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Hachez Quartier Bremen Neustadt
Steffi Urban

Hachez-Quartier: Die städtebauliche Entwicklung der Bremer Neustadt geht weiter

Wohnen, Leben und Arbeiten statt Schokoladenproduktion an der Westerstraße

Dort, wo fast 130 Jahre Schokolade hergestellt wurde, entsteht perspektivisch ein innovatives Quartier – mitten in der Neustadt. Nachdem die 1890 gegründete Bremer Chocolade-Fabrik Hachez & Co 2020 ihre Tore geschlossen hat, soll das 1,1 Hektar große Gelände nun neu entwickelt werden – für eine gelungene Mischung aus Wohnen und Arbeiten.

Bei Immobilien geht es ja immer um „Lage, Lage und nochmals Lage“. Und diese stimmt, wenn es um die Entwicklung des Hachez-Quartiers geht. An der Westerstraße in der Neustadt gelegen, sind die Weser und die Innenstadt nah. Darüber hinaus passt die Infrastruktur mit Geschäften sowie kurzen Wegen zum öffentlichen Nahverkehr sowie zum Fernverkehr über die Bundesstraße 6. Doch bevor auf dem Areal neues Leben einzieht, wird es noch Zeit brauchen. Jüngst wurde dafür aber der Grundstein gelegt.

Die Pläne für das Hachez-Quartier werden konkreter

Die Stadt Bremen und der dänische Konzern Toms, zu dem auch das Hanseatische Chocoladen Kontor mit den Marken Hachez und Feodora gehört, haben laut einer Senatspressemitteilung vom 8. Februar 2021 „eine Vereinbarung für die partnerschaftliche und gemeinsame Entwicklung des Areals getroffen“. Es entsteht demnach „ein städtebaulich attraktives Quartier“. Dies umfasst eine nachhaltige, urbane Nutzung, die zu einer Aufwertung der Neustadt für unterschiedliche Zielgruppen beitragen soll.

Erste Baumaßnahmen ab 2023 geplant

Hachez Westerstraße Bremen
1,1 Hektar ist das Gelände der einstigen Hachez-Produktionsstätte groß, das künftig Platz Zum Wohnen, Arbeiten und Leben bietet. Steffi Urban

Möglich wird dies, weil sich die Stadt Bremen im September 2019 das optionale Vorkaufsrecht gesichert hatte.  „Nach ausführlichen Gesprächen ist es uns gelungen, für das bisherige Produktions- und Verwaltungsareal von Hachez eine zukunftsweisende Lösung zur Entwicklung eines spannenden Quartiers abzustimmen. Das Ergebnis und die nun anstehende partnerschaftliche Realisierung begrüßen wir sehr“, betont daher Maike Schaefer (Grüne), Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau.

Die Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa, Kristina Vogt (Die Linke), ergänzt: „Bremen entwickelt sich zu einer Stadt der Quartiere. Die Mischung aus Wohnen, Arbeiten und Leben ist interessant für Gründerinnen und Gründer. Aber auch für urbane Produktion und Unternehmen, die in einem lebendigen, städtischen Umfeld mit einem modernen Mobilitätskonzept und hohem ökologischen Anspruch arbeiten wollen.“ Und es entstehen auch Arbeitsplätze – abhängig von den zukünftigen Nutzungen bis zu 500.

Dafür werden nun auch die nächsten Schritte für die konkreten Nachnutzungsszenarien des Geländes angegangen. Dies geschieht samt Ortsbeirats- und Bürgerbeteiligungsverfahren. Erste Baumaßnahmen sind laut Senatspressemitteilung ab 2023 wahrscheinlich.

Chancen und Herausforderungen der Quartiersentwicklung

„Die Hachez-Fläche in zentraler Lage bietet in Bremen die seltene Möglichkeit, auch städtebaulich etwas zu schaffen – und zwar in guter Zusammenarbeit von allen Akteurinnen und Akteuren“, betont Stephan Freund. Er ist Diplom-Immobilienökonom bei der Sparkasse Bremen und hat umfangreiche Erfahrung als Projektentwickler. „Die geplante Mischung aus Wohnen, Leben und Gewerbe sollte stimmig ausgelotet sein“, sagt er. „Und zwar als tragfähiger Kompromiss zwischen der Projektentwicklung beziehungsweise den Investorinnen und Investoren sowie den Interessen des Gemeinwohls.“ Vor diesem Hintergrund sei aber auch klar: „Wir brauchen Wohnraum in Bremen. Das merken wir insbesondere im Moment während der Corona-Pandemie. Die Nachfrage ist immens – und das Angebot knapp“, so der Experte.

Bei allen Wünschen bezüglich Wohnen, Arbeiten und Leben sollte die geplante Bebauung zudem architektonisch ansprechend sein. „Denn hier besteht die Chance, einen städtebaulichen Akzent zu setzen“, weiß Stephan Freund. „Das ist sicherlich auch eine Kostenfrage. Aber man kann durchaus schön bauen, ohne Geld aus dem Fenster zu werfen.“

Obwohl das Areal groß ist, sollte daher auf Flächenverbrauch für oberirdische Parkflächen verzichtet werden. Das Auto kann man laut Stephan Freund trotz der zentralen Lage und der guten öffentlichen Infrastruktur nicht aussperren. „Aber Stellflächen gehören unter die Erde.“

Der Immobilienexperte hofft letztlich bei der Entwicklung des neuen Hachez-Quartiers auf eine Markt- und Standortanalyse sowie einen städtebaulichen Ideenwettbewerb. „Ein Bebauungsplan allein gibt nur Maße wie die Höhe der Gebäude vor. Eine schöne Architektur bedarf darüber hinaus aber auch eines Gestaltungsplans“, so Stephan Freund. Dabei müsse man keine Angst haben, in die Höhe zu bauen. „Denn sie schafft auf der einen Seite die Wirtschaftlichkeit für die Investorinnen und Investoren. Andererseits bedeutet Höhe mehr mögliche Freiflächen.“ Letztere steigerten  wiederum die Aufenthaltsqualität – zum Beispiel durch grüne Schneisen und Orte der Begegnung. „Das ist es, was Quartiere lebenswert macht.“

Zum Hintergrund

2020 hat Hachez die Schokoladenproduktion in Teilen nach Nowa Sól in Polen verlegt – allerdings nicht die Verwaltungsebene, zu der Vertrieb und Marketing gehören. Die rund 70 am Standort Bremen verbleibenden Hachez-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter haben jetzt auf dem Areal des Bremer Tabakquartiers in Woltmershausen ihren neuen Arbeitsort. Von dort möchte das Hanseatische Chocoladen Kontor nach eigenen Angaben Wachstumsstrategien und neue Impulse für die Marken Hachez, Feodora und Anthon Berg entwickeln sowie weiter erfolgreich den nationalen Markt bearbeiten.

 

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Autorenbild Steffi Urban

Von Steffi Urban

Vom Harz in die Hansestadt: Inzwischen lebe ich seit mehr als zehn Jahren in Bremen und entdecke mit Kamera und Klapprad immer noch tolle neue Ecken.

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