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Edeltraud Hennemann sitzt lächeln inmitten ihrer Skulpturen
Kristina Bumb

Galerie Lichthof Kunstfabrik – Veranstaltungsort mit Flair

Wechselnde Schauen, Kunstmarkt, Vorträge, Jazzkonzerte, Atelier und mehr

Edeltraud Henneman öffnet lächelnd die Tür zur Galerie Lichthof-Kunstfabrik
Edeltraud Hennemann lädt mehrmals im Jahr zu Ausstellungen und Veranstaltungen ein. Kristina Bumb

Der Besuch in der Galerie Lichthof Kunstfabrik ist ein Erlebnis. Wer den Kulturort im Burglesumer Ortsteil Marßel zum ersten Mal betritt, kommt aus dem Staunen erst einmal nicht heraus. Ein wenig versteckt liegt die Galerie, die zugleich ein Veranstaltungszentrum und noch immer einen Geheimtipp unter Kulturfreunden bildet. Durch eine hohe Toreinfahrt steuert man auf den Rotklinkerbau zu, der dank Schornsteinen und Sheddach sofort als historische Industriearchitektur zu erkennen ist. Durch eine doppelflügelige Tür geht es hinein in diesen stimmungsvollen Veranstaltungsort, der zugleich Künstlerin Edeltraud Hennemann als Atelier und Werkraum dient.

Zwei Ausstellungsräume präsentieren sich den Besucherinnen und Besuchern: ein Lichthof und eine Halle, die den Charme eines Industrielofts verströmen. Die Persönlichkeit Edeltraud Hennemanns fügt dem noch jede Menge kreative Energie und Herzlichkeit hinzu. Die 75-jährige Holzbildhauerin und Malerin sorgt für viel künstlerisches Leben an diesem schönen Ort. Sie organisiert regelmäßig wechselnde Ausstellungen mit Gastkünstlerinnen und -künstlern, Konzerte, Lesungen, Vorträge und vieles mehr. Ihre eigenen Holzskultpuren sind ebenfalls zu sehen.

27 Kreative stellen beim „Kleinen Kunstmarkt“ aus

Ausstellungraum im Loft-Stil mit Exponaten eines Holzbildhauers
Der Ausstellungsraum der Galerie verströmt außergewöhnlichen Flair. Kristina Bumb

Eine Gelegenheit, die sehenswerte Galerie Lichthof Kunstfabrik kennenzulernen, ist der „Kleine Kunstmarkt“, den Edeltraud Hennemann vom 28. Oktober bis 5. November 2023 ausrichtet. Er ist für Kulturfans ebenso wie für Familien geeignet. „Ich wollte alle Künstlerinnen und Künstler, die in der Galerie ausgestellt haben, in einer gemeinsamen Schau vereinen. Ich habe sie eingeladen, sich am kleinen Kunstmarkt zu beteiligen – und es haben alle zugesagt“, freut sich die sympathische Gastgeberin.

27 Kreative stellen ihre Werke aus. „Jeder hat einen Meter Wand zur Verfügung und kann ihn frei gestalten – vom Boden bis zur Decke“, erzählt sie. „Es wird sicher sehr bunt und abwechslungsreich. Ich bin gespannt.“ Ob Skulptur, großformatiges Gemälde oder kleine, feine Zeichnung – alles ist erlaubt. Und alles ist zu veräußern. Das Motto lautet: Kunst zum guten Preis. „Man kann investieren, aber auch ein kleines Präsent für Weihnachten finden“, ist sich die Galeristin sicher. Jeden Nachmittag von 15 bis 18 Uhr ist der Kunstmarkt geöffnet. Der Eintritt ist frei, aber Spenden zum Erhalt des einzigartigen Veranstaltungszentrums sind gern gesehen.

Rahmenprogramm zum „Kleinen Kunstmarkt“

Edeltraud Hennemann plant ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm, das auch Kinder anspricht.

