Stiftung Friedehorst bietet der kirchlich-evangelische Träger Pflege, Wohnen, Unterstützung und Förderung für ältere Menschen, Pflegebedürftige und Menschen mit körperlichen, psychischen oder neurologischen Beeinträchtigungen sowie berufliche Qualifikation an.

Der Hauptstandort der Stiftung mit ihren Tochtergesellschaften befindet sich auf einem weitläufigen Gelände im Stadtteil Burglesum. Diverse Außenstandorte in Bremen und Niedersachsen kommen noch hinzu. Mit rund 1300 Beschäftigten ist Friedehorst einer der größten Arbeitgeber in Bremen-Nord.

Eine historische Holzkirche auf dem Lesumer Campus verweist auf das Gründungsjahr 1947. Friedehorst besteht schon mehr als 75 Jahre und hat in all dieser Zeit die wohltätige, inklusive Ausrichtung mit Leben gefüllt. Zurzeit steht die diakonische Einrichtung vor einem tiefgreifenden Umbruch, der auch für Lesum einen – positiven – Wandel bewirken soll.

Dienste für Seniorinnen und Senioren: Pflege und Wohnen

Symbolbild für Friedehorst: Krankenschwester schaut zuversichtlich in die Kamera
Wohnen, Pflege und andere Dienste für Senioren und Seniorinnen sind Bestandteil von Friedehorst. Stiftung Friedehorst

„Wir haben drei Hauptbereiche, in denen wir uns bewegen: Dienste für ältere Personen und Pflege, den Bereich Teilhabe – Leben für Menschen mit geistigen, körperlichen oder mehrfachen Behinderungen – und das Berufsförderungswerk“, schildert Timo Koschnick, Leiter für PR und Marketing bei der Stiftung Friedehorst.

„Im Bereich Dienste für Senioren und Seniorinnen sowie Pflege haben wir die klassische Altenpflege mit dabei, aber auch Servicewohnen für diejenigen, die noch rüstig sind und sich selbst versorgen möchten,“ erklärt er. Auf dem weitläufigen Friedehorst-Campus in Lesum stehen entsprechende Apartments zur Verfügung, deren Bewohnerinnen und Bewohner bei Bedarf Zugriff auf besonderen Service und pflegerische Unterstützung haben.

Zu mehreren Apartmenthäusern mit Servicewohnen kommen noch das Haus Da Vinci und das Almata-Stift in Walle dazu, die stationäres Wohnen mit Altenpflege anbieten. Eine Tagespflege, eine Demenz-WG, ambulante Dienste und Schwerstpflegeeinrichtungen für Demenzerkrankte sowie jüngere Menschen mit schweren, erworbenen neurologischen Leiden bietet Friedehorst zusätzlich an.

Berufliche Reha und Neuorientierung im Berufsförderungswerk

Frau arbeitet im Berufsförderungswerk Friedehorst an einer elektronischen Schalteinrichtung
Im Berufsförderungswerk finden Menschen zum Beispiel nach einer Krankheit zurück in den Berufsalltag. Stiftung Friedehorst

„Im Berufsförderungswerk ist es unser Ziel, Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen zu integrieren und zu qualifizieren beziehungsweise ihre Weiterbeschäftigung auf dem Arbeitsmarkt zu sichern“, schildert Timo Koschnick einen weiteren Schwerpunkt der Stiftung Friedehorst.

„Außerdem gehört zu unserem Leistungsportfolio, Unternehmen als verlässlicher Partner im Bereich der firmeninternen Fort- und Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden zu unterstützen. Dazu entwickeln wir im Berufsförderungswerk jeweils maßgeschneiderte Lösungen. Ein Pilotprojekt in Zusammenarbeit mit der Deutsche Windtechnik AG sowie der Handelskammer Bremen ist vor Kurzem erfolgreich gestartet.“

Das Berufsförderungswerk hat dabei neben dem Hauptstandort in Bremen-Lesum noch weitere Standorte in Bremen, Bremerhaven und ganz Niedersachsen. Das Friedehorst-Kolleg, an dem künftige Pflegefachkräfte und -hilfskräfte ausgebildet werden, komplettiert das Angebot.

Für Menschen mit Behinderungen: Teilhabe Leben

Kleines Mädchen mit Behinderung lacht, ihre Betreuerin lächelt
Junge und erwachsene Menschen mit Beeinträchtigungen werden in Friedehorst betreut. Stiftung Friedehorst

Das dritte zentrale Aufgabenfeld von Friedehorst ist der Bereich Teilhabe Leben, der verschiedenste Angebote für Menschen mit geistigen und körperlichen Behinderungen umfasst. Wohnmöglichkeiten für Erwachsene sowie für Kinder und Jugendliche sind ein wichtiger Part. Manche benötigen dabei nur wenig Hilfe oder bereiten sich mit Anleitung von Fachkräften auf das selbstständige Wohnen vor, andere brauchen umfassende Assistenz. In mehreren Häusern auf dem Friedehorst-Campus sowie in Vegesack, Gröpelingen, Walle und der Neustadt sind entsprechende Wohngruppen und WGs eingerichtet.

