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Raumfahrt - Planet Erde aus dem All gesehen
Arek Socha/Pixabay

Berufe am Puls der Zeit: In der Raumfahrt arbeiten

Bei OHB Bremen können duale Studierende den Weg ins All mitgestalten

Digitalisierung, Nachhaltigkeit, soziale Medien – unsere Lebenswirklichkeit verändert sich zurzeit in atemberaubendem Tempo. Das gilt auch für die Berufsbilder, die durch die sich wandelnden Bedürfnisse entstehen. In dieser Reihe stellen wir hochmoderne Berufe vor, die in Bremer Unternehmen angeboten werden. In Bremen ist eines der größten europäischen Raumfahrt-Unternehmen, die OHB SE, ansässig. Wer in das Nachwuchsprogramm für Fachkräfte der OHB aufgenommen wird, kann den Weg des Menschen in den Weltraum mitgestalten.


Satellit SAR_lupe schwebt im Weltraum
Das Aufklärungs-Satellitensystem SAR-Lupe brachte OHB den internationalen Durchbruch. OHB

Erdähnliche Exoplaneten aufspüren, Teil der Mars-Mission sein, Asteroiden am Einschlag auf die Erde hindern, für eine Mondbasis forschen … Bei dem Bremer Raumfahrtunternehmen OHB hat die Zukunft längst begonnen. OHB SE ist einer der größten europäischen Raumfahrtkonzerne. Er hat Bremen zusammen mit der AiraneGroup, Airbus, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt DLR, Forschungsinstituten wie dem ZARM und dem Fallturm der Universität zur Space City gemacht – zum wichtigsten Standort der Raumfahrt in Deutschland.

Meteosat Raumfahrt Satellit schwebt über der Erde
Die Meteosat-Wettersatelliten von OHB spielen eine wichtige Rolle bei der Wettervorhersage. OHB

Für Schulabsolventinnen und -absolventen, die in der Raumfahrt arbeiten möchten, ist ein duales Studium unter dem Dach der OHB der perfekte Einstieg. Das Unternehmen bietet an seinem Hauptsitz in Bremen Plätze für bis zu 40 dual Studierende der Fachrichtungen Technische Informatik und Mechatronik/Space Systems Engineering Application. Jedes Jahr können zehn neue Studierende aufgenommen werden.

Zusätzlich werden mehrere Auszubildende zum Beispiel der Fachinformatik für Anwendungsentwicklung oder Systemintegration eingestellt. „Wir möchten die klügsten Köpfe für uns gewinnen, die sich mit Leidenschaft für die Raumfahrt und das Unternehmen einsetzen wollen“, sagt Ausbildungskoordinator Christian Fischer.

Satelliten-Modelle, Mars-Rover und künstliche Intelligenz

Die dualen Studierenden lernen das theoretische Handwerkszeug an der Hochschule Bremen und kommen in der vorlesungsfreien Zeit an den Standort der OHB im Technologiepark der Universität Bremen. Das Unternehmen besitzt dort Bürogebäude und Fertigungshallen, in denen Satelliten und Co gebaut werden. Im Ausbildungszentrum haben die Lernenden, die schon während des Studiums ein Gehalt beziehen, eine Etage für sich. Dort befinden sich unter anderem Computerarbeitsplätze, ein Labor und ein Seminarraum.

Raumfahrt Student arbeitet an Werktisch
Während des dualen Studiums bei der OHB ist der Praxisanteil wichtig. OHB

Während des dualen Studiums ist der Praxisanteil wichtig. Die Studierenden arbeiten jahrgangsübergreifend an dem Ausbildungsprojekt MarsRob. Ein Teilprojekt ist der Mars-Rover, der dem NASA-Rover Perseverance nachempfunden ist. Die Steuerung des Rovers erfolgt über künstliche Intelligenz, die Sprachbefehle auswertet. „Demnächst bekommen wir Nachbildungen von Mondgestein, sogenanntes Regolith,  für unser Projekt, auf dem wir die Fortbewegung unseres Rovers erproben wollen“ erzählt Christian Fischer. Während sich die Mechatroniker und Mechatronikerinnen um das Chassis des Rovers kümmern, dafür auch Teile designen und im 3D-Druck fertigen, setzen die Fachleute aus der Informatik die Steuerung des Rovers um und programmieren zum Beispiel die Mikrokontroller für den Antrieb. „Alle diese jungen Leute bilden wir aus, damit sie später im OHB-Gemeinschaftsbetrieb eingesetzt werden können. Dabei gehen wir natürlich auch auf die Wünsche der Absolventen und Absolventinnen ein“, hält Christian Fischer fest.

Wer sich um die dualen Studienplätze bewirbt, sollte gute bis sehr gute schulische Leistungen mitbringen. „Man muss kein Steven Hawking sein, aber eine gute Mathenote ist unerlässlich“, sagt der Ausbildungsleiter. Außerdem ist Teamgeist für die Karriere in der Raumfahrtbranche wichtig. „Um einen Satelliten zu bauen, braucht viele Mitarbeitende aus verschiedenen Abteilungen, die zum Teil im Schichtdienst arbeiten. Satellitenbau ist Teamwork“, hält er fest.

