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Molly Blume von Will Gmehling
Peter Hammer Verlag

„Molly Blume“: Was tun mit Handy-süchtigen Eltern?

Der Bremer Autor Will Gmehling schreibt Bücher für Kinder und Jugendliche

Molly Blume plant einen kalten Entzug – nicht ihren eigenen, sondern den ihrer Eltern. Denn Mollys Mama und Papa sind Smartphone-süchtig. Die Neunjährige sperrt die beiden daher zu einer Handy-Entgiftung in den Keller. Drei Tage lang sollen sie dort verbringen – ohne Kontakt zu ihren geliebten Social-Media-Kanälen und zur Außenwelt. Molly hat alles perfekt vorbereitet. Ihre Eltern versorgt das Mädchen durch die Katzenklappe. Sie selbst geht dabei ihren eigenen Dingen nach: Sie liegt im Gras, guckt in die Wolken und denkt über alles nach, was ihr in den Sinn kommt …

Will Gmehling liest in Grundschulen

Molly Blume: Autor Will Gmehling
Der Bremer Kinderbuchautor Will Gmehling stellt seine Bücher deutschlandweit vor. privat

„Molly Blume“ heißt das neue Buch von Will Gmehling – passend illustriert von Anna Schilling. Der Kinderbuchautor aus Bremen hat bereits zahlreiche Werke veröffentlicht, die in viele Sprachen erschienen. 1998 debütierte er mit „Tiertaxi Wolf & Co.“. Der Kinderroman „Freibad“ (2019) ist sein bisher erfolgreichstes Buch. Es wurde mehrfach ausgezeichnet, beispielsweise mit dem „Deutschen Jugendliteraturpreis“. Mit seinen Werken ist der Autor zudem viel auf Reisen und liest in Schulen – deutschlandweit.

Doch was ist jetzt eigentlich mit den Eltern von Molly Blume? Das Ende des Buches wird an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Doch es bleibt die Hoffnung, dass die beiden einsehen, wie wichtig es ist, Zeit mit ihrem Kind zu verbringen – und nicht mit Followern und Social-Media-News. Denn dass die Eltern von Molly kein Einzelfall sind, beobachtet der Autor häufig. Es sind die Gegebenheiten des Alltags, die ihn zu seinen Geschichten inspirieren, wie er uns im Interview verrät.


Molly Blume: Szene am Frühstückstisch
Molly ist genervt. Ihre Eltern gucken nur noch auf ihre Smartphones. Das muss sich ändern! Peter Hammer Verlag

Herr Gmehling, mussten Sie selbst schon einmal entgiftet werden?
Will Gmehling: Eigentlich muss ich mich ständig selbst entgiften (lacht). Als ich meine Kinder großgezogen habe, gab es allerdings noch keine Smartphones. Doch ich kenne das Problem natürlich auch bei mir selbst. Aber es geht hauptsächlich darum, dass ich immer wieder in Cafés, Straßenbahnen – egal, wo – Eltern beobachte, die überhaupt nicht mehr mit ihren Kindern kommunizieren. Sie starren auf ihre Smartphones – und die Kinder sitzen daneben.

Wer Kinder hat, weiß, dass man mit ihnen eigentlich tief kommunizieren müsste. Das kann man schon, wenn sie noch klein sind. Wenn sie größer werden, dann wird die Kommunikation meist ja auch schwieriger (lacht). Aber es gibt ja diese 10 bis 15 Jahre, in denen man mit Kindern reden kann. Das sind fantastische und privilegierte Zeiten. Doch dass man das immer wieder unterbricht, indem man aufs Smartphone glotzt oder dem Kind am besten noch ein Tablet in den Kinderwagen packt, damit es ruhig ist – das ist echt schlimm. Und eigentlich wissen das auch alle.


„Normalerweise redet man immer von dem Handykonsum der Kinder. Das hat mich genervt.“


Cover des Kinderbuchs Molly Blume von Will Gmehling
„Molly Blume“ ist das neue Kinderbuch von Will Gmehling. Peter Hammer Verlag

Und auch viele junge Menschen – nicht nur Molly Blume – weisen ihre Eltern darauf hin …
Wenn ich mit dem Buch in die Schulen gehe und den Kindern erzähle, dass die Eltern in dem Buch süchtig sind – aber nicht nach Kokain, dann erhalte ich sofort die Antwort: „Nach Handys!“ Die Grundschulkinder kennen das alle. Das ist schon wirklich traurig. Normalerweise redet man immer von dem Handykonsum der Kinder. Das hat mich genervt. Darum habe ich ein Buch über den Handykonsum der Eltern geschrieben.

Das Buch ist sehr lustig geschrieben. Hatten Sie dennoch dabei den Hintergedanken, dass die Erwachsenen während des Lesens ihren eigenen Medienkonsum einmal überdenken sollten?
Wenn ich schreibe, habe ich jetzt nicht unbedingt immer einen pädagogischen Anspruch. Ich wollte eben eigentlich ein lustiges, aber auch ein relativ drastisches Buch schreiben. Doch jede Mutter, jeder Vater, die das Buch vorlesen, werden dadurch natürlich sofort angegangen.

Entstehen Ihre Bücher hauptsächlich aus Alltagsbeobachtungen?
Meine Bücher spielen immer in sehr realistischen Räumen, meistens in einfachen Familien und einfachen Gegenden. Natürlich muss man dabei auch viel beobachten. Man sollte als Autor immer zur Alltagswelt Kontakt haben. Meine Bücher spielen nicht irgendwo in magischen Schulen, sondern dort, wo wir sind: beim Bäcker, in Hochhäusern, in Freibädern.


„Kinder zwischen 5 und 15 sind eine ganz tolle Zielgruppe.“


Was ist für Sie so reizvoll daran, Bücher für Kinder zu schreiben?
Erst einmal ist es eine gute Kundschaft. Ich mag Kinder gern. Sie sind ein besseres Publikum als Erwachsene. Ich habe früher auch mal Lyrik für Erwachsene geschrieben. Die Lesungen waren eigentlich immer langweilig. Aber wenn man in eine Grundschule kommt, ist es immer wieder Neuland. Die Veranstaltungen sind toll – und die Kinder sind meistens sehr aufgeweckt. Man kommuniziert einfach mit spontanen Wesen.

Kinder zwischen 5 und 15, für die ich schreibe, sind eine ganz tolle Zielgruppe. Sie sind fantasievoller als die meisten Erwachsenen. Und dann ist es auch noch so, dass mir diese Art von Geschichten eigentlich besser gefallen. Ich schreibe ungern über mich oder über die vielen Probleme, über die Erwachsenenbücher sprechen. Mir gefallen andere Themen besser. Deshalb bin ich gut im Kinderbuch angesiedelt.

„Molly Blume“ von Will Gmehling und Illustratorin Anna Schilling ist im Peter Hammer Verlag erschienen und für 14 Euro erhältlich. Einen kleinen Eindruck vom Buch gibt es in einem Video auf der Seite des Verlags. Dort liest Will Gmehling einige Seiten vor.

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Autorenbild Linda Bussmann

Von Linda Bussmann

Ich bin eine waschechte Ostfriesin und überzeugte Norddeutsche. Vor vielen Jahren zog es mich in die Hansestadt. Bremen ist seitdem meine zweite Heimat geworden.

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