Noch viel mehr gehört zum Bereich Teilhabe Leben: unter anderem eine Tagesförderstätte, eine Wohngruppe für Menschen mit alkoholbedingter Hirnveränderung und -schädigung, ein Therapeutikum mit Angeboten der Logopädie, Ergo- und Physiotherapie sowie ein Treffpunkt für Sport, Freizeit und Bildung. Auch Schulassistenzen, die Kinder mit Beeinträchtigung beim Schulbesuch begleiten, koordiniert Friedehorst.

Leben begleiten: Der ambulante Kinderhospizdienst Jona

Der zur Friedehorst-Stiftung gehörende ambulante Kinderhospizdienst Jona begleitet lebensbedrohlich erkrankte und schwerstbehinderte Kinder und deren Familien in ihrer häuslichen Umgebung in Bremen und umzu. Nicht nur die Sorge um das kranke Kind, sondern auch die Bewältigung des ganz normalen Alltags stellen die Familien vor nahezu unlösbare Aufgaben. Hier bietet Jona seit mehr als 16 Jahren Unterstützung an – für das kranke Kind, die Geschwister und Eltern, ganz auf die individuellen Wünsche und Bedürfnisse der Familie abgestimmt. Dabei werden die Familien von der Diagnose an bis über den Tod hinaus begleitet. Das Angebot gilt auch für Familien mit Kindern, in denen ein Elternteil schwer erkrankt ist. Der Einsatz ist für die Jona-Familien stets kostenfrei und finanziert sich überwiegend aus Spenden.

Friedehorst steht vor einem tiefgreifenden Umbruch

Blick auf ein Gebäude und Grünfläche auf dem Campus von Friedehorst
Der Friedehorst-Campus in Lesum ist sehr weitläufig und grün. Stiftung Friedehorst

Amerikanische sowie deutsche evangelische Christinnen und Christen gründeten Friedehorst 1947 auf einem ehemaligen Kasernengelände. Das amerikanische Militär unterhielt dort nach dem Zweiten Weltkrieg ein Militärlazarett, bevor das Areal im jetzigen Sinne umgewidmet wurde. Bis heute ist Friedehorst eine diakonische Einrichtung. Seit der Gründung hat sich diese aber immer wieder neu erfunden und an gewandelte Bedürfnisse der Zielgruppen angepasst. „Wir haben uns aktuell die Öffnung und Transformation des Quartiers auf die Fahnen geschrieben“, sagt Timo Koschnick.

„Viele nahmen Friedehorst lange Zeit als geschlossenen Raum wahr, als fände alles hinter hohen Mauern statt. Das ist natürlich nicht der Fall. Im Moment haben allerdings unsere Angebote alle dieselbe Adresse: Rotdornallee 64, was zu dem Eindruck beiträgt“, sagt Timo Koschnick. Die gemeinsame Adresse wird dem Gelände, das übrigens zum großen Teil schon jetzt öffentlich zugänglich ist, keineswegs gerecht. Denn der Campus ist rund 275.000 Quadratmeter groß. 50 Gebäude und Einrichtungen befinden sich dort. Spaziergängerinnen und Spaziergänger kennen außerdem den Friedehorst-Park beziehungsweise Lehnhofpark mit seinem alten Baumbestand, der 100.000 Quadratmeter der Gesamtfläche einnimmt. Wagemutige können dort in einem Hochseilgarten ihr Geschick erproben.

Friedehorst will mit dem Stadtteil zusammenwachsen

Symbolbild für Friedehorst: Junger Mann mit Behinderung im Rollstuhl lacht fröhlich
Das neue Konzept will die gelebte Inklusion noch weiter ausbauen. Stiftung Friedehorst

Unter dem 2022 formierten neuen Vorstand aus Pastor Manfred Meyer und Bettina Wegner soll sich Friedehorst in den kommenden Jahren tiefgreifend wandeln. „Wir wollen uns jetzt bewusst öffnen und integraler Bestandteil des Stadtteils Burglesum werden. Wir leben Inklusion – und das wollen wir dadurch fortführen, dass wir mit dem umliegenden Quartier verwachsen“, sagt Timo Koschnick.

