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Zerbrochen auf Wangerooge
Arminia/epubli

Neuer Krimi: Zerbrochen auf Wangerooge

Der Gröpelinger Autor Malte Goosmann schreibt eine Krimireihe um einen Inselpolizisten

In den Wangerooger Dünen, nahe bei einem ehemaligen Kinderheim, finden Passanten Überreste eines menschlichen Skeletts. Steckt ein Verbrechen dahinter? Und wie hängt alles mit einem brutalen Mord an einer Frau in Bremen zusammen? Im Krimi „Zerbrochen auf Wangerooge“ ermittelt der Inselkommissar Petersen in einem besonders erschütternden Fall. Geschrieben hat den spannenden Kriminalroman der Gröpelinger Malte Goosmann. Es ist bereits der sechste Band der Wangerooge-Krimireihe aus der Feder des pensionierten Bremer Lehrers. SPOT hat den 72-Jährigen zum Interview getroffen.


Malte Goosmann
An diesem Schreibtisch entstehen die Krimis von Malte Goosmann. An jedem Band arbeitet er bis zu 1,5 Jahre. Kristina Bumb

Erst Lehrer und Direktor in einer Bremer Schule, dann Krimiautor. Wie passt das zusammen?

Malte Goosmann: Nach der Pensionierung habe ich mir Gedanken gemacht, was ich gerne mit meiner Zeit anfangen würde. Und ich war schon immer leidenschaftlicher Krimileser. So kam eines zum anderen.

Was fasziniert Sie so an Krimis?

Malte Goosmann: Mir haben es vor allem skandinavische Krimis wie beispielsweise die Wallander-Reihe angetan. In diesen Büchern stecken viel intelligente Gesellschaftskritik und spannende Milieustudien. Dabei muss es nicht düster und brutal zugehen wie in manchen aktuellen Thrillern und Krimis. Bei mir darf es gemächlicher und humorvoll sein, so wie ich das Inselleben auf Wangerooge kennengelernt habe.

Gab es etwas, das Sie zu Ihrer eigenen Krimireihe inspiriert hat?

Malte Goosmann: Ja, tatsächlich. Durch eine Zeitungsmeldung im Weser-Kurier wurde ich auf einen realen Fall aufmerksam, wo ein sehr erfolgreicher Bremer Drogenfahnder vom Dienst suspendiert wurde. Er hatte wohl selbst Drogen an Abhängige gegeben, um an die Hintermänner heranzukommen. Er wurde daraufhin vom Dienst suspendiert und ein Straf- und Disziplinarverfahren gegen ihn angestrengt. Das regte bei mir den Gedanken an, diese Figur auf eine Nordseeinsel strafzuversetzen und zu schauen, wie es ihm dort als Inselpolizist ergeht. Von Buch zu Buch wandelt er sich. Zuerst ist er ein verbitterter Mann, der in der Degradierung zum Dorfpolizisten das Ende seiner Karriere und seines Lebens sieht. Doch dann wird er durch die Mordermittlungen herausgefordert, findet Zugang zur Inselgemeinde und macht am Ende seinen Frieden mit Wangerooge.


„Ich liebe das Maritime.“


Krimis mit lokalem Bezug – ob Bremen oder Ostfriesland – sind beliebt. Wieso haben Sie sich Wangerooge als Ort des Geschehens ausgesucht?

Malte Goosmann: Ich verbringe dort seit 30 Jahren meinen Urlaub. Ich bin auf fast allen Nordsee-Inseln gewesen, aber Wangerooge hat mir am besten gefallen. Ich liebe das Maritime, bin früher beispielsweise auch gesegelt. Von der Promenade aus hat man einen direkten Blick in die Deutsche Bucht mit dem Schiffsverkehr. Das gibt es so auf den anderen Inseln nicht. Und man ist sofort am Strand, wenn man aus dem Hotel oder der Ferienwohnung tritt. Ich kenne auf Wangerooge mittlerweile viele Bewohnerinnen sowie Bewohner. Und eine typische verräucherte Insulanerkneipe spielt die Hauptrolle in meinen Büchern. Der Wirt dort ist eine witzige Kultfigur und leistet sich oft Wortgefechte mit meinem Kommissar. Sie bilden ein besonderes Tandem. Den Wirt und die Kneipe gibt es wirklich. Die Namen sind natürlich abgeändert.

