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Jonni Debus und Katrin Dietl vom Pop Office Bremen
Sarah Meyer

Das Pop Office Bremen unterstützt Musikschaffende

Beratung und Förderung für semiprofessionelle Mitglieder

Die Musikbranche in Bremen hat eine neue Anlaufstelle: Das Pop Office unterstützt und fördert seit Mitte 2022 Musikschaffende in Bremen. Damit hat das kleinste Bundesland einen großen Schritt in Richtung Kunstprofessionalisierung gemacht. Wir haben uns mit Katrin Dietl und Jonni Debus von der Geschäftsführung getroffen.


Was ist überhaupt das Pop Office?

Katrin Dietl: Das Pop Office ist in erster Linie eine Begleitung. Wir kümmern uns um semiprofessionelle Musikschaffende im Land Bremen auf ihrem Weg zur Professionalisierung – mit unterschiedlichen Förderprogrammen. Dabei geht es aber nicht nur um diejenigen, die selbst auf der Bühne stehen, sondern auch um zum Beispiel Label- oder Studio-Inhaberinnen und -Inhaber. Menschen, die im weiteren Kontext etwas mit Musik zu tun haben.

Jonni Debus: Es geht zum einen darum, Künstlerinnen und Künstler, DJs sowie Bands zu fördern, aber eben auch um die wirtschaftlichen Aspekte – also etwa die Gründung zu fördern. Ein weiteres und wichtiges Ziel ist es, die Strukturen im Land Bremen zu stärken. Wir als Pop Office wollen als zentrale Anlaufstelle fungieren. Das heißt, dass wir alle kleinen kulturellen Szenen, die es schon in der Stadt gibt, zusammenfügen. Interessierte können sich so an einem Ort über alle Möglichkeiten informieren.


„Der Vorstand ist mit Personen aus der Bremer Musikszene besetzt.“


Wer gehört zum Pop Office? Wie groß seid ihr schon – und wo wollt ihr noch hin?

Hände halten verschiedene Instrumente hoch
Von Shanty Chor bis Black Metal Band sind alle Musikschaffenden beim Pop Office willkommen. Freepik.com

Katrin Dietl: Unser Büroteam besteht aus drei Personen in Teilzeit. Die Geschäftsführung machen Jonni und ich zusammen, und dazu gibt es noch einen Projektmanager. Hinter uns steht ein sechsköpfiger Vorstand, der paritätisch besetzt ist mit Personen aus der Bremer Musikszene. Und zu uns gehören natürlich auch die Mitglieder. Die sind die Basis unserer Arbeit, und da wachsen wir gerade. Im Vergleich zum Start im letzten Jahr haben wir aktuell die Mitgliederzahl bereits verdreifacht. Gefördert wird der Verein zudem durch die Wirtschaftsbehörde.

Jonni Debus: Den Gedanken an das Projekt gibt es schon sehr lange in den Köpfen der Bremerinnen und Bremer. Die Anfänge wurden dann im April 2021 gemacht, als die Wirtschaftsbehörde Andrea Rothaug als „Pop-Beauftragte“ anstellte. Sie führt seit vielen Jahren in Hamburg Rock City betreut, ebenfalls eine Pop-Förderinstitution. Sie schrieb das Konzept für das Pop Office und interviewte als Grundlage rund 100 Menschen aus der Bremer Musikszene, um die Bedarfe zu ermitteln. Darauf baut unser Konzept auf. Der Verein Pop Office wurde dann im April 2022 gegründet und trägt nun zur Professionalisierung des Landes, aber auch der Künstlerinnen und Künstler bei. Seit September sind Katrin und ich dabei und unterstützen den Verein als Geschäftsführende. Jetzt arbeiten wir daran, die ersten Maßnahmen umzusetzen.


„Es passiert viel Gutes und Neues in der Bremer Musikbranche. Das wollen wir noch enger zusammenbringen.“


Wer kann Mitglied werden?

Katrin Dietl: Mitglied werden können im Grunde alle aus dem Land Bremen, die in irgendeinem Kontext mit der Musikbranche zu tun haben. Also nicht nur Musikerinnen und Musiker selbst, sondern auch Labels oder Gründerinnen und Gründer. Entweder kommen die Interessierten direkt bei uns vorbei und reichen den Antrag in Papierform ein oder sie füllen die digitale Version auf der Website aus. Das ist kein großer bürokratischer Akt, und der Jahresbeitrag kostet nur 60 Euro.

