Das WUSEUM: Ein Besuch im Vereinsmuseum von Werder Bremen

Wie kam es zu der Idee des WUSEUM und zur Gründung?
Marika Diesing: Die Basis für die Eröffnung eines Museums sollte eine interessante und ausreichend umfangreiche Sammlung sein. Also es sollte etwas zu präsentieren geben – und das ist bei Werder der Fall gewesen. Das Vereinsarchiv ist gut gefüllt mit diversen Objekten, die im WUSEUM gar nicht alle ausgestellt werden können. Es gab 1999 eine Art Testlauf. Eine Sonderausstellung im Focke-Museum zum 100-jährigen Bestehen des Vereins zeigte eine erste Auswahl unserer Sammlung. Und dann gab es einige glückliche Fügungen wie das Engagement des Vereins, finanzielle Mittel und verfügbare Räumlichkeiten. Letztendlich eröffnete das WUSEUM dann Ende 2004.

„Die Papierkugel darf natürlich nicht fehlen.“

Welche besonderen Sammlungsstücke gibt es im WUSEUM?
Marika Diesing: Wir präsentieren im WUSEUM einen guten Querschnitt der Vereinsgeschichte seit der Gründung 1899. Es gibt eine chronologisch strukturierte Vitrinenpassage, die die wichtigsten Stationen der Werdergeschichte darstellt – bis in die Gegenwart. Dabei darf die Papierkugel natürlich nicht fehlen. Sie ist auf jeden Fall ein sehr besonderes Stück in der Sammlung, weil damit viel Emotionalität einhergeht: Es geht um den HSV, ein paar wirklich verrückte Wochen und nicht zuletzt auch um einen großen sportlichen Erfolg – das Erreichen des UEFA-Cup-Finals. Und auch ein Trikot von Diego Maradona ist mit dabei. Welches Ausstellungsstück das besonderste ist, kann ich gar nicht sagen. Das überlasse ich jedem Besucher und jeder Besucherin selbst, dies zu entschieden. Denn alle setzen ganz persönliche Schwerpunkte.

Zu aktuellen Anlässen – ob positiv oder negativ – setzen wir unterschiedliche Akzente und heben gewisse Stücke hervor – beispielsweise ein Teil vom abgebrochenen Torpfosten, der eine ganz eigene Geschichte zum Wiederaufstieg in der Saison 21/22 erzählt. Neben der klassischen Vitrine mit Pokalen und Wimpeln haben wir viele emotionale Ausstellungsstücke ausgestellt.

Im WUSEUM zu finden ist beispielsweise ein selbst gestrickter Pullunder aus den Haaren von Pico – ein Heidschnuckenbock, der als Maskottchen des Vereins fungierte. Über solche individuellen Stücke freuen wir uns und schauen, dass wir sie auch ausstellen können. So gibt es auch einen vermeintlich recht unscheinbaren kleinen Werder-Wimpel aus dem Meisterjahr 1965, eine Leihgabe einer ehemaligen Praktikantin. Der Wimpel gehörte ihrem verstorbenen Vater, der ein großer Werderfan war und so einen Platz im WUSEUM gefunden hat. Das sind Geschichten, die das WUSEUM und unsere Ausstellung auszeichnen – sie erzählen die emotionale Verbindung der Besucher und Besucherinnen zum Verein.

„Für Kindergeburtstage haben wir eine Torwand.“

Welche besonderen Angebote und Aktionen gibt es für Gruppen?
Marika Diesing: Das WUSEUM organisiert immer wieder Aktionen, etwa für Schulklassen – vor allem in Kombination mit Stadionführungen. An diesem Ort werden auch manchmal Wandertage verbracht. Wir haben regelmäßig Klassen da, teilweise auch Berufsschulklassen, die eine solche Stadionführung machen. Dann kommt beispielsweise der Green Keeper mit dazu, wenn es sich um angehende Landschaftsgärtnerinnen und Landschaftsgärtner handelt.

Außerdem gibt es immer wieder Anfragen von Studierenden, die zum Thema Nationalsozialismus recherchieren. Aber auch Anfragen zu Ahnenforschung erreichen uns häufig von Privatpersonen.

In den Oster- und Herbstferien haben wir zwei besondere Aktionen für Kinder und Familien. Dann werden Osterhasen beziehungsweise Lebkuchenherzen im WUSEUM versteckt. Die Kinder dürfen raten, wie viele es insgesamt sind. Und Kindergeburtstage können auch bei uns gefeiert werden. Das ist dann eine Kombination aus einer Stadiontour und einem Rundgang durch das WUSEUM. Nebenan steht zusätzlich eine Torwand.

„Hier gibt es nämlich viel mehr zu sehen als nur Fußbälle.“

Welche Bedeutung hat das WUSEUM für den Verein und die Stadt Bremen?
Marika Diesing: In den vergangenen fast 20 Jahren hat sich das WUSEUM etabliert und eine bedeutende Rolle für den Verein und die Stadt Bremen eingenommen. Viele Menschen, die zum ersten Mal hier waren, waren oftmals verwundert, dass es sich um ein „richtiges“ Museum handelt. Hier gibt es nämlich viel mehr zu sehen als nur Fußbälle, Trikots oder Schuhe. Etabliert haben wir uns aber auch, indem wir ein Teil vieler regionalen Netzwerke sind.

Wir sind zum Beispiel seit vielen Jahren bei der „Langen Nacht der Museen“ dabei und engagieren uns im Arbeitskreis der „Bremer Museen für Alltagsgeschichte“. Darüber hinaus sind wir Mitglied im „Netzwerk deutschsprachiger Fußballmuseen und Vereinsarchive“. Uns ist es bei all dem wichtig, authentisch zu bleiben und diesen Ort zu etwas Besonderem zu machen – nicht nur für Fußballfans.