
Biodiverse Cities: Mehr Grün für Bremen
Ein Pilotprojekt für mehr Artenvielfalt und Klimaanpassung in Gröpelingen
Der Klimawandel ist mit Hitzeinseln und Starkregen auch in unserer Stadt deutlich spürbar. Probleme bereiten auch in Bremen zu viele zu stark versiegelte Flächen. „Laut unserer Klimaanpassungsstudie für Gröpelingen 2023 fehlt es an städtischem Grün“, weiß Marius Wittmann, Projektmanager „Biodiverse Cities“ bei der Senatorin für Umwelt, Klima und Wissenschaft der Freien Hansestadt Bremen.
Pilotprojekt für mehr Grün und Artenvielfalt in Gröpelingen

Damit Bremen künftig grüner und klimafreundlicher wird, gibt es ein Pilotprojekt in Gröpelingen, das hier ansetzt und die Biodiversität in den Mittelpunkt stellt. Im Projekt „Biodiverse Cities“ entwickelt die Stadt zusammen mit der Bremer Umweltberatung und dem Artec Institut für Nachhaltigkeit an der Universität Bremen Maßnahmen, um die Biodiversität und die Artenvielfalt durch sogenannte „naturbasierte Lösungen“ in der Stadtentwicklung zu fördern.
„Biodiverse Cities“ ist ein EU-Interreg-Projekt für den Nordseeraum, das die Vernetzung und den Austausch verschiedener nordeuropäischer Städte und Regionen initiiert. Mithilfe von 5,5 Millionen Euro Fördermitteln sollen in diesen Städten qualitativ hochwertige Grünräume mit einer abwechslungsreichen heimischen Flora geschaffen werden, die für die Ansiedlung unterschiedlicher Populationen von Insekten, Vögeln und anderen Tieren durch neue Lebensräume sorgt.
Entsiegeln und Begrünen
2022 startete das Projekt, das nun für alle in den zwei Piloträumen im Lindenhof und dem Gewerbegebiet Riedemann-Reiherstraße in Gröpelingen sichtbar ist. Erste Maßnahmen sind bereits umgesetzt, andere in Vorbereitung. „400 Quadratmeter Fläche haben wir inzwischen entsiegelt und beispielsweise mit Wildblumen begrünt. Circa 400 weitere Quadratmeter sind in Planung“, sagt Marius Wittmann. Zusätzlich gibt es Beratungsangebote für private Haushalte sowie Akteurinnen und Akteure aus dem Stadtteil durch die Bremer Umweltberatung. „Beteiligung ist unbedingt erwünscht. Deshalb ist uns der Wissenstransfer so wichtig“, betont der Experte, der ein Bewusstsein bei der Bevölkerung durch umfassende Information schaffen will. „Denn jede und jeder von uns kann seinen oder ihren Beitrag zu einem besseren Klima in der Stadt und zur Förderung der Artenvielfalt leisten.“
Mitmachen erwünscht: Jede Tat verbessert das Mikroklima
Schutz vor den Folgen des Klimawandels beginnt im Kleinen. Ob Balkonkästen mit regionalen Blühmischungen, Regenwassernutzung, Entsiegelung des eigenen Carports oder die Begrünung der Hausfassade oder des Dachs – Ansatzpunkte gibt es viele. Jede noch so kleine Tat verbessert spürbar das Mikroklima und hilft zugleich der Artenvielfalt. Wer in diesem Zusammenhang Informationen sucht oder eine Beratung benötigt, dem steht die Bremer Umweltberatung zur Seite – auch wenn es um passende Förderungen aus dem Programm „Schwammstadt“ geht.
Was bereits in Gröpelingen umgesetzt wurde
2024 bepflanzten erstmals Anwohnende und Mitarbeitende der Firma Baumrausch gemeinsam 16 Hochbeete auf dem Bürgermeister-Ehlers-Platz. Das sogenannte Pop-up-Grün entstand und schuf etwa 60 Quadratmeter Grünfläche. Die Aktion war nicht nur für das Klima gut, sondern brachte auch Nachbarinnen und Nachbarn mit Spaß an der Sache zusammen. „Um ein Bewusstsein für das Thema zu schaffen, haben wir dazu Schulen, Kindergärten und Anwohnende gleichermaßen mit ins Boot geholt“, so Marius Wittmann.