Musikbegeisterte an sich können bei uns allerdings keine Mitglieder werden. Es geht darum, dass wir bei der Kerngruppe bleiben. So können wir sicherstellen, dass die Ausrichtung des Vereins bei den Bedürfnissen der Zielgruppe bleibt. Und genau dafür brauchen wir dann eben auch die Musikerinnen und Musiker da draußen und die Musikschaffenden aus Bremen. Denn über die Mitglieder gestalten wir die Arbeit des Pop Offices.

Jonni Debus: In Bremen gibt es andere Institutionen, die sich mit den weiteren Zielgruppen beschäftigen, beispielsweise Clubverstärker oder die Musikszene Bremen. Mit denen arbeiten wir auch eng zusammen. Es passiert schon sehr viel Gutes und Neues in der Bremer Musikbranche, und das wollen wir einfach noch ein bisschen enger zusammenbringen. Genau dafür brauchen wir unsere Mitglieder.


„Ein Überblick, wen es in der Bremer Musiklandschaft überhaupt gibt“


Wie unterstützt mich dann das Pop Office als Künstlerin oder Künstler?

Ein Sänger und eine Sängerin singen gemeinsam in ein Aufnahmemikrofon.
Das Pop Office Bremen unterstützt Musikschaffende auf ihrem Weg zur Professionalisierung. Freepik.com

Katrin Dietl: Aktuell bieten wir eine kostenlose Orientierungsberatung an. Dafür kann man sich über die Mailadresse anmelden. Darüber hinaus gibt es noch eine Rechtsberatung, in der Musikschaffende beispielsweise Verträge kostenlos prüfen lassen oder andere rechtliche Fragen klären können. Diese Angebote sollen künftig zusammengefasst und um viele weitere Beratungskontexte in unserem Beratungspool angegliedert werden. Dort sitzen vorwiegend Bremer und Bremerhavener Fachleute aus der Musikbranche. Die Beratungsangebote befassen sich dann mit unterschiedlichsten Themen: von Fragen zu Booking und Gema bis hin zum Songwriting. Die 60-minütige Beratungsstunde wird dann 10 Euro kosten.

Jonni Debus: Geplant ist eine Art Keyword-Suche. Die Interessierten geben ein Stichwort ein, zu dem sie eine Beratung brauchen, und bekommen automatisch alle Expertinnen und Experten angezeigt, die dafür zuständig sind. So kann einfach und schnell ein Termin zum Kennenlernen vereinbart werden. Und Musikschaffende können sich einen Überblick verschaffen, wen es in der Bremer Musiklandschaft überhaupt alles so gibt. Denn auch das ist eine unserer Aufgaben als Pop Office: Wir strukturieren nicht nur, sondern zeigen ebenso auf, wo man sich melden kann. Das gilt für regionale Maßnahmen und Angebote genauso wie für bundesweite.

Anfang Mai 2023 beginnt beispielsweise unsere Netzwerkveranstaltung „POPup MEETup“. Die findet im Falstaff in der Bremer Neustadt statt. Das Thema ist Onlinemarketing. Wir haben gemerkt, dass in den bisherigen Beratungen Social Media und die Selbstvermarktung sehr gefragte Bereiche sind. Es sind verschiedene Fachleute eingeladen, mit denen man sich austauschen und in Diskurs treten kann – aber natürlich auch mit anderen Künstlerinnen und Künstlern.

Wer auf dem Laufenden bleiben möchte, sollte unseren Newsletter abonnieren. Dort informieren wir über aktuelle Themen und Veranstaltungen wie beispielsweise unseren Live-Fonds. Damit unterstützen wir gezielt Künstlerinnen und Künstler, die Auftritte außerhalb von Bremen haben, und beteiligen uns an den Übernachtungs- und Reisekosten. Und ansonsten werden wir dieses Jahr viel auf Reisen sein, um uns auf Festivals und Branchen-Konferenzen zu vernetzen. Unser Ziel ist nämlich auch, dass wir die Bremer Künstlerinnen und Künstler über das Bundesland hinaus bekannt machen.


„Bei uns sind alle willkommen – von Shanty Chor bis Black Metal Band.“


Welche Vorteile bietet der Verein Künstlerinnen und Künstler?

