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Leiterin Ruken Aytas
Alena Staffhorst

Ein Ort nur für Mädchen

Verein „Gewitterziegen“ bietet Treffpunkt und Hilfe bei Problemen

Der Verein Gewitterziegen feiert dieses Jahr sein 30-jähriges Bestehen. Es ist eine Anlaufstelle für Mädchen und Frauen, aktuell zu finden in der Meyerstraße 4 in der Neustadt. Leiterin Ruken Aytas ist bereits seit 26 Jahren dabei – und betont, dass der Bedarf nach wie vor groß ist.

„Die Mädchen kommen meist direkt nach der Schule vorbei. Mal sind es 10 bis 12, an anderen Tagen bis zu 25“, erzählt sie. „Wir kochen und essen gemeinsam, sie können sich untereinander austauschen und an unseren Aktivitäten teilnehmen.“ Es gibt immer ein Halbjahresprogramm  – dazu gehört beispielsweise ein Kreativ-Atelier, vegetarisches Kochen, gemeinsames Hausaufgabenmachen oder auch die Erstellung eines Podcasts.

Gewitterziegen
Die Räumlichkeiten der Gewitterziegen in der Neustadt sind eine Anlaufstelle für Mädchen und junge Frauen.

„Die meisten Teilnehmerinnen bei uns sind zwischen 8 und 18 Jahre alt“, erzählt Ruken Aytas, die seit 2008 Leiterin der Einrichtung ist. Sie ist mit vollem Herzen dabei, denn sie sieht tagtäglich, was für Auswirkungen ihre Arbeit auf die Mädchen hat. „Ziel ist es, den Mädchen einen Ort zu bieten, an dem sie so sein können, wie sie sind – und sich zudem entwickeln können“, betont sie. „Wir wollen ihnen helfen, ihre Persönlichkeit zu stärken und haben zudem immer ein offenes Ohr.“

Verein ist auf Spenden angewiesen

Zwar gibt es auch die Möglichkeit für offizielle Gesprächstermine, doch vieles ergebe sich einfach nebenbei. „Die Mädchen bauen hier schnell ein großes Vertrauen zu uns auf. Da kommt es häufig vor, dass sie zwischendurch mal etwas aus ihrem Leben erzählen – was für sie vielleicht schon Alltag, für mich jedoch teilweise sehr erschreckend ist“, erzählt Ruken Aytas, die sich die Arbeit mit einer Kollegin teilt. Sie unterstützen die Mädchen in solchen Situationen zwar, jedoch sei es wichtig, dass sie selbst Lösungen finden. „Wir unterstützen sie, ihren eigenen Weg zu finden.“

Ruken Aytas von den Gewitterziegen
Ruken Aytas ist Leiterin der Einrichtung Gewitterziegen. Alena Staffhorst

Der Verein Gewitterziegen werde aus Mitteln der offenen Jugendarbeit finanziert, das Geld reiche jedoch nie aus. „Wir sind auf Spenden angewiesen“, betont die Leiterin. „In den letzten Jahren mussten wir dreimal umziehen, wodurch unsere Besucherinnen sich neu orientieren mussten und wir diesbezüglich unsere Öffentlichkeitsarbeit verstärken mussten.“

Das Interesse ist jedoch im Laufe der Jahre nie abgerissen – im Gegenteil: „Der Bedarf war und ist immer dagewesen“, sagt die Leiterin. Es müsse sich allgemein in der Gesellschaft etwas ändern. Das beziehe sich beispielsweise auf die Gleichberechtigung von Mann und Frau oder auch auf die Kombinierbarkeit von Familie und Beruf. „Unsere Aufgabe ist es, die Mädchen auf das Leben vorzubereiten und ihnen zu verdeutlichen, dass eine Ausbildung wichtig ist, um finanziell unabhängig zu sein.“

„Mädchen helfen, ihren Weg zu finden“

Ruken Aytas selbst hat schon als Studentin bei den Gewitterziegen angefangen. Sie hätte nie gedacht, dass sie so lange bleiben würde. Es macht ihr Spaß, die Entwicklung der Mädchen zu begleiten und Hilfestellungen zu geben. „Es ist so vielfältig und abwechslungsreich“, schwärmt sie. „Aber das Schönste ist, wenn junge Frauen nach Jahren mal wieder vorbeikommen und ich sehe, was sie aus ihrem Leben gemacht haben. Dann merke ich, wie sinnvoll und wichtig die Arbeit hier ist. Wir haben schon vielen Mädchen geholfen, ihren Weg zu finden.“

Achtung: Der Verein Gewitterziegen ist aufgrund der Corona-Pandemie vorläufig bis mindestens zum 20. April geschlossen.

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Autorenbild Alena Staffhorst

Von Alena Staffhorst

Egal, ob im Bürgerpark, am Werdersee oder im Blockland – ich bin am liebsten in Laufschuhen oder auf dem Rennrad unterwegs.

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