
#(in)visible: Farge – Eine digitale Spurensuche zur NS-Geschichte
Interaktive Führung mit der Actionbound-App
In wenigen Wochen geht in Bremen-Nord ein einzigartiges digitales Bildungsprojekt an den Start: die digitale Führung „#(in)visible: Farge“. Dahinter steckt das Team des Denkorts Bunker Valentin. Es hat die Smartphone-basierte Führung mithilfe der App Actionbound erstellt, mit der die Nutzer und Nutzerinnen sich ab Mai auf eine interaktive Entdeckungsreise durch den Stadtteil Farge begeben können – um mehr über die Rolle des Dorfes im Nationalsozialismus zu erfahren.
Entdeckung der NS-Geschichte vor Ort

„Die unmittelbare Nähe vom Bunker zum Stadtteil macht es möglich, unsichtbare Spuren der NS-Vergangenheit auf dieser Führung direkt an Ort und Stelle sichtbar zu machen und zu kontextualisieren“, erläutert Christel Trouvé, wissenschaftliche Co-Leiterin des Denkortes Bunker Valentin. „Es ist eine Art Schnitzeljagd, bei der es nicht nur um Fakten geht, sondern auch um die Auseinandersetzung mit der Verantwortung und den komplexen Zusammenhängen zwischen dem Dorf Farge und den Ereignissen des Nationalsozialismus.“ Das Projekt soll helfen, historische Zusammenhänge sichtbar zu machen, die sonst möglicherweise übersehen werden.
Verdecktes wieder sichtbar machen
Was auf den ersten Blick vielleicht unsichtbar erscheint, wird durch die digitale Führung erlebbar gemacht. „#(in)visible: Farge“ beleuchtet nicht nur historische Fakten, sondern regt dazu an, über die Auswirkungen des Nationalsozialismus auf die Dorfgemeinschaft nachzudenken. Welche Rolle spielten die Menschen in Farge und Umgebung? Wer profitierte von den Systemen der Zwangsarbeit und der nationalsozialistischen Organisationen? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt der interaktiven Tour und sollen den Teilnehmenden helfen, das damalige Geschehen besser zu verstehen.
Spurensuche und Reflexion in einem
Die digitale Spurensuche führt die Teilnehmenden zu insgesamt 15 Stationen. Jede davon thematisiert ein wichtiges Element der NS-Vergangenheit und ist mit multimedialen Inhalten sowie Aufgaben verknüpft. Eine Station zeigt etwa den Wohnort des Lagerarztes, der während des Bunkerbaus „Valentin“ eine zentrale Rolle spielte, während an einer anderen Station die Einflüsse der Hitlerjugend in Farge verdeutlicht werden.
„Es geht darum, die Verstrickungen des Dorfes in das NS-System zu verstehen und zu reflektieren, wie Menschen in dieser Zeit Teil des Systems wurden – sei es durch Profite oder durch schweigende Zustimmung“, erklärt Christel Trouvé. Das Wissen um diese Vergangenheit und ihre Folgen sei gerade heute von enormer Bedeutung. „Es geht nicht nur darum, historische Fakten zu vermitteln, sondern auch darum, ein Bewusstsein für Unrecht, Rechtsextremismus und Faschismus zu schaffen, die in unserer Gesellschaft noch immer präsent sind“, betont Trouvé.
„#(in)visible: Farge“ – Für alle zugänglich

Ein besonderer Vorteil des Projekts ist die Zugänglichkeit: Die Führung kann auf mobilen Endgeräten kostenlos genutzt werden. Das bedeutet, dass jeder oder jede – ob allein, in Gruppen oder als Schulklasse – auf eigene Faust auf Spurensuche gehen kann, ohne zusätzliche Kosten oder die Notwendigkeit eines Besuchs des Denkortes. „Actionbound bietet eine sehr benutzerfreundliche Plattform, die es ermöglicht, eigenständig und flexibel zu lernen“, erklärt Trouvé. „Die App bietet eine einfache, aber tiefgründige Möglichkeit, sich mit der Geschichte auseinanderzusetzen.“
Das Projekt richtet sich an ein breites Publikum, von Jugendlichen bis hin zu Erwachsenen. Besonders für Schulen und Bildungseinrichtungen bietet „#(in)visible: Farge“ eine wertvolle Ergänzung zu herkömmlichen Lehrmethoden und bietet die Möglichkeit, Geschichte auf eine interaktive und ansprechende Weise zu vermitteln.
Ein Schritt in die Zukunft der Bildungsarbeit
Mit der Einführung von „#(in)visible: Farge“ zeigt das Team des Denkortes Bunker Valentin, wie digitale Formate die historische und politische Bildung bereichern können. „Wir sind überzeugt, dass solche Angebote einen wichtigen Beitrag zur Erinnerungskultur leisten und gleichzeitig ein Bewusstsein für die Bedeutung der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit schaffen“, so Trouvé abschließend.
Ab Mai steht „#(in)visible: Farge“ allen Interessierten zur Verfügung. Wer mehr über die Rolle des Stadtteils Farge im Nationalsozialismus erfahren möchte, kann sich die App kostenlos herunterladen und auf Entdeckungsreise gehen. Die Führung kann ganz einfach über den QR-Code gestartet werden, der beim Launch der Führung freigeschaltet wird.