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Aufnahme aus der Ferne einer bunten Fassade des Mural City Festivals
Lucky Walls

Mural City Festival Bremen: Urbane Kunst trifft Nachhaltigkeit

Ein Bremer Kunstfestival bringt internationale Streetart an die Wände der Hansestadt

Im Bremer Westen entsteht derzeit eine außergewöhnliche Freiluftgalerie: Das Mural City Festival Bremen verwandelt Fassaden in großformatige Kunstwerke – dauerhaft, frei zugänglich und mit einem klaren Anspruch an Nachhaltigkeit.

„Ich habe mich gefragt, wie wir in unserem Wirkungsfeld nachhaltiger agieren können – materiell, aber auch in Bezug auf Wirkung und Zugang zur Kunst“, sagt Peter Stöcker, der das Festival initiiert hat. Der gebürtige Bremer ist Künstler, Kreativunternehmer und Gründer von Lucky Walls. Nach Jahren im Bereich Marketing und angewandter Kunst kehrt er mit dem Festival zu seinen kulturellen Wurzeln zurück.

Von der Idee zum Festival – inspiriert durch Kunst, Klima und Stadtentwicklung

EIn Mural von Stepa Aifo an einer Fassade in Gröpelingen
Dieses Werk kann in Gröpelingen bewundert werden – frei zugänglich für alle. Lucky Walls

Das Mural City Festival ist nicht Stöckers erstes Eventformat. Bereits mit dem Hidden Treasure Festival realisierte er in den vergangenen Jahren eine temporäre Plattform für Musik und Kunst. Doch diesmal sollte es mehr sein: „Hidden Treasure war stark eventbezogen – fast wie ein Musikfestival. Ich wollte etwas schaffen, das bleibt, das wirkt, das den Stadtraum langfristig verändert.“

So entstand die Idee für ein dauerhaftes Mural-Festival – mit einem besonderen Fokus auf Nachhaltigkeit. „Unser angestammtes Medium ist die Sprühdose. Die ist leider alles andere als umweltfreundlich. Deshalb haben wir überlegt: Was gibt es für Alternativen?“ Die Antwort: eine klimapositive, mineralische Fassadenfarbe, die aktiv Schadstoffe aus der Luft abbaut.

„Ich fand das ein unglaublich spannendes Produkt – Kunst, die nicht nur schön ist, sondern auch messbar zur Verbesserung der Umgebung beiträgt.“

Ein Museum ohne Mauern – für alle sichtbar

Neben dem Material spielt auch der Ort eine zentrale Rolle: die Straße, der öffentliche Raum. „Wenn Kunst jederzeit und für alle zugänglich ist – kostenlos und ohne Eintritt –, dann ist das eine Form von Teilhabe, die nachhaltig wirkt.“

Die Vision: eine internationale Freiluftgalerie, die sich über Bremen verteilt und mit jedem Jahr wächst. „Ich bin Bremer. Mir ist wichtig, dass ich hier etwas hinterlasse – meinen kreativen Fingerabdruck in der Stadt.“

Gleichzeitig wertet die Kunst nicht nur Fassaden, sondern ganze Quartiere auf. „Urbane Kunst kann Lebensräume aufwerten und Identifikation schaffen – für Bewohnerinnen und Bewohner, aber auch für Besucherinnen und Besucher.“ Und so entsteht ganz nebenbei auch ein neuer Impuls für den Städtetourismus.

Eine Künstlerin bei der Arbeit ihrer Fassadenkunst
Die Künstlerin Antonia Lev verewigte sich auch auf einer Fassade. Lucky Walls

Kuratiert, vielfältig und international – aber mit Blick auf Bremen

Die Künstlerinnen und Künstler werden gezielt ausgewählt. „Es ist ein kuratiertes Event. Ich schaue, was mich auf der weltweiten Urban-Art-Spielwiese begeistert – und was zum Thema des jeweiligen Jahres passt.“ Das Thema 2025 war „Beauty of Nature“ – inspiriert vom Tourismusschwerpunkt der Stadt Bremen.

Auch lokale Talente haben eine Chance. „Wenn jemand aus Bremen ins Konzept passt, ist das definitiv möglich. Ich habe da auch schon ein, zwei Namen im Auge.“ Aber, so Stöcker weiter, „man muss auch die Fähigkeit mitbringen, große Fassaden in kurzer Zeit umzusetzen – in diesem Jahr hatten wir dafür nur vier Tage.“ Ein hoher Anspruch, der Erfahrung und Professionalität erfordert.

Wo gemalt wird – und wie Flächen gefunden werden

Die Suche nach geeigneten Fassaden läuft in beide Richtungen. „Anfangs war viel Akquise aus dem eigenen Netzwerk nötig. Aber mittlerweile melden sich auch Hausbesitzende bei uns.“ Die Fassade sollte lediglich intakt und nicht sanierungsbedürftig sein – ansonsten schauen wir uns alles an, von kleinen bis großen Flächen.“ Letztere eignen sich besonders für Beteiligungsformate: „An kleinen Wänden lassen sich wunderbar Workshops umsetzen, an denen beispielsweise Menschen aus dem Stadtteil selbst aktiv werden können.“ Wer eine geeignete Fläche hat, kann sich direkt über muralcity.de melden.

Ein Beispiel für diese Form der Einbindung ist das Straßenfest in Gröpelingen, das den Auftakt des diesjährigen Festivals bildete. „Wir waren eng mit kulturellen und sozialen Einrichtungen vor Ort vernetzt. Unser Anspruch ist es, nicht von außen überzustülpen, sondern mit dem Stadtteil zu arbeiten.“

Engagement willkommen – von Volontariat bis Wandgestaltung

Das Festival lebt von Beteiligung – sowohl auf organisatorischer als auch auf kreativer Ebene. „Wer Lust hat, sich einzubringen – als Volontär oder Unterstützende –, kann sich jederzeit bei uns melden. Wir freuen uns über jedes Engagement.“

Aktuell wird das Festival von der WFB Bremen unterstützt. Doch für die kommenden Jahre wird weitere Hilfe benötigt. „Ohne Spenden oder Sponsoring ist das Festival nicht zu stemmen. Wir sind da derzeit aktiv auf der Suche.“

Bremen als Hotspot für Urban Art

Peter Stöcker denkt groß: „Wenn Bremen zum Zentrum urbaner Kunst und Kultur in Deutschland und Europa wird, dann hat das Festival sein Ziel erreicht.“ Noch ist das Projekt jung, aber die Strahlkraft wächst – mit jedem Bild, jeder Wand und jeder beteiligten Person. „Wenn wir mehr Kunst im öffentlichen Raum wollen, dann müssen wir das gemeinsam möglich machen – mit Offenheit, Engagement und Visionen.“

Ein Künstler bei der Arbeit der Murals
Nahaufnahme der Künstlerin Lina Besedina, die herzlich lächelt
Nahaufnahme eines fertigen Fassadenkunstwerkes von Lina Besedina
Die Werke von Lozada Nerone Sowet (vlnr)
Die Werke von Lozada Nerone Sowet im Entstehungsprozess mit einem Gerüst vor der Hauswand
Das Werk Sowet vor dem Menschen aus der Nachbarschaft stehen und es betrachten
Das fertige Werk von Von Schulz vor dem Leute stehen und es betrachten

Von Sarah Meyer

Als waschechtes Küstenkind liebe ich alles, was der Norden zu bieten hat. Vor einigen Jahren zog es mich von der Wurster Nordseeküste in die Hansestadt – und jetzt schlägt mein Herz für die Weser.

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