Meine Favoriten

Kontaktdienst Bremen
Polizei Bremen

Torsten Diekmann ist Kontaktpolizist in Huchting

„Ein positives Bild der Polizei erzeugen“

Kontaktpolizistinnen und Kontaktpolizisten (KOP) sind im Bundesland Bremen für die Betreuung und Präventionsarbeit in den Stadtteilen zuständig. Bereits seit 1999 sind diese Beamtinnen und Beamten aus dem Kontaktdienst als Bindeglied zwischen Bevölkerung und Polizeiwache in den Straßen der Hansestadt unterwegs. In unserer Serie sprechen wir mit den KOPs in Bremen und stellen ihre Arbeit vor Ort vor.

Für diesen Teil der Reihe unterhielten wir uns mit Torsten Diekmann. Der Polizist ist Kontaktbeamter im Revier Huchting und gibt im Interview einen interessanten Einblick in die Arbeit vor Ort.


Gibt es feste Punkte in Ihrem Tagesablauf im Kontaktdienst?

Torsten Diekmann Kontaktpolizist Bremen
Torsten Diekmann ist Kontaktpolizist im Bremer Stadtteil Huchting. Polizei Bremen

Torsten Diekmann: Der Tagesablauf ist stets abhängig von meinen Dienstzeiten. Zuerst lese ich jedoch immer das elektronische Postfach. Dadurch weiß ich, ob sich in meinem Bereich Vorfälle ereignet haben, die eventuell ein sofortiges Handeln notwendig machen – beispielsweise Gefährdungssituationen, Opfernachsorge oder akute Streitigkeiten.

Wenn ich meinen Dienst morgens früh beginne, kümmere ich mich in der Regel um Schulwegsicherungen. Oder ich habe Termine in den Schulen wegen Präventionsvorträgen, Schulkonferenzen oder auch anlassbezogener Konfliktbewältigung. Häufig gehe ich während meiner Dienstzeit auch Beschwerden von Menschen nach, die sich über rasende Autofahrer und -fahrerinnen, Falschparken oder andere Dinge beklagen.

Wenn ich meinen Dienst erst gegen Mittag beginne, geht es an den Schulen zum Schulschluss oftmals ebenfalls um Schulwegsicherungen. Hinzu kommen aber auch Amtshilfeersuchen anderer Behörden, da ich die Betroffenen dann oftmals erst zu fortgeschrittener Tageszeit erreichen kann. Dazu gehören etwa Fahrerermittlungen, Zwangsstilllegungen und Hausfeststellungen. Auch Präsenzstreifen an Brennpunkten und Jugendtreffpunkten fallen meist in meine späteren Dienste. Zusätzlich unterstütze ich regelmäßig bei regionalen Sonderlagen wie Straßenfesten, Versammlungen oder anderen Veranstaltungen. Zwischendurch erledige ich dann immer mal wieder die Berichterstattung und die Dokumentationen meiner Tätigkeiten.


„Als Kontaktpolizist bin ich oftmals auch nur Zuhörer – und damit eine Art Kummerkasten.“


Welche Art von Anfragen erhalten Sie aus der Bevölkerung?

Torsten Diekmann: Die Polizei wird heutzutage mit unterschiedlichsten Themen aus ganz verschiedenen Lebensbereichen konfrontiert. Es sind nicht immer ausschließlich Straftaten, die wir verfolgen. Als Kontaktpolizist bin ich oftmals auch nur Zuhörer – und damit eine Art Kummerkasten. Nachbarschaftskonflikte werden beispielsweise häufig direkt an die Polizei herangetragen, ohne dass die betroffenen Parteien bereits untereinander in Kontakt waren. Ich werde vermehrt gefragt, ob ich mich eines Problems annehmen und eventuell mit dem Nachbarn und Nachbarinnen reden könnte. In vielen Fällen biete ich das Gespräch sogar schon aktiv selbst an, da das erfahrungsgemäß oft zu einer friedlichen und raschen Lösung der jeweiligen Konfliktsituation führt.

Sehr häufig sind es zudem Müll- und Verkehrsprobleme, die an uns herangetragen werden. Gerade der Straßenverkehr birgt häufig ein hohes Konfliktpotential. Allerdings ist der entstandene Eindruck in diesem Bereich oft sehr subjektiv. Die Wahrnehmung der Beschwerdeführenden ist zum Beispiel manchmal, dass Autos mit bestimmt 100 km/h durch 30er-Zonen fahren oder jeden Tag Autos so geparkt werden, dass man nicht mehr durchkommt. Geschwindigkeitsmessungen unsererseits ergeben dann aber teilweise nur wenige Auffälligkeiten. Auch treffe ich nur auf zwei bis drei falsch geparkte Autos – und keine unpassierbare Straße. Nichtsdestotrotz nehme ich alle Beschwerden natürlich immer gleich ernst und überprüfe die gemeldeten Umstände. Schließlich führt sogar die Entkräftung einer Meldung gelegentlich dazu, dass sich die Gesamtsituation beruhigt.