Beratungsraum im Pop Office Bremen
Musikschaffende können jederzeit im Pop Office vorbeischauen und eine kostenlose Beratung vereinbaren. Sarah Meyer

Jonni Debus: Die Musikschaffenden profitieren vor allem von jeder Menge Angebote, sehr viel Wissen und von der Vernetzung. Die Bedarfe sind da – jetzt müssen Interessierte sie nur nutzen. Keiner muss Angst haben, zu uns zu kommen. Kommt einfach vorbei und klopft an die Scheibe – oder schreibt uns über das Kontaktformular! Dann schauen wir, wie wir helfen oder gegebenenfalls vermitteln können.

Katrin Dietl: Uns ist wichtig, dass die Künstlerinnen und Künstler auf uns zukommen. Denn nur so kann die Verbindung hergestellt werden und guter Support möglich sein. Wir haben das Wort „Pop“ im Namen, das mag vielleicht eine kleine Hürde für einige sein. Bei uns bedeutet Popmusik allerdings alles – exklusive Klassik und Jazz in Reinform. Ansonsten ist bei uns jede und jeder willkommen: von Shanty Chor bis Black Metal Band. Also bitte nicht von diesem Wörtchen „Pop“ abschrecken lassen, ihr gehört alle dazu.


„Wir wurden in Bremen super aufgenommen und arbeiten eng mit anderen Institutionen zusammen.“


Wie sieht im Moment eure tägliche Arbeit aus?

Jonni Debus: An erster Stelle steht gerade die Konzeption. Wir treffen uns aktuell mit vielen Menschen aus der Bremer Szene. Letztens waren wir beispielsweise in Bremerhaven und haben mit dem Kulturamt gesprochen. Wir arbeiten auf Hochtouren an dem Live-Fonds. Der soll so niedrigschwellig wie möglich sein, damit es für die Antragsstellenden einfach ist, davon zu profitieren.

Und auch wir lernen zurzeit total viele spannende Künstlerinnen und Künstler sowie andere Menschen aus der Branche kennen, von denen wir natürlich ganz viel Wissen abzapfen. Wir wurden in Bremen super aufgenommen und arbeiten eng mit anderen Institutionen zusammen. Langsam merken wir, dass uns die Musikschaffenden wahrnehmen und wissen, dass wir sie unterstützen können.

Katrin Dietl: Genau. Überall da, wo wir schon nach außen getreten sind, war das Interesse äußerst rege. Darüber freuen wir uns natürlich sehr. Und das gilt es nun weiter auszubauen mit den geplanten Veranstaltungen in diesem Jahr.


„Wer noch so alles dabei ist, verraten wir in der nächsten Zeit.“


Habt ihr denn schon bekannten Persönlichkeiten unterstützt oder für den Verein gewinnen können?

Katrin Dietl: Unsere Zielgruppe sind Semiprofis auf dem Weg zur Professionalisierung. Deshalb haben wir jetzt logischerweise noch nicht mit den ganz großen Stars zu tun gehabt. Aber natürlich ist das ein Teil des Traums, auf den wir hinarbeiten. Wir bereiten mit unserer Arbeit den Boden und unterstützen, sodass wir es später schaffen, die Talente aus Bremen auch überregional bekannt zu machen.

Jonni Debus: Platt gesagt, brauchen uns die berühmten Persönlichkeiten nicht. Die kommen allein zurecht. Wir versuchen, die Semiprofessionellen dahin zu bekommen, dass sie in Bremen, aber auch überregional bekannter werden. Wir haben in unserem Beratungspool ganz, ganz viele renommierte Branchenfachleute sitzen, mit denen man sich austauschen kann. Mit dabei sind unter anderem Timo Warkus von Team Scheisse und Jay Pop/Jonte von Erotik Toy Records, der auch für die Breminale im Booking sitzt. Wer noch so alles dabei ist, werden wir in der nächsten Zeit verraten.

Veranstaltungen und aktuelle News gibt es auf der Website Pop Office Bremen und auf Instagram.

Von Sarah Meyer

Als waschechtes Küstenkind liebe ich alles, was der Norden zu bieten hat. Vor einigen Jahren zog es mich von der Wurster Nordseeküste in die Hansestadt – und jetzt schlägt mein Herz für die Weser.

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