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Fotos aus Gröpelingen, Walle, Findorff
Becker/Bumb/FR

Cornelia Wiedemeyer – Die Leiterin des Ortsamtes West im Interview

„Meinen Beitrag für die drei Stadtteile leisten“

Fast 100.000 Menschen leben in den drei Stadtteilen Walle, Gröpelingen und Findorff. Verwalterisch betreut werden sie vom Ortsamt West. Seit Mai 2023 ist Cornelia Wiedemeyer die neue Leiterin der Behörde. Die 61-Jährige freut sich auf die Tätigkeit für die drei so unterschiedlichen Stadtteile mit ihren vielfältigen Potenzialen. SPOT sprach mit ihr über ihre Verwurzelung im Bremer Westen und die wichtigsten Aufgaben, die aktuell auf der Agenda stehen.


SPOT: Warum haben Sie sich für die Tätigkeit im Ortsamt West beworben?

Cornelia Wiedemeyer vor dem Walle-Center
Cornelia Wiedemeyer lebt selbst schon seit langem und mit Begeisterung im Bremer Westen. FR

Cornelia Wiedemeyer: Ich habe mich bewusst für diese Tätigkeit entschieden, weil ich glaube, dass das für mich selbst ein schöner Abschluss meiner beruflichen Biografie ist. Ich war unter anderem zwölf Jahre Mitglied der Bremischen Bürgerschaft und habe mich da auch immer für den Bremer Westen eingesetzt. Außerdem wohne ich seit etwa 40 Jahren im Bremer Westen und bin dort seit langem ehrenamtlich tätig. Unter anderem habe ich das Gröpelingen Marketing mitgegründet und war dort Vorsitzende. Als Ortsamtsleiterin kann ich meine Kraft voll einsetzen, um meinen Beitrag für die drei Stadtteile zu leisten und die gewählten ehrenamtlichen Stadtteilbeiräte in ihrer Arbeit zu unterstützen.

Welche Themen sind in den einzelnen Stadtteilen gerade besonders wichtig? Was steht für Walle oben auf der Agenda?

Cornelia Wiedemeyer: Was den Beirat in Walle in den letzten Jahren beschäftigt hat und immer noch beschäftigt, ist sicherlich die rasante Entwicklung in der Überseestadt. Da ist ein komplett neuer Ortsteil entstanden. Und es muss noch die notwendige Infrastruktur geschaffen werden. Etwa Verkehrsverbindungen, zum Beispiel durch eine Straßenbahn, aber auch soziale Infrastruktur, damit die Überseestadt ein attraktiver Wohnort für alle wird. Und ich glaube, es ist wichtig, eine Brücke zu schlagen zum alten Teil von Walle.


„Die Überseestadt soll attraktiver Wohnort für alle werden.“


Was ist die Situation in Findorff?

Cornelia Wiedemeyer: Findorff ist ein Stadtteil, der eng besiedelt ist und viele kleine Straßen hat. Sicher hat jeder die Diskussion um die Parkraumsituation mitbekommen. Sie wird noch dadurch verschärft, dass die Bürgerweide mit ihren Großveranstaltungen gleich nebenan ist. Hier müssen wir die gegensätzlichen Positionen zu einer tragbaren Lösung zusammenführen.

Dadurch dass der Stadtteil so beliebt ist, aber baulich relativ verdichtet, ist es außerdem äußerst schwierig, weitere Kitas und Schulplätze zu schaffen. Ein Thema wird auch sein, die Einzelhandelsstruktur zu fördern, die es glücklicherweise in Findorff gibt und die auch sehr bunt ist. Fördern kann man sie zum Beispiel durch eine Steigerung der Aufenthaltsqualität in den Straßen vielleicht durch Bänke und schattige Plätze. Aktuell ist man schon dabei, die große Kreuzung zu entschärfen, um sie für Fußgänger und Radfahrer noch sicherer zu machen. Es soll einfach Spaß machen, in Findorff bummeln zu gehen und zu Fuß unterwegs zu sein.