Die Vermüllung im Stadtteil empfinde ich in Huchting dagegen schon als eine große Herausforderung. In solchen Fällen versuchen der Ordnungsdienst oder ich dann natürlich, die Verursachenden zu ermitteln und informiere die Entsorgungsbetriebe.


„Ich helfe gern anderen Menschen und erlebe viel Freundlichkeit.“


Was macht die Arbeit in Huchting für Sie aus?

Torsten Diekmann: Polizistinnen und Polizisten sagt man oftmals nach, dass sie ein sogenanntes  Helfersyndrom haben. Das trifft bei mir auf jeden Fall zu. Ich helfe gern anderen Menschen, biete ihnen durch meine Fahrradstreifen ein Plus an Sicherheit und vermittle eine niedrige Hemmschwelle zum Ansprechen. Dadurch erlebe ich viel Freundlichkeit und Anerkennung.

Besonders gern werde ich beruflich für oder mit Jugendlichen tätig. Ich habe selbst über 25 Jahre nebenbei in einem Jugendtreff gearbeitet und bringe daher auf dem Gebiet viel Erfahrung mit.

Hier ist bürgernahe Arbeit sehr wichtig: helfen, unterstützen, beschützen und manchmal halt auch als eine Art Kummerkasten in Person. Außerdem steckt ganz viel soziale Arbeit im Beruf eines Kontaktpolizisten.


„Es geht darum, Probleme dauerhaft zu lösen.“


Polizei Bremen
Das Abzeichen der Polizei Bremen. Polizei Bremen

Wie würden Sie die Wichtigkeit Ihrer Aufgabe im Stadtteil einschätzen?

Torsten Diekmann: Ich denke, es handelt sich um sehr wichtige regionale Polizeiarbeit. Wir Kontaktpolizisten und -polizistinnen sind ein wichtiges Bindeglied zwischen der Bevölkerung und dem Streifendienst. Ich kenne mich wirklich aus im Stadtteil, kenne auch meine sogenannten „Pappenheimer“. Ich pflege guten Kontakt zur Bevölkerung und speziell zu den Jugendlichen in meinem Bezirk. Bei meiner Tätigkeit geht es häufig darum, Konflikte zu beenden und Probleme dauerhaft zu lösen. Schließlich geht es fast allen Menschen nicht um Bestrafung, sondern um das Ende eines bestimmten Zustandes.

Wie schon beschrieben, gibt es aber auch mal Probleme. Dort kann ich teilweise mitgestalten, deeskalieren, Vertrauen bilden, beraten und vermitteln. Und ich kann – im besten Fall – ein positives Bild der Polizei erzeugen. Ehrlich gesagt, war die Entscheidung, Kontaktpolizist zu werden, eine der besten meiner Karriere.


„Wir sind auf Unterstützung und Hinweise angewiesen.“


Gibt es auch mal kuriose Anfragen aus der Bevölkerung?

Torsten Diekmann: Kuriose Anfragen nicht, aber durchaus kuriose Sachverhalte. Eine Frau meldete beispielsweise ihren Schlüsselbund beim Center-Management des Roland Centers als verloren gegangen oder gestohlen und hinterließ ihre Telefonnummer dort. Eine weitere Dame erschien kurze Zeit später an der Wache in Huchting und hatte wiederum einen Schlüsselbund in ihrer Jackentasche gefunden, der ihr nicht gehört. Sie hatte sich ebenfalls im Roland Center aufgehalten und konnte sich aber nicht erklären, wie der Schlüssel in ihre Jackentasche gelangen konnte. Ein Anruf im Roland Center ergab, dass es sich tatsächlich um den als verloren geglaubten Schlüssel handelte. Die Verliererin konnte allerdings dann nicht sofort telefonisch erreicht werden, da sie auf dem Weg in den Urlaub war. Als ich die Anschrift ermitteln wollte, stellte ich fest, dass sie interessanterweise die Nachbarin der Finderin war.

Haben Sie Wünsche an die Bevölkerung vor Ort?

Torsten Diekmann: Ich wünsche mir bei vielen Bürgerinnen und Bürgern, dass sie noch häufiger an die Kontaktpolizei herantreten, also auf uns Kops zugehen. Sie dürfen gern ihre Scheu der Polizei gegenüber ablegen. Wir sind einfach auf die Unterstützung und die Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen, damit wir viele Probleme noch schneller und besser lösen können.

Unsere Reihe zu Kontaktpolizeibeamten
Unsere Reihe zu Kontaktpolizeibeamten

Wir stellen auf SPOT Kontaktpolizeibeamte aus den verschiedenen Stadtteilen in Bremen vor.

Kontaktpolizist Farge-Rekum

Informationen zu der Arbeit des Kontaktdienstes und weiteren Themen rund um die Polizei Bremen finden sich auf www.polizei.bremen.de und www.polizei-beratung.de.

 

Das könnte Sie auch interessieren

Autorenbild Tjark Worthmann

Von Tjark Worthmann

Ich fahre am liebsten mit der Vespa oder der Schwalbe durch unsere schöne Hansestadt und entdecke dabei immer wieder geheime Wege und versteckte Orte.

Mehr Artikel von Tjark

Nutz doch die SPOT App!