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Eröffnung des Gastfelds 1911
Gastfeld

Stadtteilköpfe: Gastfeld – entspannt, kreativ und ein bisschen verrückt

Das Kulturlokal passt mit seinem Veranstaltungsprogramm zur quirligen Neustadt

Es gibt besondere Menschen und Institutionen im Stadtteil. Sie fallen auf, weil sie besonders präsent sind, sich für etwas engagieren oder in der Nachbarschaft aktiv sind. Wir haben Marvin Marckwardt und Thorben Köhn vom Kulturlokal Gastfeld in der Neustadt gesprochen.

Gastfeld
Die Kulturkneipe in der Gastfeldstraße wurde 1911 eröffnet. Marvin Marckwardt

Das Gastfeld ist aus der Neustadt nicht wegzudenken. Schon seit 108 Jahren besteht an Ort und Stelle eine Kneipe. Sie gilt als die älteste im Stadtteil und hat im Lauf der Zeit viele Wandlungen erlebt. Seit drei Jahren sind Marvin Marckwardt und Thorben Köhn für ihre Geschicke verantwortlich. Sie haben die kleine Gastronomie von der rustikalen Raucherkneipe in ein beliebtes Kulturlokal verwandelt.

Lässiges Konzept in denkmalgeschütztem Bau

In einem prächtigen, denkmalgeschützten Gebäude an der Gastfeldstraße 67 ist das Lokal beheimatet. Altbau-Charme mit hohen Decken und großen Bogenfenstern, gemütliche Holztische und auch eine kurios altertümliche Couchgarnitur warten auf die Besucherinnen und Besucher. Der Hingucker ist aber vor allem das hohe Tresenregal im Jugendstil hinter der Theke.

Konzert im Gastfeld
Regelmäßig treten Bands im Gastfeld auf. Gastfeld

„Nachdem wir das Gastfeld übernommen hatten, haben wir natürlich renoviert. Dabei sind wir im hintersten Winkel des Kellers auf das Tresenregal gestoßen. Wir haben es dann mühevoll restauriert“, erzählt Marvin Marckwardt. Der Inhaber der Gastronomie hat die Entwicklung von der typischen, etwas verstaubten Eckkneipe hin zu dem lässigen, neuen Konzept gemeinsam mit Geschäftsführer Thorben Köhn und weiteren Personen angeschoben.

Während der Kulturwissenschaftler vor allem hinter den Kulissen wirkt, ein spannendes Konzertprogramm und wechselnde Fotoausstellungen auf die Beine stellt, ist Thorben Köhn nahezu jeden Tag hinter dem Tresen anzutreffen. „Wir haben das Konzept so angelegt, dass es für ein gemischtes Publikum geeignet ist. Wir sind nicht nur eine Hipster-Bar. Hier treffen sich genauso Stammtische mit 50- bis 60-jährigen Gästen wie Studierende, die zum Beispiel die Konzerte besuchen“, sagt der Wirt, der von seiner Freundin Marie Kück unterstützt wird. Die entspannte, ein bisschen verrückte, kreative und bunte Mischung aus Veranstaltungen im Gastfeld passt einfach zu den Menschen in der Neustadt.

"Wir bieten immer Anlass für einen Besuch"

„Wir haben eine tolle Getränkekarte mit allein vier verschiedenen Fassbieren und diversen Störtebecker-Sorten. Außerdem gibt es eine riesige Sammlung von Spielen, die sich Interessierte nehmen können. Die Gäste wissen einfach, dass wir hier immer einen Anlass für den Besuch bieten und dass man in lockerer Atmosphäre andere Leute kennenlernen kann“, schildert Thorben Köhn. Originelle Veranstaltungen wie zum Beispiel die Quizz-Abende, der Poetry-Slam „Lesen für Bier“ und Tischkicker-Veranstaltungen sind eine Spezialität der Kulturkneipe.

Letzteres ist übrigens das zweite Standbein von Thorben Köhn, der mit Flixen eine höchst rührige Firma für den Verleih von mobilen Tischkickern und die Organisation von Kickerturnieren leitet. „Ich bin von Haus aus eigentlich Politikwissenschaftler und habe aus Spaß an der Sache Flixen gegründet. Das Angebot hat sich ziemlich schnell verselbstständigt, obwohl ich nie Werbung dafür gemacht habe. Irgendwann war meine ursprüngliche Arbeit nicht mehr so wichtig und ich bin komplett auf Flixen umgestiegen“, erzählt der 42-Jährige. Dass er mal Wirt werden würde, hätte er im Traum nicht für möglich gehalten. „Im Gastfeld kannte man mich aufgrund der Tischkicker. Als dann ein Nachfolger für die Kneipe gesucht wurde, kam eines zum anderen“, sagt er lachend.

Eröffnung des Gastfelds 1911
Von der Eckgastronomie bis zur Kultkneipe: Das Gastfeld hat eine bewegte Geschichte. Gastfeld

Gastgeber für talentierte, junge Indiepop-Bands

Drei Jahre nach der Übernahme hat sich das Gastfeld als feste Größe im Neustädter Nachtleben etabliert. Das Konzertprogramm hat sogar einen Ruf weit über Bremen hinaus. Dafür zeichnet Gastfeld-Inhaber Marvin Marckwardt mit seinem feinen Gespür für neue, vielversprechende Bands verantwortlich. Er betreibt die Non-Profit-Musikagentur latest pop, die junge, talentierte Indiepop-Formationen entdeckt und fördert. Ihre Bühne haben die Bands im Gastfeld. „Der Andrang ist manchmal so groß, dass Dutzende von Besucherinnen und Besuchern nicht mehr hineinpassen und versuchen, die Konzerte von außen durch die großen Fenster zu verfolgen“, sagt Marckwardt.

Stadtteilköpfe Gastfeld – Theke
Die Einrichtung im Gastfeld ist urig und gemütlich. Kristina Kaysen

Er wählt die Nachwuchsacts selbst aus. „Meine Kriterien sind, dass sie ausschließlich eigene Stücke spielen und das Potenzial für eine große Karriere haben. Alle Bands treten außerdem zum ersten Mal in Bremen auf.“ Zu seiner größten Entdeckung zählt er Ian Late, den er als Straßenmusiker in Berlin kennenlernte. „Er tourt mittlerweile durch ganz Europa und füllt die Säle“, begeistert er sich. Eine große Bühne finden die Formationen von latest pop übrigens auf dem Festival Breminale. Seit 2013 gestaltet die Agentur einen Abend mit ihren Bands im Bremen-Eins-Zelt.

Nähere Infos zum Gastfeld Kulturlokal mit Konzertprogramm, Fotoausstellungen und weiteren Veranstaltungen gibt es auf der Website und auf Facebook.

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Autorenbild Kristina Bumb

Von Kristina Bumb

Für die Leserinnen und Leser außergewöhnliche Orte erkunden und interessante Menschen kennenlernen – das macht den Beruf der rasenden Reporterin so spannend.

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