  • Sonnabend, 28. Oktober 2023, 15 Uhr: Eröffnung und Vernissage
    Der Burglesumer Ortsamtsleiter Florian Boehlke spricht die Begrüßung. Für musikalische Umrahmung sorgt das Henning Way Quartett mit Swing, Blues und Jazz.
  • Sonntag, 29. Oktober 2023, 11 Uhr: Kinder malen vor den Kunstwerken
    Die Bilder sollen später zwischen den Werken der Erwachsenen in der Galerie hängen. (Bitte eigene Bunt- oder Filzstifte mitbringen.)
  • Mittwoch, 1. November 2023, 19 Uhr: Vortrag von Regisseur und Kurator Peter Schenk über die Entwicklung der Fotografie von der Laterna Magica bis zur Gegenwartskunst und künstlichen Intelligenz.
  • Freitag, 3. November 2023, 18 Uhr: Vortrag von Kunsthistoriker Detlef Stein
    Der Kunsthistoriker spricht über Claude Monet und den Impressionismus in Frankreich, die Salons der Kaiserzeit und Paris als Kunstmetropole jener Jahre. Der Eintritt kostet 15 Euro, eine Voranmeldung ist erwünscht.
  • Sonnabend, 4. November 2023, 17 Uhr: Lesung „Im Gespräch mit den Kunstwerken“
    Historikerin und Germanistin Kathrin Klug schreibt imaginäre Gespräche mit Kunstwerken auf und trägt die unterhaltsamen, erstaunlichen Geschichten vor.
  • Sonntag, 5. November 2023, 11 Uhr: Finnisage

Atelier und Galerie in einer ehemaligen Fabrik

Außenansicht der Galerie Lichthof Kunstfabrik in Bremen-Marßel
Die Galerie ist in einem historischen Farbikgebäude ansässig. Kristina Bumb

Die Persönlichkeit und Erfahrung Edeltraud Hennemanns gehen Hand in Hand mit dem außergewöhnlichen Gebäude, wenn es um das Flair der Galerie Lichthof Kunstfabrik geht. 1845 öffnete die Fabrik an der Stader Landstraße 64 erstmals ihre Tore. Damals war dort eine Brauerei ansässig. Denn auf dem Areal entspringt eine Quelle, die man nutzen wollte. Später siedelte sich eine Fabrik für Hammerstiele an, die aus amerikanischem Hickory-Holz bestanden. Mit dem Zweiten Weltkrieg kam allmählich das Ende der Fabrikation. Nach einer erneuten Umwidmung drehten nun Frauen Zigarren und Tabakerzeugnisse in dem Rotklinker-Gebäude. Wer sich in Marßel auskennt, den wundert es nicht, dass sich die Kunstfabrik in Nachbarschaft der bekannten Zigarrenfabrik befindet. In dieser hält heute das Mitmachmuseum Köksch und Qualm die Erinnerung an die guten alten Zeiten aufrecht.

Noch andere Gewerke und Fabrikationen folgten, bevor Privatleute das Fabrikgebäude erwarben. „Sie wollten einen Teil für sich nutzen, suchten aber auch eine Verwendung für den leer stehenden Lichthof. Ich habe den Raum 2012/13 als Atelier und Lagerraum gemietet“, erzählt Edeltraud Hennemann. Mit viel Eigenleistung gestaltete sie den Lichthof um und richtete ihre Werkstatt ein.

Ein einladend wirkender Tisch mit Sühlen steht mitten in diversen Holzskulpturen von Edeltraud Hennemann.
Kettensägenskulpturen von Edeltraud Hennemann in ihrem Atelier und Lager. Kristina Bumb

Im Lichthof führte sie erfolgreich erste Ausstellungen mit ihren Kettensägenskulpturen und Bildern durch – und traute sich bald noch mehr. „Ich entschied mich, die obere Halle ebenfalls zu mieten. Ich wollte ein kleines Veranstaltungszentrum daraus machen und den Raum anderen Künstlerinnen und Künstlern zur Verfügung stellen“, sagt sie.

