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Quartiersmanagerin Kattenturm: "Mitmachen & Schätze heben" ist auf die Straße gesprüht, ein Name eines Projekts in Kattenturm
Quartiersmanagement Kattenturm

Quartiersmanagerin Kattenturm im Gespräch

Interview mit Sandra Ahlers über die Arbeit im Quartier

Es gibt besondere Menschen und Institutionen im Stadtteil. Sie fallen auf, weil sie sehr präsent sind, sich für etwas engagieren oder in der Nachbarschaft aktiv sind. Einer von diesen Menschen ist Sandra Ahlers. Sie ist die Quartiersmanagerin in Kattenturm und mit ansteckender Begeisterung bei der Sache. Wir haben mit ihr gesprochen und wollten mehr über ihre wichtige Arbeit wissen.


Sandra Ahlers, Quartiersmanagerin in Kattenturm
Sandra Ahlers ist die Quartiersmanagerin in Kattenturm und setzt sich für die Belange und Interessen der Menschen im Stadtteils ein. Beate C. Koehler

Was bedeutet es, Quartiersmanagerin zu sein, und was zeichnet die Arbeit aus?

Sandra Ahlers: In erster Linie steuern und koordinieren wir die Prozesse der sozialen Stadtentwicklung. Das bedeutet nicht, dass wir Neubauten oder Ähnliches schaffen. Das zentrale Ziel unserer Arbeit ist es, die Nachbarschaft zu stärken. Aber wir wollen auch Anstöße geben und Begegnungsmöglichkeiten schaffen – für gute Kontakte sorgen. Soziale Stadtentwicklung heißt auch, dass wir Anstöße zur Projektentwicklung geben. Es geht immer um langfristige Ziele. Ich muss wissen, was die Bedarfe der Menschen im Quartier sind und wie es ihnen geht. Ich bin im stetigen Kontakt mit ihnen.


„Eine offene Diskussion ist unerlässlich.“


Es gibt einmal jährlich im Herbst einen großangelegten Planungs-Workshop im jeweiligen Quartier. Alle, die Interesse haben, nehmen an den Treffen teil. Das ist alles andere als ein geschlossener Kreis – unsere Einladungen werden breit gestreut, und alle Bürgerinnen und Bürger sind gleichermaßen willkommen. Dann wird mit allen Beteiligten geschaut, ob die Projekte aus dem letzten Jahr noch aktuell sind oder überholt und verbessert werden müssen. Und genau dabei ist eine offene Diskussion unerlässlich.

In Kattenturm sprechen wir im Schnitt von circa 50 Projekten, die nach dem Planungs-Workshop in die Tat umgesetzt werden. Das mache ich natürlich nicht alleine. Dafür gibt es zahlreiche Partnerschaften aus dem Netzwerk sowie Akteurinnen und Akteure vor Ort, die an den Projekten mitwirken und bei der Umsetzung helfen. Wir wollen grundsätzlich möglichst viele Ziel- und Altersgruppen mit unseren Projekten erreichen. Dafür braucht es Beteiligte aus unterschiedlichen Bereichen. All diese Prozesse und Abläufe steuere und koordiniere ich als Quartiersmanagerin.


„Das Programm ‚Wohnen in Nachbarschaften‘ ist einzigartig im Bundesgebiet.“


Nach dem jährlichen Planungsworkshop geht es also darum, die Projekte in die Tat umzusetzen, und dafür braucht es in erster Linie Geld. Wir als Quartiersmanagement haben insgesamt drei Programme, aus denen wir Mittel schöpfen können. Eines davon ist „Wohnen in Nachbarschaften“. Dieses Programm ist einzigartig im Bundesgebiet. Es dient einerseits der Verbesserung alltäglicher Wohn- und Lebensbedingungen in benachteiligten Quartieren. Und andererseits soll es das Engagement und die Mitwirkung von im Quartier lebenden Menschen entwickeln und voranbringen. Außerdem fördert es die Zusammenarbeit von lokalen Akteuren und Akteurinnen. Aus diesem Programm bekommen wir jährlich eine Summe über 150.000 Euro für Projekte.

Wer gehört zum Team im Quartier Kattenturm?

Blick auf den Platz mit der Suppenstraße in Kattenturm
Etwa 50 Projekte werden jedes Jahr in Kattenturm umgesetzt. Quartiersmanagement Kattenturm

Sandra Ahlers: An sich gibt es hier nur mich als Quartiersmanagerin. Dazu gehören allerdings Vertreterinnen und Vertreter aus verschiedenen Institutionen der Kinder- und Jugendarbeit, der Erwachsenenarbeit, der Altenhilfe und auch politische Vertreter und Vertreterinnen. Der Beirat ist ein wichtiger Kooperationspartner sowie die Bürgerschaftsabgeordneten, ebenso wie der Ortsamtsleiter und die Wohnungsbaugesellschaften.

Wie schaffen Sie es, alle Parteien unter einen Hut zu bringen?

Das ist die Herausforderung. Alle haben natürlich einen eigenen Blick und eine eigene Haltung bezüglich Problemen und Bedarfslagen. Das darf und muss ja sogar so sein – das ist also richtig und wichtig. Vor allem, wenn wir Projekte verabschieden, ist das immer eine spannende Phase und ein intensiver Klärungsprozess mit vielen verschiedenen Sichtweisen.


„Wir haben hier eine sehr lebhafte Diskussionskultur.“


Was macht Ihr Quartier in Kattenturm so besonders?

Eine Kunstinstallation in Kattentrum
Netzwerkarbeit sichtbar machen: Das war ein Projekt mit Bürgerinnen und Bürgern in der Gorsemannstraße in Kattenturm Mitte.

