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Packhaustheater

Das Packhaustheater Bremen ist wieder geöffnet

Norddeutsche Unterhaltung im Schnoor

Das traditionsreiche Packhaustheater im Bremer Schnoor feiert sein Comeback: Schon bald hebt sich hier wieder der Vorhang. Mit Jörn Meyer und seinem Team vom Metropol Theater Bremen übernimmt ein erfahrener Betreiber das Haus und bringt frischen Wind in die historische Spielstätte. Statt des bisherigen Namenszusatzes „Komödie“ setzt das Theater künftig auf Themen mit starkem regionalem Bezug. Im Mittelpunkt stehen norddeutsche Geschichten, bremische Persönlichkeiten und Ereignisse, die die Stadt geprägt haben. Für die künstlerische Leitung konnte der bekannte Schauspieler, Regisseur und Autor Dirk Böhling gewonnen werden, der das Profil des Theaters prägen und ihm eine unverwechselbare Handschrift geben soll. Schon ab Oktober startet der neue Spielplan – mit einem Stück über Lale Andersen, einem Einakter über Elvis Presleys Ankunft in Bremerhaven und weiteren Programmpunkten, die Kulturgeschichte und Unterhaltung auf hanseatische Art miteinander verbinden. Im Interview berichten die beiden Theatermacher über das aktuelle Geschehen im Packhaustheater.


Das Packhaustheater stand einige Zeit leer, wie kam es nun zum Engagement der Metropol Theater Bremen GmbH?

Jörn Meyer: Seitdem die Komödie in Bremen im Schnoor den Spielbetrieb eingestellt hat, stand die Frage im Raum: Was passiert mit dieser Spielstätte? Ich fand das Theater schon immer spannend. Dann entstand im Austausch mit Dirk Böhling die Idee, norddeutsche Geschichten oder zumindest regionale Inhalte auf die Bühne zu bringen. Das hat mich gleich überzeugt. Also haben wir uns das Haus noch einmal angesehen – und schnell entschieden: Wir probieren das aus. Es war kein jahrelang geplanter Prozess, sondern eine Gelegenheit, die sich ergeben hat. Wir wollten die Spielstätte unbedingt erhalten, weil wir das Potenzial gesehen haben.

Herr Böhling, Sie sind künstlerischer Leiter am neuen Packhaustheater. Wie kam es dazu?

Dirk Böhling
Dirk Böhling ist künstlerischer Leiter des Packhaustheaters im Schnoor. Tjark Worthmann

Dirk Böhling: Ich war gerade im Urlaub, als Jörn Meyer mich anrief und sagte: „Ich will das machen, aber nur mit dir.“ Da habe ich sofort zugesagt. Ich kenne das Haus gut, mag es sehr und sehe hier großes Potenzial. Ich habe die letzten 30 Jahre viel inszeniert, gespielt und geschrieben – in Bremen und in ganz Deutschland. Kreativen Freiraum hatte ich immer, aber jetzt kann ich vieles direkt hier in meinem eigenen Theater umsetzen. Und ich komme mit dem Fahrrad zur Probe – das ist tatsächlich ein Luxus.

Können sie das künstlerische Konzept für das Packhaustheater näher erläutern?

Dirk Böhling: Uns ist es wichtig, keine Stücke zu spielen, die es so bereits in Bremen gibt. Also kein Boulevard, keine Krimis, keine Schenkelklopfer-Komödien, keine Shakespeare-Inszenierungen. Stattdessen wollen wir norddeutsche Stoffe auf die Bühne bringen – Geschichten aus Bremen und der Region, die aber – ganz wichtig – immer eine Allgemeingültigkeit haben. Wir starten mit „Lale Lili Marleen“ über Lale Andersen und das berühmte Lied, das im Krieg an beiden Fronten die Waffen schweigen ließ. Danach folgt „Meine Nacht mit Elvis“, ein Stück, das in Bremerhaven spielt. Außerdem ein Stück über Paula Modersohn-Becker, ab Dezember eine Komödie mit Heidi Jürgens und Christian Bergmann und Schnoorgeschichten mit Heini Holtenbeen. Dazu kommen Gastspiele mit Yasmina Reza, die Legende vom Ozeanpianisten, und im November ein Abend zum 100. Geburtstag von Hildegard Knef. Auch Bremer Künstler wie Ann Doka oder Denis Fischer treten hier zukünftig auf.

Der Fokus liegt damit auf einem anderen Profil als das Metropol Theater Bremen am Richtweg …
Jörn Meyer: Genau. Im Metropol Theater treten sehr bekannte Stars auf, es gibt Revuen und Konzerte – das ist eher die große Bühne. Das Packhaustheater im Schnoor hingegen ist klein, intim und eignet sich perfekt für kleinere Produktionen, Lesungen oder Nachwuchskünstler. Wir wollen dort norddeutsche Inhalte spielen, aber auch Gastspiele ermöglichen. Manche Formate wirken in einem großen Saal verloren, hier können sie nun genau die richtige Atmosphäre entfalten.


„Eine Bühne, die Raum für Experimente lässt.“


Welche Zielgruppe wollen Sie damit ansprechen?
Jörn Meyer: Wir sehen vor allem Menschen zwischen 30 und 40 Jahren, die Lust auf authentische Stücke mit regionalem Bezug haben. Aber natürlich auch ein jüngeres Publikum, wenn es um Stand-up oder Nachwuchs-Comedy geht. Das Theater soll ein Ort sein, an dem Neues ausprobiert werden darf – und wo das Publikum auf den 170 Sitzplätze sehr nah dran ist.

Herr Böhling, Sie sind Schauspieler, Regisseur, Autor – und auch Radiomoderator. Was tun Sie eigentlich am liebsten?

Dirk Böhling: Mein Beruf ist Schauspieler, Regisseur und Autor, in dieser Reihenfolge. Am liebsten spiele ich tatsächlich. Aber auch Stücke schreiben macht mir Freude. Radio ist ein schöner Nebenjob, aber Theater ist und bleibt meine Leidenschaft.

Zum Schluss: Was dürfen die Bremerinnen und Bremer vom Packhaustheater in den nächsten Jahren erwarten?
Jörn Meyer: Authentische Stücke mit norddeutschem Bezug, Nachwuchstalente, Lesungen – kurzum: eine Bühne, die Raum für Experimente lässt. Wir wollen Schritt für Schritt herausfinden, was funktioniert. Wichtig ist uns, dass das Packhaustheater wieder lebt und seinen Platz in der Bremer Kulturlandschaft findet.

Dirk Böhling: Genau. Wir wollen unser Publikum finden – und auch wiederfinden. Dass die Menschen Lust haben, ihre eigenen Geschichten auf der Bühne zu erleben. Theater ist ein unmittelbares Erlebnis, man kann es nicht streamen oder nachholen. Unser Ziel ist, dass niemand das Packhaustheater verlässt, ohne zu sagen: „Das war ein schöner Abend.“

Mehr Informationen finden sich auf der Internetseite des Packhaustheater in Bremen.

Dieser Beitrag ist Teil unseres Themenspecials „Theater Bremen“. Sind Sie interessiert an mehr Artikeln dieser Art? Schauen Sie sich unsere Sammlung von Beiträgen rund ums Thema an.

zum Themenspecial „Theater Bremen“

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Autorenbild Tjark Worthmann

Von Tjark Worthmann

Ich fahre am liebsten mit der Vespa oder der Schwalbe durch unsere schöne Hansestadt und entdecke dabei immer wieder geheime Wege und versteckte Orte.

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