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NUNATAK Außenansicht
Quartier gGmbH

NUNATAK: Kulturelle Vielfalt vor der Haustür

Ein Blick hinter die Kulissen des beliebten Kulturtreffs in Blumenthal

Ein Ort der Begegnung und ein wichtiger Treffpunkt im Stadtteil – genau das ist das Ziel des Kulturtreffs NUNATAK in Blumenthal. Zum Konzept gehören neben Konzerten unter anderem auch Workshops. Doch das NUNATAK hat noch wesentlich mehr zu bieten. Christian Psioda, Geschäftsführer des Trägers QUARTIER, schildert im SPOT-Interview zum Beispiel, wie der ungewöhnliche Name zustande kam, welche Events anstehen und welche Zukunftspläne existieren.


NUNATAK Konzert Publikum
Bei den kulturellen Events kommt das Publikum in der Regel voll auf seine Kosten. Quartier gGmbH

Was zeichnet das NUNATAK allgemein aus?

Christian Psioda: Das NUNATAK wird von der Kulturorganisation QUARTIER gGmbH betrieben und setzt Impulse für mehr kulturelle Teilhabe. In einem ehemaligen Leerstand am Blumenthaler Marktplatz führen wir Menschen aus dem Stadtteil zusammen. Im regelmäßigen Café können die Besucherinnen und Besucher ungeachtet ihrer Herkunft und jenseits klassischer Zuschreibungen Zeit verbringen und miteinander in Kontakt kommen.

Zudem begünstigen kostenfreie Unterstützungs- und Beratungsangebote sowie unsere Veranstaltungen ihre Teilhabe und beleben das Miteinander in Blumenthal. Das NUNATAK wird so zum „Kultur.Ideen.Raum.“, in den sich neben weiteren Institutionen auch Menschen vielfältig einbringen. Aus dem NUNATAK heraus organisieren wir zudem Veranstaltungen, Angebote und Feste im öffentlichen Raum.


„Eines unserer Highlights ist unsere jährliche Open-Air-Veranstaltungsreihe „HOF:GESTALTEN“.“


Bei Ihnen werden immer wieder spannende Veranstaltungen und Aktionen durchgeführt. Was waren die letzten größeren Highlights?

NUNATAK Konzert
Auch internationale Acts treten im NUNATAK auf. Quartier gGmbH

Christian Psioda: Eines unserer Highlights ist unsere jährliche Open-Air-Veranstaltungsreihe „HOF:GESTALTEN“ mit lokalen und internationalen Künstlerinnen und Künstlern. Im Sommer 2020 aus der Not des Lockdowns heraus zunächst auf dem Marktplatz organisiert, sind wir mit der Reihe im letzten Sommer in den Hof des alten Blumenthaler Rathauses gezogen. An vier bis sechs Wochenenden können Besucherinnen und Besucher ungezwungen und nach dem „Umsonst & draußen“-Prinzip handverlesene Darbietungen genießen. In diesem Jahr fand die Reihe vom 24. Juni bis 14. Juli statt.

Ein weiteres Highlight war in jüngerer Vergangenheit etwa unsere temporäre Galerie „SUPERMARCKS“ in der Mühlenstraße, in der in Kooperation mit dem Gerhard-Marcks-Haus neben Workshops originale Bronzen des renommierten Künstlers mitten in Blumenthal ausgestellt wurden.


„Ein spannendes Experiment ist für uns eine Lesereihe des Bremer Amateurtheaters.“


Auf welche anstehenden Aktivitäten und kulturellen Highlights freuen Sie sich schon?

Christian Psioda: Nach den hinter uns liegenden „HOF:GESTALTEN 2023“ wird es für einige Wochen etwas ruhiger werden bei uns. Ein spannendes Experiment ist für uns eine Lesereihe des Bremer Amateurtheaters, die wir im Frühjahr erstmals erprobt haben und ab September 2023 regelmäßig durchführen werden. Da wir unserem Publikum ein sonst eher konzertlastiges Programm anbieten, sind gelegentliche Lesungen oder Ausstellungen eine spannende Abwechslung. Zudem möchten wir künftig stärker mit dem DOKU Blumenthal kooperieren und auch gemeinsame Angebote entwickeln.

Welche Angebote werden im NUNATAK am besten angenommen?

NUNATAK Hof gestalten
Ohne die Unterstützung seitens der Bürgerinnen und Bürger würde das NUNATAK-Konzept nicht funktionieren. Quartier gGmbH

Christian Psioda: Definitiv werden die Konzerte am besten angenommen. Insbesondere solche mit internationalen Acts, die ihren Weg aus den USA, Großbritannien, Italien, der Ukraine und vielen anderen Ländern zu uns finden, sind sehr beliebt. Erfreulicherweise hat sich das NUNATAK in dieser Szene unter Musikerinnen und Musikern als besonders gastfreundliches Venue herumgesprochen.

Neben den Kulturveranstaltungen werden aber auch einige Unterstützungs- und Beratungsangebote besonders gut angenommen. Dazu zählen etwa unsere von der Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz finanzierte kostenlose Rechtsberatung bei Problemen mit dem Verbraucherrecht, die jeden Mittwoch von 16 bis 19 Uhr ohne Terminvergabe stattfindet, und die Geflüchtetenberatung AVA, die das Deutsche Rote Kreuz anbietet.