„Im kommenden Frühjahr geht Pop-up-Grün in die letzte Runde mit dem Ziel, die Hochbeete an Akteurinnen und Akteure im Stadtteil zu verteilen“, berichtet der Projektmanager, der damit auch auf den positiven Einfluss von Grün auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen vor Ort hinweist. „Der Blick ins Grüne senkt nachweislich Stress. Biodiversität ist damit also nicht nur ‚nice to have‘, sondern ein zentraler Bestandteil einer klimaresilienten Stadt und einer gesunden Stadt.“
Von Entsiegelung und Kühlung der Stadt
In den Gröpelinger Piloträumen ist seit dem Projektstart bereits einiges passiert. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Partnern wie Kultur vor Ort wurden am Torhaus Nord beispielsweise kleinere Flächen entsiegelt, gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung Bremen ebenfalls im Gewerbegebiet Riedemann-Reiherstraße. Hier erfreuen inzwischen Wildblumenwiesen nicht nur die Menschen, sondern dienen auch als Nahrungsquelle für Bienen und Hummeln und Co. Das eingebrachte Totholz lädt neben Insekten auch Vogelarten ein, sich anzusiedeln.
Der Lindenhof mit dem Bürgermeister-Ehlers-Platz gehört zu den am dichtesten bebauten Vierteln in Gröpelingen, in dem Beton und Asphalt dominieren. Hitze staut sich hier, und Wasser kann nicht im Boden versickern. Die Folgen des Klimawandels sind unmittelbar für die Anwohnenden zu spüren. Neben dem Pop-up-Grün sorgt die stückweise Entsiegelung von „urbanen Restflächen“ für mehr Kühlung im Viertel und ein leichteres Versickern des Regenwassers.
Grüne Infrastruktur für ein klimaresilientes Gröpelingen

Zu den geplanten baulichen Maßnahmen zählt die Umgestaltung der Rasteder Straße in eine Klimastraße mit neu gepflanzten Bäumen in Tiefbeeten und einer Pflasterung aus Klimasteinen, die das Versickern von Regenwasser zulassen. Außerdem ist ein „Grüner Korridor“ mit vielen Blühwiesen, Totholzeinbringung und durchwachsenen Flächen angedacht. Die bauliche Umsetzung wird unterstützt aus Mitteln der Städtebauförderung bei der Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung.
Im Gewerbegebiet Riedemann-Reiherstraße, das durch viele ansässige Unternehmen geprägt ist, spielen Privatgrundstücke eine entscheidende Rolle. Denn neben der Entsiegelung von Flächen stellen die Begrünung von Dächern und Fassaden sowie die Regenwasserspeicherung mögliche Klimaanpassungsmaßnahmen mit positiven Effekten für die Artenvielfalt dar. Marius Wittmann sagt: „Auch hier ist es unser Ziel, eine Sensibilisierung für das Thema zu erreichen, um langfristig die ansässigen Unternehmen als Partner für eine artenreiche und biodiversitätsfördernde Gestaltung des Stadtteils zu gewinnen. Das bringt nicht nur was für Klima und Umwelt, sondern wirkt sich positiv auf die Lebensqualität der Menschen aus.“
Autorin: Daniela Conrady
Dieser Beitrag ist Teil unseres Themenspecials „Nachhaltigkeit“. Sind Sie interessiert an mehr Artikeln dieser Art? Schauen Sie sich unsere Sammlung von Beiträgen rund ums Thema an.