Öffentliche Straßen mit jeweils eigenständigen Namen, die Anbindung an den ÖPVN und eine noch stärkere Nutzbarmachung des Friedehorst-Parks für den Stadtteil gehören zu den Wünschen. Ein öffentlicher Spielplatz wurde bereits realisiert. Der ehemalige Hubschrauberlandeplatz verwandelte sich 2021 in einen 10.000 Quadratmeter großen, inklusiven Spielplatz und Treffpunkt. Viele Kinder und Familien finden sich bei gutem Wetter auf dem Landeplatz ein. Im Sommer 2023 startete zudem das grüne Klassenzimmer. Ein kleines Amphitheater im Friedehorst-Park ermöglicht Bremer Schulklassen nun einen Unterricht im Freien. Auch Vereine und Kulturangebote sind dort gern gesehene Gäste.

Öffentliche Veranstaltungen wie das jährliche Sommerfest, ein Jahresprogramm mit Bildungsangeboten zum Beispiel zum Thema Klimaschutz und Inklusion oder eine Open-Air-Kinoreihe, die mit etwas Glück 2024 starten soll, locken zusätzlich externe Besucherinnen und Besucher an.

Städtebaulicher Wettbewerb für das neue Eldon-Burke Quartier

Junge Frau mit Behinderung lächelt
Die Angebotsvielfalt bleibt erhalten, der Campus öffnet sich noch mehr. Stiftung Friedehorst

„Man muss als inklusives Quartier deutlich wahrnehmbar sein. Das kann man nur, indem Menschen gerne hierherkommen, die eben nicht hier wohnen oder irgendwie beruflich beschäftigt sind. Das erreichen wir dadurch, dass wir das ganze Gelände neu denken. Darum startet 2024 ein großer städtebaulicher Wettbewerb, der helfen soll, Ideen und Visionen für dieses Areal zu entwickeln“, schildert Timo Koschnick.

Voraussetzung für die Veränderungen ist ihm zufolge, dass das Areal in seiner besonderen Qualität dem Stadtteil erhalten bleibt – mit seiner ansprechenden Ausstrahlung, den vielfältigen Angeboten, den Grünflächen und altem Baumbestand. Die Gestaltungsvorschläge sollen etwa auf klimapositives Bauen eingehen und das Gelände nicht unnötig zergliedern.

„Bei den Gebäuden, die energetisch in Zukunft nicht mehr sinnvoll sind, ist der nächste Schritt, zu fragen: Was soll damit geschehen?“, erklärt er. „Bauen wir dort vielleicht neu, schaffen wir Angebote sportlicher Art, die dann auch der Nachbarschaft dienlich sind oder Ähnliches? Vergeben wir bestimmte Bereiche im Erbbaurecht an Träger oder Interessengruppen, die dort etwas entwickeln wie ein Mehr-Generationen-Wohnen?“ Mit diesen und weiteren Aspekten soll sich der Wettbewerb intensiv beschäftigen.

Solide Zukunftsvision knüpft an Friedehorst-Historie an

Die Umgestaltung des Areals dient auch einer Profilschärfung der Stiftung Friedehorst und einer soliden betriebswirtschaftlichen Geschäftsführung. „Wir möchten eine gute, belastbare Zukunftsvision entwickeln. Es ist dabei unser strategisches Ziel, uns auf das zu konzentrieren, was wir wirklich gut können – und für das, was vielleicht andere etwas besser können, die richtigen Partnerinnen und Partner zu suchen“, erläutert Timo Koschnick.

In diesem Sinne übergab die Stiftung das Neurologische Rehabilitationszentrum 2020 an die Johanniter. Die Neurologische Rehaklinik therapiert junge und erwachsene Menschen nach erlittenen neurologischen Erkrankungen – etwa nach einem Unfall oder Schlaganfall. Die Spezialklinik begleitet die Patientinnen und Patienten dabei von der frühen Phase bis hin zur Wiedereingeliederung in Schule und Beruf. Schon im November 2019 überließ Friedehorst zudem die Trägerschaft für das private Nebelthau-Gymnasium, das einen hervorragenden Ruf weit über Bremen-Nord hinaus genießt, dem Elternverein. 2024/25 soll außerdem das Berufsförderungswerk den Standort Lesum verlassen und nach Bremen-Mitte übersiedeln, um für die Teilnehmenden aus Bremen und dem Umland schneller erreichbar zu sein.

Dem Vorstand sei dabei wichtig, dass das neue das vorhandene Angebot geeignet ergänze, so Koschnick. Deswegen soll das neu entstehende Viertel auch den Namen Eldon-Burke-Quartier erhalten. Eldon Burke war einer der Gründer von Friedehorst. Er sorgte dafür, dass das ehemalige Kasernengelände nicht zerstört, sondern einer friedlichen Nutzung zugeführt wurde, um die Not und die Bedürfnisse der Menschen in der Nachkriegszeit zu lindern.

Autorenbild Kristina Bumb

Von Kristina Bumb

Für die Leserinnen und Leser außergewöhnliche Orte erkunden und interessante Menschen kennenlernen – das macht den Beruf der rasenden Reporterin so spannend.

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