Die Einnahmen aus den Kulturveranstaltungen verschiedenster Art dienen übrigens vor allem dazu, die Kunstfabrik als besonderen Ort für die Öffentlichkeit zu erhalten. Die rührige 75-Jährige nutzt ihren (Un-)Ruhestand dazu, sich ehrenamtlich zu engagieren: als Kunstsinnige für Kunstsinnige. Und das gelingt ihr bewundernswert gut: „Die historische Bausubstanz verleiht den Räumen ein solches Flair. Alle, die hier waren, kommen gerne wieder.“

Bildhauerin Edeltraud Hennemann – Feingeist mit Kettensäge

Nahaufnahme von bunten Kettensägenskulpturen von Edeltraud Hennemann
Kaum zu glauben, dass die Künstlerin ihre ausdrucksstarken, kleinen Skulpturen mit der Kettensäge fertigt. Kristina Bumb

Wer die kleinen, ausdrucksstarken Holzskulpturen von Edeltraud Hennemann betrachtet, tippt als Letztes darauf, dass die Bildhauerin sie mit der Kettensäge geschaffen hat. Man glaubt eher an Schnitzerei als ein riesiges, lärmendes Werkzeug, mit dem andere Bäume fällen. „Ich habe diese Kunstform selbst auf einer Ausstellung entdeckt: bei der ‚Expo‘ im Jahr 2000. Ich beobachtete dort einen Holzbildhauer, der mit der Kettensäge arbeitete und wusste: Das ist meine Ausdrucksform“, sagt die zierliche Künstlerin.

Die Art der Bearbeitung faszinierte sie so stark, dass sie Werkstätten besuchte und recherchierte. „Das Klassische ist nicht so meins. Ich bin auch kein geduldiger Mensch“, sagt sie und lächelt. „Die Kettensäge ist mein Werkzeug – wie ein Bleistift. Bei dieser Arbeit bin ich ganz bei mir, in einer tiefen Konzentration.“

Haus-Skulpturen aus Holz von Edeltraud Hennemann stehen auf schwarzen Stelen
Neben Menschen hat Edeltraud Hennemann auch Häuser in skulpturale Form gefasst. Kristina Bumb

Ihre Werke – meist Menschen in Bewegung, aber auch Abstraktes und Figürliches – sollen Geschichten erzählen. Mal geht es um Zwischenmenschliches, mal um eine politische Aussage zu einem Thema, das Edeltraud Hennemann bewegt: „Die Skulpturen sind alle ein Stück von mir, sie haben alle Seele.“ Die Kreativschaffende stammt aus Karlsruhe, studierte Gestaltende Kunst an der Hochschule für Künste in Bremen und absolvierte eine Weiterbildung an der Europäischen Kunstakademie in Trier. Ihre Werke wurden schon auf zahlreichen Ausstellungen präsentiert. In der Galerie Lichthof Kunstfabrik in Marßel kann man stets eine Auswahl zu den Öffnungszeiten betrachten und bestaunen.

Standort und Öffnungszeiten

Die Galerie Lichthof Kunstfabrik ist an der Stader Landstraße 64, 28719 Bremen, ansässig. Einige Parkplätze befinden sich vor dem Gebäude. Zudem ist sich die Bushaltestelle Burgedammer Ring nicht weit entfernt.

Die Öffnungszeiten sind an die jeweiligen Veranstaltungen angepasst, können aber auch individuell abgesprochen werden. Weitere Informationen zu Veranstaltungen und Edeltraud Hennemann finden Interessierte auf der Website der Galerie.

Autorenbild Kristina Bumb

Von Kristina Bumb

Für die Leserinnen und Leser außergewöhnliche Orte erkunden und interessante Menschen kennenlernen – das macht den Beruf der rasenden Reporterin so spannend.

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