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Tjark Worthmann

Das Bremer Planetarium begeistert große und kleine Sternengucker

„Ohne Leidenschaft geht es nicht“

Das Bremer Olbers-Planetarium hat zwar nur einen Kuppeldurchmesser von sechs Metern und 35 Plätze. Doch die jährlich fast 28000 Besucher blicken aus dieser besonderen Einrichtung in der Hansestadt weit in die Tiefen des Weltalls und bewundern Sterne und Planeten. Viele von ihnen bemerken dabei schnell, wie klein „wir“ eigentlich sind.

Wir treffen Andreas Vogel in seinem Büro in der Werderstraße 73. In der Hochschule Bremen steht das Planetarium seit 1952 und verzaubert Jung und Alt. Der 49-Jährige ist seit 2007 hauptamtlicher Leiter und bereits seit seiner Jugend ehrenamtlich in der Kultureinrichtung engagiert. „Ich war damals im Abi mit meiner Klasse erstmals hier und war von Anfang an begeistert“, sagt Vogel.

Heute bekleidet er die einzige Vollzeitstelle, um die regelmäßig gekämpft werden muss: „Ursprünglich waren wir in dem Ressort Bildung und Wissenschaft angesiedelt. Aber seitdem diese beiden Bereiche getrennt wurden, hängen wir irgendwie dazwischen, und keiner fühlt sich so richtig zuständig“, erzählt er. Im letzten Jahr stand das Planetarium daher sogar kurz vor der Schließung – und das bei zahlreichen ausgebuchten Veranstaltungen und in diesem Jahr wohl 28.000 Besuchern.

Unterstützung erfährt Vogel von vielen ehrenamtlichen Helfern, die eine kleine Aufwandsentschädigung erhalten. „Eigentlich müssten wir aber dringend investieren“, mahnt der Leiter. „Es funktioniert zwar alles wunderbar, aber nach 40 Jahren Betrieb könnte mal was passieren“, sagt er. Zum Glück konnten die Verantwortlichen aus einem anderen Planetarium ein ausgemustertes Gerät des Typs Zeiss Skymaster ZKP 2 ergattern und besitzen damit ein gut gefülltes Ersatzteillager. „Für alle anderen Sachen haben wir einen sehr findigen Techniker mit einer Drehbank, der uns toll unterstützt – ohne Leidenschaft geht es nicht“, sagt Vogel.

Das Planetarium ist ein virtueller Erlebnisraum, in dem eine sternenklare Nacht ohne Lichteinflüsse von Straßenlaternen und Städten simuliert wird. Aufführungen aus den Bereichen Sternenkunde, Wissenschaft, Literatur, Musik und Schauspiel verzaubern dabei regelmäßig die zahlreichen Besucher in der Werderstraße. „Die Astronomie zeigt uns die Einzigartigkeit unserer Erde und ist für alle Altersklassen interessant. Die Erkenntnisse verändern den Blickwinkel unserer Gäste“, berichtet Vogel stolz. Der teuerste Eintrittspreis liegt meist bei wenigen Euro. Nur bei der Sternschnuppennacht kostet es 15 Euro. Dafür gibt es aber auch ein Glas Sekt und ein echtes Stück eines Meteors als Andenken.

Neben den vielen Veranstaltungen findet zudem die Ausbildung der Nautiker an der Hochschule Bremen im Planetarium statt. „Die orientieren sich mit den Sextanten an dem projizierten Sternenhimmel“, erklärt Vogel.

„Ich finde es toll, bei meiner Arbeit mit so vielen Menschen in Kontakt zu kommen. Man trifft auf die unterschiedlichsten Charaktere“, beschreibt der Leiter die Faszination seiner Aufgabe. Einen Lebenstraum hat Vogel ebenfalls parat: „Ich würde gerne in der umgedrehten Kommode ein Planetarium mit 90 bis 100 Plätzen eröffnen“, erzählt er mit einem Lächeln über den leerstehenden alten Wasserturm gleich nebenan. „Das könnten wir absolut bespielen, und es würde Bremen als Raumfahrtstandort sehr gut zu Gesicht stehen.“

Weitere Informationen zum Planetarium gibt es hier.

Autorenbild Tjark Worthmann

Von Tjark Worthmann

Ich fahre am liebsten mit der Vespa oder der Schwalbe durch unsere schöne Hansestadt und entdecke dabei immer wieder geheime Wege und versteckte Orte.

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