„Der Name klingt zunächst für alle Ohren fremd – egal, welcher Muttersprache man originär mächtig ist.“


Wie kam der Name NUNATAK eigentlich zustande?

Christian Psioda: Nunatak kommt aus der Sprache der Inuit und bezeichnet einen nicht vereisten Gipfel oder ein Plateau inmitten einer Eis- und Gletscherlandschaft. Die „Nunatakhypothese“ nimmt an, dass Nunatakker während der Eiszeiten Refugien für Tier- und Pflanzenarten waren. Hinzu kommt, dass sich unser NUNATAK in der Kapitän-Dallmann-Straße befindet. Eduard Dallmann (1830-1896) war Walfänger und Arktisforscher, der einen solchen Nunatak entdeckt hat. Dieser ist als „Dallmann Nunatak“ nach ihm benannt. Aus diesen Aspekten, dem Gedanken eines Refugiums und der Verortung unseres Kulturzentrums ist der Name entstanden. Zudem klingt er zunächst für alle Ohren fremd – egal, welcher Muttersprache man originär mächtig ist.

Wie lange gibt es das Angebot schon?

Christian Psioda: Seit Juni 2016. Ursprünglich als temporäres Café im Rahmen des Kulturfestivals „Auswärtsspiel“ für einige Wochen geplant, haben wir es auf drängenden Wunsch vieler Bewohnerinnen und Bewohner nach und nach verstetigt und in jüngerer Zeit auch eine verlässlichere Finanzierung organisieren können.

NUNATAK Band
Das NUNATAK bietet regelmäßig kostenlose Konzerte an. Quartier gGmbH

Wie wichtig ist das NUNATAK für den Stadtteil?

Christian Psioda: Es ist neben dem DOKU, das eine andere wertvolle Ausrichtung hat, jedenfalls der einzige Kulturveranstaltungsort und Begegnungstreff dieser Art in Blumenthal. Gerade in einem Stadtteil, der in den letzten 20 Jahren ohnehin durch manches Tal geschritten ist und erst in jüngster Zeit eine verstärkte Zuwendung der bremischen Politik erfährt, leben allzu viele Menschen eher neben- als miteinander. Im Stadtteil treffen Bewohnerinnen und Bewohner aus verschiedensten Kulturkreisen und in unterschiedlichen sozialen Lagen aufeinander. Leider werden ihnen kaum Räume und Gelegenheiten geboten, miteinander in Austausch zu kommen und Vorbehalte oder gar Ressentiments abzubauen. Dieser Lage möchten wir mit dem niedrigschwelligen Angebot einladend begegnen.


„Mittlerweile erfreut sich das NUNATAK vielfachen Zuspruchs und stabiler Gästezahlen.“


Wie hat sich die NUNATAK in den vergangenen Jahren entwickelt?

Christian Psioda: Wie stellenweise bereits skizziert – insgesamt sehr gut. Aus einem prekär von Halbjahr zu Halbjahr finanzierten temporären Begegnungsort ist mittlerweile ein gemeinhin bekanntes und gut besuchtes Kulturzentrum geworden. Auf dem Weg mussten wir tatsächlich manche Lektion lernen und nicht nur das Vertrauen der Menschen gewinnen, sondern auch einen programmatischen Lernprozess machen. Mittlerweile erfreut sich das NUNATAK aber vielfachen Zuspruchs und stabiler Gästezahlen.

Gibt es Pläne für die Zukunft?

Christian Psioda: Bereits seit 2020 betreiben wir im Alten Blumenthaler Rathaus ein weiteres Projekt von „QUARTIER“. In diesem „FrauenKreativLabor“ können zugewanderte und alleinerziehende Frauen Textilprojekte realisieren. „NEUE WOLLE“ heißt die aus dem Europäischen Sozialfonds geförderte Initiative. Der Name soll an frühere Zeiten anknüpfen, als auf dem angrenzenden Gelände der ehemaligen Kämmerei noch Wolle verarbeitet wurde. In dem kreativen Beschäftigungsförderungsprojekt erlernen die Frauen in einer offenen und dennoch geschützten Gruppe neue Fertigkeiten und entwickeln überdies eigene Ideen. Zudem setzen sie sich mit der deutschen Sprache auseinander, werden im Stadtteil wirksam und eröffnen sich so neue Perspektiven für den Arbeitsmarkt. Zum Konzept gehört neben einem gemeinsamen Frühstück auch eine Kinderbetreuung vor Ort.

Was die Zukunft des NUNATAK anbetrifft, so war und ist das Angebot stets in einem organischen Wandel und entwickelt sich von Jahr zu Jahr dank wertvoller Impulse von Bewohnerinnen und Bewohnern sowie Fürsprache aus Politik und Verwaltung immer weiter. Wir sind selbst gespannt, was die Zukunft noch bringt. Wichtig ist uns, sie gemeinsam zu gestalten.

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Von Guido Finke

Meine Heimat ist das idyllische Hude – „zum Malen schön“ lautet hier das Motto. Ansonsten dreht sich bei mir als Fan der EWE Baskets Oldenburg und des SV Werder vieles um den Sport.

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