
Spaziergänge für Gemeinschaft und Lebensfreude
Bremer Projekt schafft neue Begegnungsräume für Seniorinnen und Senioren – mitten in der Stadt und im Grünen
Bewegung, Begegnung und Beteiligung – unter diesen drei Leitgedanken steht das Projekt „Kommst Du mit? GEMeinsam SpazierenGEHEN in der Stadt – Brücken für gesellschaftliche Teilhabe“. Ins Leben gerufen vom Verein Ambulante Versorgungsbrücken und gefördert durch die NDR-Aktion „Hand in Hand für Norddeutschland“ mit der Bürgerstiftung Bremen, bringt es ältere Menschen zusammen, um gemeinsam in Bremen-Mitte sowie der Östlichen Vorstadt spazieren zu gehen – ganz ohne Leistungsdruck, aber mit viel Offenheit für Austausch und neue Eindrücke.
Spazierengehen als Lebenselixier

„Spaziergänge gelten für viele Menschen als Lebenselixier – und das nicht erst seit der coronabedingten Spaziergangswelle“, sagen die Projektkoordinatorinnen Dr. Ingeborg Jahn und Julia Fleige-Völker. Für sie und den Verein war ein zentrales Anliegen, insbesondere alleinlebenden älteren Menschen wieder einen Anlass zu geben, das Haus zu verlassen und Kontakte zu knüpfen.
Denn Gehen an der frischen Luft sei weit mehr als Fortbewegung: „Es hebt die Stimmung ungemein. Es ist die natürlichste Art der Bewegung, braucht kaum Vorbereitung – gute Schuhe und wetterangepasste Kleidung reichen.“ Gleichzeitig eröffne das gemeinsame Gehen neue Perspektiven: „Spaziergänge können Entdeckungsreisen zu neuen Informationen, Sichtweisen und Erfahrungen sein“.
Bewegung als Brücke zur Teilhabe
Mit dem Projekt werden gezielt Brücken gebaut – nicht nur zu mehr Bewegung, sondern vor allem zu gesellschaftlicher Teilhabe. Die Grundidee ist, feste Treffpunkte in Bremen-Mitte und der Östlichen Vorstadt für regelmäßige begleitete Spaziergänge zu schaffen. Die ersten Spaziergänge fanden im Herbst 2025 statt – und stießen direkt auf positive Resonanz.
„Wir haben bislang rund 30 Rückmeldungen erhalten, 25 Personen haben ein- oder mehrmals teilgenommen“, berichten Jahn und Fleige-Völker. Besonders erfreulich sei, dass sich dabei schnell kleine Gruppen bilden: „Es finden sich sehr schnell meist Zweier-Grüppchen, die während des Spaziergangs auch wechseln. Das Wichtigste ist der Kontakt zu anderen Teilnehmenden.“
Auch Menschen aus anderen Stadtteilen – etwa Oberneuland, der Neustadt oder Huchting – zeigten Interesse. Der Bedarf ist da, sogar über die Quartiersgrenzen hinaus.
Spaziergänge mit Wirkung – auch für das Quartier

Neben der individuellen Wirkung auf die Teilnehmenden hat das Projekt auch eine gesellschaftliche Dimension. Die Spaziergänge machen Nachbarschaft erlebbar, stärken das Sicherheitsgefühl – und fördern das Gefühl, gesehen und beteiligt zu sein. Ein Beitrag also zu einer „freundlichen Stadt“, wie es Ingeborg Jahn und Julia Fleige-Völker beschreiben.
Besonders ältere Frauen profitieren von der Gruppe: „Insbesondere die Wallanlagen meiden viele allein – in Gesellschaft fühlt man sich sicherer und die Schönheit der Anlagen kann wieder genossen werden.“ Zwei Spaziergänge wurden von Kontaktpolizistinnen und Kontaktpolizisten begleitet, die über Sicherheit im öffentlichen Raum informierten – ein Angebot, das sehr gut ankam.
Jahn zitiert in diesem Zusammenhang den Soziologen Harald Welzer: „Man muss den Menschen Räume bereitstellen, in denen sie analog reden, Pläne machen, streiten oder einig sein können.“ Solche Orte entstehen mit dem Projekt auch draußen – bei Wind, Wetter und auch mit Sonnenschein im Gesicht.
Ein Ehrenamt mit Nähe – Spazierbegleiter und -begleiterinnen gesucht
Die Spaziergänge werden stets von mindestens zwei Personen begleitet. Ehrenamtliche spielen dabei eine wichtige Rolle: „Sie sind nicht nur Ansprechpartner und Ansprechpartnerinnen, sondern bauen auch Brücken“, so Jahn und Fleige-Völker. Wer mitmachen möchte, sollte Interesse und Zuverlässigkeit mitbringen – sowie Lust, regelmäßig einen Spaziergang mitzugestalten. Voraussetzungen sind ein Führungszeugnis und ein Ehrenamtsvertrag mit dem Verein.
Zum Kennenlernen empfiehlt sich das „Mitschnuppern“ bei Spaziergängen. „Ab 2026 gibt es zudem regelmäßig ein Treffen von Interessierten, die bei der Gestaltung und Weiterentwicklung des Projektes mitdenken, mitgehen und mitmachen möchten“. Diese finden jeweils am 1. Dienstag des Monats von 10.30 bis circa 12 Uhr in den Vereinsräumen in der Humboldtstraße 126 statt. Auch Schulungen sind möglich – und auf Wunsch gibt es sogar eine kleine finanzielle Aufwandsentschädigung.
Ein Projekt mit Zukunft
„Wir hoffen, dass aus den Kontakten während der Spaziergänge noch viel mehr entsteht“, sagen Ingeborg Jahn und Julia Fleige-Völker. Erste Ideen gibt es bereits – etwa Spaziergänge für Menschen im Rollstuhl oder vermehrte Kooperationen mit lokalen Einrichtungen. Wichtig sei, dass das Projekt sich weiterentwickelt – gemeinsam mit denen, die es mit Leben füllen.
GEMeinsam SpazierenGEHEN ist mehr als ein Bewegungsangebot. Es ist ein Schritt hin zu einer Stadt, in der Gemeinschaft, Teilhabe und ein freundliches Miteinander im Öffentlichen Raum selbstverständlich sind.
Auch 2026 geht es weiter. Geplant sind monatliche Spaziergänge an drei Orten:
- Treffpunkt Vereinsräume des Vereins Ambulante Versorgungsbrücken, Humboldtstraße 126: 27. Januar und 24. Februar, jeweils 10.30 Uhr
- Treffpunkt Bürgerhaus Weserterrassen, Osterdeich 70 b: 22. Januar und 19. Februar, jeweils 14 Uhr
- Treffpunkt LAB-Begegnungszentrum im Stadtteilhaus St.-Remberti der Bremer Heimstiftung, Hoppenbank 2-3: 15. Januar und 12. Februar, jeweils 14 Uhr
Die Anmeldung erfolgt per E-Mail an spazierengehen@ambulante-versorgungsbruecken.de oder telefonisch unter 0421 / 69 64 200 (Mo-Fr, 9-13 Uhr). Die Termine werden auch online und durch Aushänge bekannt gegeben.

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