Von der kleinen Werkstatt in den unendlichen Weltraum

Raumfahrt Galileo-Satellit in Rakete
Ein Galileo-Navigationssatellit wird in der Spitze einer Ariane-Rakete ins All befördert. OHB

Nach 42 Jahren des Bestehens ist die OHB SE ein börsennotiertes Unternehmen mit deutschen Standorten unter anderem in Bremen, Oberpfaffenhofen und Augsburg sowie Tochterunternehmen etwa in Italien, Luxemburg und den Niederlanden. Die galaktische Erfolgsgeschichte eines der wichtigsten europäischen Raumfahrtunternehmens begann dabei ganz bescheiden in einer Werkstatt in Hemelingen.

1981 legte die Kauffrau Christa Fuchs dort den Grundstein für das beeindruckende Unternehmen, indem sie Teilhaberin der kleinen Firma Otto Hydraulik Bremen – kurz OHB – wurde. Fünf Mitarbeiter waren dort damit beschäftigt, elektrische und hydraulische Schiffssysteme für die Bundeswehr zu reparieren. Mitte der 1980er-Jahre stieg auch ihr Ehemann, Manfred Fuchs, in das kleine Unternehmen ein. Er war zuvor erfolgreicher Manager bei MBB Erno und hatte die Raumfahrtbranche in Norddeutschland maßgeblich mit aufgebaut.

In der Folge setzte das kleine Start-up auf unkonventionelle und preisgünstige Lösungen auf dem Weg in den Weltraum. Der Erfolg stellte sich bald ein. 1994 startete der erste Satellit aus der Bremer Ideenschmiede, Brem-Sat, in den Orbit. In dieser Zeit stieg auch der Sohn des Ehepaars Fuchs, Marco Fuchs, bei OHB ein und machte es zu einem zukunftssicheren Familienunternehmen. Unter anderem mit Satelliten, Bestandteilen für die russische bemannte Raumstation MIR und das europäische Weltraumlabor Columbus der internationalen Raumstation ISS ging es höchst erfolgreich weiter.

Raumfahrt: Starten bald Trägerraketen aus der Nordsee?

Ariane Raumfahrt Rakete im Startzentrum
OHB ist auch bei der neuen Generation der Ariane-Rakete (hier am Weltraumbahnhof Kourou) an Bau und Entwicklung beteiligt. ESA

2001 wagte das bislang mittelständische Unternehmen den Sprung an die Börse und konkurrierte mit den Großen der Raumfahrtbranche. Der Auftrag für die SAR-Lupe, ein satellitenbasiertes Aufklärungssystem, brachte den Durchbruch. Der Bau der Galileo-Satelliten für ein eigenes europäisches Navigationssystem sowie der europäischen Wettersatelliten Meteosat waren weitere wichtige Meilensteine. 2016 erreichte die OHB den Mars. Der ExoMars-Spurengasorbiter umkreist seitdem den roten Planeten.

Weitere spektakuläre Projekte folgten und folgen. Das Satellitenteleskop Plato soll erdähnliche Exoplaneten in anderen Sonnensystemen aufspüren. Mit dem Projekt GOSA – kurz für German Offshore Spaceport Alliance – beteiligt sich die OHB an den Bemühungen zu einer eigenen europäischen Startrampe für die Weltraumrakete Ariane in der Nordsee.

Die Raumsonde HERA ist zurzeit unterwegs zum Asteroiden Didymos, um Daten im Rahmen der weltweit ersten Testmission zur Asteroidenabwehr zu sammeln. Die Raumfahrtbehörden NASA und ESA hatten den Asteroiden zuvor mit einem Sondeneinschlag aus seiner Bahn gelenkt. Damit die Erforschung des Mars oder noch weiter entfernter Himmelskörper irgendwann möglich ist, beteiligt sich die OHB am Aufbau einer festen Station auf dem Mond. Vom Lunar Gateway aus – quasi einer Tankstelle für Raumfahrzeuge und Satelliten im All – soll die Reise zum roten Planeten gelingen.

Der Firmenname OHB steht übrigens mittlerweile für Orbitale Hochtechnologie Bremen. 2018 betrug die Gesamtleistung des Unternehmens erstmals mehr als eine Milliarde Euro.

OHB Raumfahrt Konzern Firmensitz
Die OHB hat ihren Hauptsitz im Technologiepark der Universität Bremen. OHB

Weitere Informationen zu den Sparten der OHB SE, zum Beispiel die astronautische Raumfahrt oder die Erforschung des Weltraums sowie zu Karrieremöglichkeiten finden Interessierte auf der Website der OHB.

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Autorenbild Kristina Bumb

Von Kristina Bumb

Für die Leserinnen und Leser außergewöhnliche Orte erkunden und interessante Menschen kennenlernen – das macht den Beruf der rasenden Reporterin so spannend.

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