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Letzte Hilfe - junge umfassen alte hände
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Kurse zum Thema „Letzte Hilfe“ in den Stadtteilfilialen

Wie man einen sterbenden Menschen begleiten kann

Den Begriff Erste Hilfe kennt man. Doch es gibt auch die sogenannte Letzte Hilfe, für die in Bremen Seminare angeboten werden. Die Vortragenden erklären dort, wie man sterbende Menschen besser begleiten kann.

Die letzten Wochen zu Hause verbringen

mensch umarmt seniorin
In Geborgenheit zu Hause sterben zu können, ist für viele ein wichtiger Wunsch. Guzov Ruslan/Freepik.com

Der Tod ist noch immer ein Tabu-Thema. Man spricht nicht gern über den letzten Weg. Der Gedanke ist zu schmerzhaft und macht Angst. Allerdings könnten Angehörige ihre Lieben in den letzten Tagen besser und mit weniger Sorgen betreuen, wenn das entsprechende Wissen vorhanden ist. In Letzte Hilfe Kursen, die im Rahmen des gleichnamigen Projektes nach der Idee des Arztes Georg Bolling gestaltet sind, möchte der Hospizverein Horn Informationen zu dem herausforderungsvollen Thema vermitteln und ein wenig die Furcht vor der Begleitung Sterbender nehmen.

Die meisten Menschen möchten zu Hause in Geborgenheit einschlafen. Doch die Angehörigen sind damit oft überfordert. „Gerade rund um das Lebensende herrscht viel Unsicherheit und teilweise auch Unwissen. Letzte Hilfe Kurse sollen Angehörige ermutigen, ihre Lieben auch in den letzten Monaten und Wochen zu Hause zu behalten“, erklärt Christian Woiwode, Koordinator des Hospizvereins Horn. Vielen Betroffenen sei gar nicht bekannt, dass es Unterstützungsmöglichkeiten gibt und sie nicht alleine vor dieser Herausforderung stehen müssten. „In unseren Kursen ist darum ein großer Punkt, das regionale Netzwerk darzustellen – zum Beispiel aus Pflegediensten, Hospizdiensten und Bestattungsunternehmen“, schildert der erfahrene Hospizarbeiter und Sozialpädagoge. Das kleine 1×1 der Sterbebegleitung, das die Kurse vermitteln, ist „ein kleiner Mosaikstein, der dazu beiträgt, dass die Menschen so lange wie möglich zu Hause bleiben können“, so Christian Woiwode.

Die Fragen, die im Letzte Hilfe Kurs behandelt werden, sind vielfältig:

  • Woran kann ich erkennen, dass jemand wahrscheinlich demnächst stirbt?
  • Was für Maßnahmen sind dann zu ergreifen?
  • Wann muss der Hausarzt informiert werden?
  • Kann Palliativmedizin die Schmerzen der oder des Sterbenden lindern?
  • Kann der betroffene Mensch zu Hause für immer einschlafen oder ist ein stationärer Aufenthalt im Hospiz doch das Richtige?
  • Was kann man ohne Medikamente für die Schmerzlinderung tun?
  • Wie kann ich mit jemandem kommunizieren, der nicht mehr reden kann, kaum noch hört oder sieht – oder gar nicht mehr reagiert?

Kette der Palliativversorgung in der letzten Hilfe

Bohlen stehen im Meer und bilden einen Weg
Damit ein Mensch den letzten Weg nicht alleine gehen muss, kann ein Netzwerk gebildet werden. Freepik.com

Analog zu der bekannten Rettungskette der Ersten Hilfe gibt es eine Kette der Palliativversorgung, schildert der erfahrene Hospizarbeiter Christian Woiwode weiter. Palliativversorgung beschreibt ganz generell eine spezialisierte medizinische und pflegerische Versorgung, die die Folgen einer Erkrankung lindern hilft, wenn keine Aussicht auf Heilung mehr besteht. Die Gesundheit kann nicht mehr wieder hergestellt werden. Doch Leid und Schmerzen können abgemildert werden, um in den letzten Monaten und Wochen möglichst viel Lebensqualität zu erhalten. In der Palliativkette der Letzten Hilfe informieren Angehörige, professionelle und ehrenamtliche Helferinnen und Helfer einander, wenn sich bei dem oder der Betreuten etwas verändert. Nur dann können alle Hand in Hand zum Wohl der oder des Sterbenden agieren.

Rechtzeitig Vorsorge treffen

Auch rechtliche und vorausschauende Fragen sind Thema im Letzte Hilfe Kurs. Es geht zum Beispiel darum, rechtzeitig eine Patientenverfügung oder Vorsorgevollmacht festzulegen sowie sich über Wünsche für die Bestattung zu informieren. „Damit kann sichergestellt werden, dass die Angehörigen wissen, was der sterbende Mensch möchte. Denn man kann irgendwann vielleicht nicht mehr danach fragen“, sagt Christian Woiwode.

Der Letzte Hilfe Kurs ist für jeden geeignet, der sich mit dem Thema befassen möchte. Es muss dabei nicht um einen konkreten Fall gehen. Der Kurs wird an einem Nachmittag durchgeführt und dauert 3,5 Stunden. Die Teilnahme ist kostenlos. Über eine Spende für den ambulanten Dienst des Hospiz Horn würde sich der Veranstalter freuen.


Die Kurse zur Letzen Hilfe richtet der Hospizverein Horn aus. Dessen Mitarbeitende betreuen in Bremen Schwerstkranke und sterbende Menschen sowie ihre Angehörigen im Rahmen eines ambulanten Hospizdienstes. Rund 80 Ehrenamtliche suchen dabei die Menschen in ihrem Zuhause, im Pflegeheim oder Krankenhaus auf. Sie schenken den Sterbenden und ihren Familien Zeit, begleiten sie mit fachlichen Informationen und einfühlsamen Gesprächen oder sind einfach nur da und halten die Hand. Rund 130 solcher Begleitungen führen sie pro Jahr durch. „Es ist ein kostenloses Angebot, und unsere Hospizlerinnen und Hospizler werden darauf intensiv vorbereitet. Sie absolvieren für ihr Ehrenamt eine Schulung mit einem Umfang von 100 Unterrichtsstunden“, schildert Koordinator Christian Woiwode. Seminare bietet der Hospizverein ebenso für Fachkräfte aus Medizin und Pflege an, damit auch dort der Umgang mit dem Lebensende so gut wie möglich gelingt.

Der letzte Hilfe Kurs: Kleines 1 x 1 der Sterbebegleitung

Sparkassen-Filiale Neustadt: Das Hospiz Horn und das Projekt "Letzte Hilfe" informieren in der Sparkassen-Filiale über wichtige Themen rund um die Sterbebegleitung.

Zur Veranstaltung
Der letzte Hilfe Kurs: Kleines 1 x 1 der Sterbebegleitung

Sparkassen-Filiale Schwachhausen: Das Hospiz Horn und das Projekt "Letzte Hilfe" informieren über das kleine 1x1 der Sterbebegleitung.

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Autorenbild Kristina Bumb

Von Kristina Bumb

Für die Leserinnen und Leser außergewöhnliche Orte erkunden und interessante Menschen kennenlernen – das macht den Beruf der rasenden Reporterin so spannend.

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