Was sagen die Wangerooger dazu, dass sie in Ihren Büchern verewigt sind?

Malte Goosmann: Sie finden es gut. Die Inselbuchhandlungen haben meine Krimis in den Regalen – und der Wirt, der ein guter Bekannter von mir ist, ist stolz darauf, dass er in meinem Krimi vorkommt. Ich habe in seiner Kneipe beispielsweise schon mal einen Bremer Polizisten getroffen und wir haben uns lange unterhalten. Nur so viele Morde wie in meinen Büchern gibt es natürlich nicht auf Wangerooge.


„Ich war selbst erschrocken über das, was da ans Licht kam.“


Goosmann Autor
Malte Goosmanns Ehefrau Monika hat den neuen Krimi illustriert. Im Hausflur hängen viele ihrer Bilder. Kristina Bumb

Ihr aktueller Krimi „Zerbrochen auf Wangerooge“ hat aber einen realistischen Bezug.

Malte Goosmann: Allen meinen Kriminalromanen liegt ein realistisches Thema zugrunde. „Novemberblues“ dreht sich um das Investment in Wohnraum und Ferienanlagen auf Wangerooge, das wie das Betongold auf Sylt die Immobilien für die Insulanerinnen und Insulaner extrem verteuert. Mit dem Grundthema meines aktuellen Buches habe ich offenbar in ein Wespennest gestochen. Es geht um die Verschickung von Nachkriegskindern in Kurheime auf deutsche Nordseeinseln. Sie wurden vor allem wegen Unterernährung massiv verschickt. Aber jetzt kommt erst heraus, was die Kinder dort erlitten haben und wie sie misshandelt wurden. Viele Kinder wurden traumatisiert bis ins Erwachsenenalter. Ich habe wissenschaftliche Aufarbeitungen dazu gelesen, „Report Mainz“ hatte einiges recherchiert und das „Jeversche Wochenblatt“ hat über die Vorfälle auf Wangerooge berichtet. Vier junge Kinderkrankenschwestern haben damals die Vorgänge im Wangerooger Kinderheim zur Anzeige gebracht. Ich war selbst erschrocken über das, was da ans Licht kam, und dachte: Da machen wir einen Krimi draus.

Ein wichtiges und erschütterndes Thema – was haben Sie für Rückmeldungen erhalten?

Malte Goosmann: Ich habe unheimlich viele Leute damit berührt. Sie haben mir gesagt, dass sie es toll finden, dass ich darüber geschrieben habe. Viele meiner Freunde haben angefangen, über ihre eigenen Erlebnisse zu sprechen. Ich war erstaunt und erschrocken, wie viele Betroffene es tatsächlich gibt.

Wie geht es weiter mit Kommissar Petersen und seiner Insel? Ist der nächste Roman schon in Arbeit?

Malte Goosmann: Ja, die Planung dafür läuft. Es soll dieses Mal um einen großen Kriminalfall aus Bremen gehen, dessen Ausläufer bis nach Wangerooge reichen. Allerdings werde ich nicht jünger – und Kommissar Petersen auch nicht. Deswegen denkt er allmählich über seine Rente nach. Wir werden sehen, wie es ihm und mir damit ergeht.


Wer mehr über Malte Goosmann und seinen Kommissar Petersen erfahren möchte, findet alle Informationen auf dieser Seite.

Autorenbild Kristina Bumb

Von Kristina Bumb

Für die Leserinnen und Leser außergewöhnliche Orte erkunden und interessante Menschen kennenlernen – das macht den Beruf der rasenden Reporterin so spannend.

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