Die Leiterin des Ortsamts West Cornelia Wiedemeyer mit Sparkassen-Mitarbeiterin vor Glücksrad
Cornelia Wiedemeyer ist bestens vernetzt und immer mittendrin, wie hier beim Gröpelinger Sommer. FR

Mit Gröpelingen sind Sie besonders verbunden…

Cornelia Wiedemeyer: Das stimmt. Ich wohne seit langem in Gröpelingen und bin wie gesagt hier stark vernetzt. Gröpelingen ist der bunteste der drei Stadtteile. Da brauchen wir vor allem weitere Angebote, um den Kindern und deren Familien, die ja teilweise aus vielen Teilen dieser Welt kommen, einen guten Start und vor allen Dingen Chancengleichheit zu ermöglichen. Schulen und Kitas sind da natürlich auch ein Thema. Aber auch viel, was darüber noch hinausgehen muss. Bei den Wohnungsangeboten muss man ebenfalls schauen, dass wir die Attraktivität zum Beispiel für mittlere Einkommensschichten wieder herstellen. So können wir eine gute soziale Durchmischung schaffen.


„Gröpelingen hatte schon immer große Integrationskraft.“


Es ist zum Beispiel durch die Wohnungsbaugesellschaften schon viel gemacht worden. Die Mieten sind zum Glück günstig und oft in einem sehr guten Zustand. Ich wohne jetzt seit 30 Jahren im Stadtteil und nehme ihn so wahr, dass er schon immer eine sehr hohe Integrationskraft hatte. Er war schon immer bunt, quer durch alle Bevölkerungsschichten und Nationalitäten. Und es gab und gibt ein wirklich ein gutes Miteinander. Es ist eine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es so bleibt und noch besser wird. In dieser Vielfalt liegen eine ganze Menge Potenziale, die müssen besser genutzt werden und teilweise erst noch erweckt werden. Die Zuwanderer bringen ja was mit und es ist lohnenswert, dafür zu sorgen, dass sie ihren Platz in der Gesellschaft finden. Wie engagiert die Menschen im Stadtteil sind, kann man sehr gut bei Veranstaltungen wie dem Gröpelinger Sommer oder beim Erzählfestival Feuerspuren sehen.

Gibt es für Sie ein Herzensprojekt, das Sie unbedingt weiter anschieben möchten?

Cornelia Wiedemeyer: Ich würde gerne meinen Beitrag dazu leisten, dass wir der Politikverdrossenheit entgegenwirken du eine höhere Wahlbeteiligung haben. Das gilt für den Bremer Westen insgesamt. Ich würde gerne mit dem Team des Ortsamtes meinen Teil dazu beitragen, dass die Arbeit der Beiräte noch mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung kommt. Und dass es gelingt, noch mehr Bürgernähe zu erreichen. Ganz wichtig finde ich, dass man mit diesen Demokratisierungsprozessen bei Kindern und Jugendlichen anfängt, dass man sie für Beteiligung begeistern kann. Da sind die Beiräte auch gefordert, die Jugendforen zu unterstützen in den Stadtteilen, die ja schon sehr gute. Arbeit leisten. Dafür kann man nicht einfach einen Hebel umlegen. Da muss man richtig hart dran arbeiten.


„Jeder kann etwas, jeder ist gleich viel wert.“


Wie ist Cornelia Wiedemeyer privat?

Cornelia Wiedemeyer: Ich bin verheiratet, habe zwei erwachsene Kinder und drei Enkelkinder. Meine Freizeit verbringe ich gern in unserem Kleingarten in der Waller Marsch. Das schon seit über 20 Jahren. Ich finde, die Zeit mit Familie und Enkelkindern oder mit Gartenarbeit zu verbringen, ist einfach Erholung pur. Ein wunderbarer Ausgleich zum Beruf. Persönlich und auch beruflich sind mir Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Wertschätzung und ein respektvoller Umgang miteinander wichtig – egal, ob man unterschiedliche politische Positionen hat. Durch meine vielen Ehrenämter habe ich immer mit ganz vielen unterschiedlichen Menschen zu tun gehabt. Und ich habe wirklich eine Hochachtung vor allen, die versuchen, sich nach ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten zu engagieren. Jeder kann etwas, jeder kann sich einbringen und ist gleich viel wert.

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Autorenbild Kristina Bumb

Von Kristina Bumb

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