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Eingang Schwankhalle
Tjark Worthmann

Die Schwankhalle Bremen in der Neustadt

„Wir schauen genau hin, für wen wir da sein können!“

In unserer Stadt befindet sich ein kultureller Ort, der seit Jahren spannende und innovative Kunstschaffende und Kreative aus aller Welt anzieht: die Schwankhalle. Dieses besondere Zentrum für zeitgenössische darstellende Kunst hat sich als treibende Kraft für Innovation und Experimentierfreudigkeit auf der Bühne in der regionalen, nationalen und internationalen Kulturszene etabliert. Wir trafen uns zum Gespräch mit der Künstlerischen Leiterin Anna K. Becker zu einem Kaffee im Foyer des Hauses.

Die historische Geschichte des Ortes, in dem sich die Schwankhalle heute befindet, ist an vielen Ecken noch zu bemerken. Die alte Bausubstanz schaut mit ihren roten kreidigen Backsteinen und rostigen metallischen Verbindungsstreben noch hier und dort aus den Wänden heraus und trägt ganz unbewusst dazu bei, einen Ort der Hinschauens und Beachtens zu schaffen.

Schwankhalle bietet experimentelle Ansätze und interdisziplinäre Zusammenarbeit

Bis zum Zweiten Weltkrieg wurden in der damaligen Remmer-Brauerei noch verschiedene Biersorten gebraut und große Fässer hin und her gerollt. Heute räumen Kunstgruppen aus der ganzen Welt ihre Bühnenbilder in einen der beiden Säle in der Schwankhalle. Mit Platzkapazitäten von 120 und 80 Sitzen, Probebühnen und Gästewohnungen besteht in der Neustadt eine sehr gute Infrastruktur, um erfolgreiches Theater zu gestalten. „Es ist schön zu sehen, wie hier alle zusammenarbeiten und sich gegenseitig miteinander austauschen sowie jeder und jede auch inhaltlich etwas beisteuern kann“, sagt Becker über die Stimmung vor Ort.

Seit 2012 wird der Trägerverein Neugier e.V. als Betreiber und Veranstalter institutionell durch den Bremer Senator für Kultur gefördert. Die Schwankhalle ist Mitglied von vis-a-vis Neustadt, dem Bremer Landesverband freie darstellende Künste (LafdK), den überregionalen Netzwerken Freischwimmen und NFT – Netzwerk freier Theater und kooperiert mit klangpol. Das Theater sieht sich in seiner Aufgabe als Spielstätte für freie darstellende Künste. Ein wesentliches Merkmal des Hauses ist die Offenheit für experimentelle Ansätze und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Hier kommen Kunstschaffende verschiedener Disziplinen zusammen, um gemeinsam neue Wege der kreativen Gestaltung zu erkunden. Dieser kollaborative Ansatz spiegelt sich in den vielfältigen Produktionen wider, die in der Schwankhalle entstehen – von avantgardistischen Theaterstücken über innovative Tanzperformances bis hin zu interaktiven Installationen. Ein solidarisches Preissystem macht es dabei auch für Menschen mit wenig kulturellem Budget einfach, Kunst zu erleben.

„Wir möchten mit unserem Programm ein diverses Publikum ansprechen.“

Schwankhalle Leitung
Katrin Hylla und Anna K. Becker bilden die Künstlerische Leitung der Schwankhalle Bremen. Janna Schmidt

„Wir kriegen natürlich viele Anfragen und Bewerbungen. Doch es gibt schon ein paar Ausschlusskriterien, was die Möglichkeiten der Finanzierung betrifft. Wir schauen, was uns interessiert und wo wir das Gefühl haben, das muss erzählt werden und es passt an diesen Ort. Wir möchten mit unserem Programm ein diverses Publikum ansprechen“, erzählt Becker, die zusammen mit Katrin Hylla für die Künstlerische Leitung des Hauses zuständig ist. Rahel Häseler komplettiert das weibliche Führungstrio der Schwankhalle als Geschäftsführerin.

Das Gelände der ehemaligen Brauerei am Buntentorsteinweg wurde im Rahmen der Stadtentwicklung ab 1992 Schritt für Schritt saniert. Seitdem erfüllen die Städtische Galerie und die Musikerinitiative Bremen e.V. den ehemaligen Gär- und Lagerkeller mit künstlerischem Leben. Im renovierten Sudhaus sind ein Restaurant und Wohnungen untergebracht. Theater, Tanz und Musik gibt es seit Herbst 2003 in den Räumlichkeiten. Die Verantwortlichen sehen die Schwankhalle in der Neustadt als Ort des Austausches und der Begegnung. Workshops, Diskussionen und Veranstaltungen schaffen einen Platz für alle Menschen, die vielleicht an anderen Orten der Stadt nicht so viel Aufmerksamkeit erfahren.

„Wir verstehen den Auftrag der Teilhabe und schauen genau hin.“

Programm Schwankhalle
In der Schwankhalle erwartet die Gäste ein diverses Programm. Tjark Worthmann

Stets mit der Schwankhalle verbunden ist zudem das Engagement für soziale und politische Themen. Immer wieder werden in den Produktionen und Veranstaltungen des Hauses gesellschaftliche Fragen aufgegriffen und diskutiert. Dabei dient die Kunst als Mittel zur Reflexion und zur Anregung von Debatten über aktuelle Herausforderungen. „Wir verstehen den Auftrag der Teilhabe und schauen genau hin, wo und für wen wir da sein können – für Menschen, die noch nicht so viel Aufmerksamkeit erhalten“, sagt Becker. „Wir versuchen, in unserer Arbeit eine Öffnung auf den unterschiedlichsten Ebenen stattfinden zu lassen“, so die Künstlerische Leiterin. Aktuell bietet das Theater beispielsweise regelmäßig Stücke am Nachmittag für Familien an. Jedoch mit zeitgleicher Kinderbetreuung, damit die Eltern trotz eines stressigen Alltags auch einmal gemeinsame Zeit für Kultur finden. Darüber hinaus arbeitet die Schwankhalle kontinuierlich daran, Barrieren im Veranstaltungsbetrieb abzubauen und die Zugänglichkeit des Programms zu erweitern. So werden etwa regelmäßig Vorstellungen mit Audiodeskription für blinde und sehbehinderte Besucherinnen und Besucher angeboten und für einige Events stehen Übersetzungen in deutscher Gebärdensprache zur Verfügung.

Mit diesem offenen Geist und der experimentellen Ausrichtung sowie ihrem Engagement für gesellschaftliche Themen bereichert die Schwankhalle nicht nur das kulturelle Angebot in der Neustadt, sondern übt ihren Einfluss auch weit über die Stadtgrenzen Bremens hinaus aus.

Weitere Informationen zur Schwankhalle finden Interessierte auf der Internetseite des Theaters in der Neustadt.

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Von Tjark Worthmann

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