Sandra Ahlers: Tatsächlich die Netzwerkarbeit. Wir haben hier eine sehr lebhafte Diskussionskultur und ein wirklich tolles Interesse an der Arbeit für das Quartier, ob von Trägern oder Bürgerinnen und Bürgern – und das trotz des vorherrschenden Fachkräftemangels gerade im sozialen Bereich. Mich begeistert es immer wieder, dass sich die Träger trotzdem Zeit nehmen und in Diskurs mit uns kommen. Sie überlegen sich aber auch schon im Vorfeld, wie sie das Quartier unterstützen, wie sie Impulse im Stadtteil setzen können und welche Aktionen realisierbar sind. Das macht die Quartiersarbeit in Kattenturm zu etwas ganz Besonderem.

Außerdem schätze ich sehr das enge Zusammenwirken von Ortsbeirat und dem Quartiersmanagement. Das hat zum Vorteil, dass wir sehr gut von der Planungs- in die Umsetzungsebene kommen können. Das macht vieles leichter – vor allem für die Bürgerinnen und Bürger. Gerade in Bezug auf die städtebaulichen Verbesserungen in Kattenturm Mitte passiert aktuell ganz viel. Und das liegt auch daran, dass die unterschiedlichen Kräfte so gut zusammenarbeiten.


„Ich würde gerne über alle Projekte etwas erzählen, weil sie alle toll und wichtig sind.“


Welche aktuellen Projekte gibt es im Quartier?

Sandra Ahlers: Wir haben 50 Projekte jedes Jahr. Ich würde gerne über alle etwas berichten, weil es alles tolle und wichtige Themen sind. Aktuell arbeiten wir beispielsweise an einem integrierten Entwicklungskonzept, in dem es schwerpunktmäßig um die städtebauliche Weiterentwicklung geht. Dort haben wir vor Kurzem erst das Thema Klimaschutz integriert. Denn das ist ein Thema, das uns alle überall angeht. Es gibt bereits einige bestehende Projekte dazu wie Urban Gardening – was auch sehr gut angenommen wird. Aber es muss noch mehr passieren.

Weiter geplant sind darüber hinaus Maßnahmen und Aktionen im Bereich Strom- und Energiesparen sowie ein allgemeiner ressourcenschonender Umgang mit der Umwelt. Dafür haben wir bisher 20 Akteurinnen und Akteure gefunden, die an dem Thema Interesse haben und sich aktiv beteiligen wollen. Im Rahmen dessen startet unsere „Klimakampagne Kattenturm“. Mit dabei sind beispielsweise alle drei Wohnungsbaugesellschaften, der Caritas-Verband aus Frankfurt, Energiekonsens aus Bremen, einige Träger aus dem Quartier sowie viele Ehrenamtliche: Schulen, Bürgerinnen und Bürger, Kulturträger. Das wird ein spannendes und bunt angelegtes Projekt, auf das wir uns alle sehr freuen.


„Es soll nicht nur um Bildung für Kinder gehen, sondern auch für Erwachsene.“


Außerdem nimmt die Planung für unser „Lern Haus“ zurzeit wieder Fahrt auf. Das Konzept besteht schon seit über zehn Jahren. Dabei gab es den einen oder anderen Stein, der erst beiseite geräumt werden musste – von personellen Wechseln im Senat und in den Ressorts bis hin zur Corona-Pandemie. Die ursprüngliche Idee des „Lern Hauses“ wurde maßgeblich von Migrantinnen und Migranten geprägt. Als ich damals als Quartiersmanagerin anfing, kamen immer wieder Menschen auf mich zu und fragten nach einem Raum, in dem sie sich treffen können und der ganz auf das Thema Bildung abgestimmt ist. Das war leider sehr schwierig. Es sollte nicht nur um Bildung für Kinder gehen, sondern auch für Erwachsene.

Im Rahmen der ersten Armutskonferenz zum Thema Kinderarmut gab es auch eine Begehung im Quartier Kattenturm. Das Kinder- und Familienzentrum, das wir hier besucht haben ist in den 70er-Jahren entstanden und der Sanierungsbedarf war unverkennbar. Die weitre Diskussion hat gezeigt für eine gut ausgerichtete Förderung von Kindern und ein gut angelegtes Angebot zur Eltern- und Familienbildung braucht es einen guten inhaltlichen Plan und entsprechende Räume. Das Projekt wird in erster Linie niedrigschwellige Lernangebote in Kombination mit dem Alltagslernen bereithalten – also: Wie wir alle voneinander lernen können.

Was möchten Sie den Menschen im Quartier noch mitgeben?

Sandra Ahlers: Ich bin vor ein paar Jahren mal nach dem Slogan unserer Arbeit gefragt worden. Meiner Meinung nach kann man das nicht in einem sagen, es braucht mindestens zwei. Einerseits „Zukunft gemeinsam gestalten“ und andererseits „Nachbarschaften stärken“. Das sind für uns keine leeren Floskeln, sondern Tatsachen! Das beschreibt unsere Arbeit und deren Ziele ganz wunderbar. Die Menschen im Quartier merken, dass wir das ernst nehmen, und es entwickeln sich ganz tolle Aktionen, Angebote und Gespräche. Das ist das, was an dieser Arbeit so viel Spaß macht.

Von Sarah Meyer

Als waschechtes Küstenkind liebe ich alles, was der Norden zu bieten hat. Vor einigen Jahren zog es mich von der Wurster Nordseeküste in die Hansestadt – und jetzt schlägt mein Herz für die Weser.

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