Kattenturm – ein Stadtteil im Umbruch
Das Quartier soll grüner, nachhaltiger und einladender werden
Versiegelte Flächen, ungenutzte Grünflächen, breite Verkehrsachsen, unklare Wege und hochgeschossige Bebauung – das ist Kattenturm. Weitestgehend trist stellt sich das Quartier im Bremer Süden bislang dar. Doch dies soll sich ändern. In den nächsten zwölf Jahren plant die Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung gemeinsam mit anderen Fachressorts, das Gebiet neuzugestalten.
Trotz Sanierungsverfahren vor der Jahrtausendwende und dem Einsatz des Programms „Soziale Stadt“ seit 1999 gibt es in Kattenturm noch städtebauliche Herausforderungen. Das ressort- und handlungsfeldübergreifende Integrierte Entwicklungskonzept (kurz: IEK) hat nicht nur den bestehende Stadtteil mit seinen Problemen analysiert, sondern auch Ziele und Maßnahmen zur Verbesserung definiert. Rund 18 Millionen Euro stehen dafür aus der Städtebauförderung bereit.
70er-Jahre-Stil und viele städtebauliche Missstände
Der Ortsteil Kattenturm in Obervieland spiegelt die Bauweise der 70er-Jahre wider. Entstanden sind damals überwiegend viergeschossige Gebäude und einige bis zu 13-stöckige Hochhäuser. Das Zentrum ist versteckt gelegen. Eine Straßenbahnanbindung ist zwar vorhanden, aber insbesondere die verschiedenen Haltestellen im Zentrum liegen fußläufig weit auseinander. „Im Laufe der Jahre hat sich gezeigt, dass es viele städtebauliche Missstände in diesem Ortsteil gibt. Diese stören die Atmosphäre und die Funktionalität, also die Nutzbarkeit, und die Attraktivität“, sagt Stadtplaner Patrick Chojnowski. Er ist bei der Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung verantwortlich für die Gesamtsteuerung des Stadterneuerungsprozesses in Kattenturm.
Obwohl vieles vorhanden ist, was ein Stadtquartier braucht, lädt Kattenturm momentan nicht gerade zum Verweilen ein. Die Straßenzüge und Häuser wirken monoton. Und die Straßenbahngleise und Verkehrsachsen wirken wie eine Barriere, sodass eine Identifikation mit dem Stadtteil für die Bewohner und Bewohnerinnen bisher schwierig ist. Die beengten Wohnräume bieten zudem wenige Möglichkeiten. Umso wichtiger ist die soziale Infrastruktur. „Deshalb wollen wir ein zusätzliches Wohnzimmer schaffen: das Zentrum von Kattenturm.“
Das Ziel: Ein Ort, an dem sich alle gern aufhalten
Strahlkraft soll das Zentrum für den Stadtteil entwickeln. Das Ziel ist ein Ort, an dem man sich gerne aufhält. Die Menschen sollen nicht nur gerne hier leben und sich mit ihrem Stadtquartier identifizieren – sie sollen sich treffen, zusammenkommen, sich kennenlernen können.
„Wir wollen Räume und ein angenehmes Umfeld schaffen, um soziale Kontakte und Begegnungen zu ermöglichen“, erläutert Patrick Chojnowski. Dazu zählen vor allem Grünflächen und Spielmöglichkeiten. Damit sich auch die Kinder und Jugendlichen in Kattenturm wohlfühlen, ist ihre Mitarbeit gefragt. „Sie sollen mitgestalten, ihre Ideen und Wünsche äußern“, betont der Stadtplaner. „Nur auf diese Weise können wir die Orte so planen, wie sich die junge Generation diese vorstellt.“ Dazu wurde im Stadtteil ein Kinder- und Jugendforum gebildet, das regelmäßig bei den Planungsrunden dabei ist. Auch Schulen sollen hier demnächst noch aktiver miteinbezogen werden.
Aber nicht nur die Kleinen, sondern auch die Großen sind aufgefordert, sich einzubringen. „Bei verschiedenen Aktionen und Beteiligungen vor Ort können Eigentümer und Eigentümerinnen sowie Menschen aus der Nachbarschaft uns ihre Ideen und Impulse mitteilen sowie benennen, was an den Orten verändert werden soll“, so der Stadtplaner.
Neubau in der Mitte
Zunächst steht der Neubau der Gewoba auf der Agenda. Auf der Parkplatzfläche an der Anna-Stiegler-Straße soll bald ein neues Gebäude entstehen, das viele Optionen bietet. „Einerseits wird dort unter anderem das Quartiersmanagement einziehen. Darüber hinaus sind ein Café sowie ein Veranstaltungsraum angedacht. Auch bezahlbaren und barrierearmen Wohnraum wird es in dem mehrstöckigen Haus geben“, sagt Chojnowski, der dadurch eine höhere Besuchsfrequenz im Zentrum erwartet.
Entsiegelte Flächen, neue Bäume und Urban Gardening
Grünflächen, Wälder, Parks tragen zur Erholung bei. Wer sich draußen in der Natur aufhält, entspannt und tankt auf. „Um ein Stück Natur nach Kattenturm zurückzuholen, sollen Flächen entsiegelt und Stadtbäume gepflanzt sowie die bestehenden Grünflächen attraktiver gestaltet werden“, berichtet Patrick Chojnowski von den Vorhaben. So werden die Flächen nicht nur besser genutzt, sondern auch ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung geleistet. „Mit dem Urban Gardening am Gymnasium Links der Weser ist eine erste bauliche Maßnahme in dieser Richtung erfolgt“, berichtet Patrick Chojnowski.
Nachhaltige Mobilität mit Straßenbahn, Fahrrad und Co.
„Für eine nachhaltige Mobilität bringt Kattenturm durch die gute ÖPNV-Anbindung Potenzial mit“, erklärt der Stadtplaner. Diese müsse man nur nutzen. Da die Straßenbahn- und Bushaltestellen bisher weit auseinander liegen und die Gleise das Bild des Zentrums prägen, solle hier ein zentraler, begrünter Bereich mit kurzen Wegen und einer Überdachung entstehen. Damit lasse sich die Attraktivität und Auffindbarkeit des öffentlichen Nahverkehrs steigern.
Wer bisher per Rad oder zu Fuß unterwegs ist, stößt auf Hindernisse und Gefahrenstellen. Um dies zu verbessern, stehen daher der Ausbau von Fußwegen und die Umlegung von Radwegen auf dem Programm. Die Entwicklung soll beispielsweise die trennende Wirkung der Verkehrsachsen verringern. Im Sinne des Klimaschutzes wollen die Initiatorinnen und Initiatoren damit ein Umdenken bei den Menschen in Bezug auf die Wahl des Verkehrsmittels bewirken.
Autorin: Daniela Conrady
Dieser Beitrag ist Teil unseres Themenspecials „Nachhaltigkeit“. Sind Sie interessiert an mehr Artikeln dieser Art? Schauen Sie sich unsere Sammlung von Beiträgen rund ums Thema an.