Meine Favoriten

Eine Aufnahme von mehreren Wohnblöcken in Marßel, ein Weg führt entlang der aneinander gereihten Mehrfamilienhäusern entlang, daneben Büsche und Bäume.
Katharina Resmer

Ein frischer Blick auf Marßel

Marc Vobker ist neuer Quartiersmanager und verbindet langjährige Erfahrung mit einem offenen Blick für lokale Bedürfnisse

Marßel hat einen neuen Kopf im Quartier: Marc Vobker. Der 54-jährige bringt viel Erfahrung aus anderen Stadtteilen mit und möchte Marßel gemeinsam mit den Menschen weiter voranbringen. Im Gespräch erzählt er, was ihn antreibt – und was er fürs Quartier plant.


Herr Vobker, wer sind Sie eigentlich und was machen Sie?

Quartiersmanager Marc Vobker steht vor seinem schwarzen Fahrrad am Nachbarschaftshaus in Marßel und lächelt in die Kamera.
Marc Vobker ist der neue Quartiersmanager in Marßel. Katharina Resmer

Marc Vobker: Ich bin Diplom-Pädagoge und seit 2014 Quartiersmanager in Huckelriede. In den vergangenen Monaten war ich zusätzlich vertretungsweise in Gröpelingen unterwegs. Seit kurzem bin ich nun mit einer halben Stelle in Marßel gestartet – und ab Anfang kommenden Jahres werde ich mich hier im Rahmen einer vollen Stelle um das Quartier kümmern können. Ursprünglich komme ich aus Baden-Württemberg, bin aber 2004 nach Bremen gekommen und habe mich in die Stadt verliebt.

Was schätzen Sie denn besonders an Bremen?

Marc Vobker: Bremen ist eine Großstadt mit allen Angeboten – und trotzdem übersichtlich, kompakt und viel freundlicher als viele andere Metropolen. Es fehlt dieses… nun ja, nennen wir es: großstädtische Getöse, das ich anderswo erlebt habe. Ich habe enge Kontakte im Speckgürtel von München – und das wäre nicht meine Welt. Bremen dagegen ist eine Fahrradstadt und sehr grün, flächenmäßig so groß wie München, aber mit nur einem Drittel der Bevölkerung. Ich lebe hier im Viertel und komme mit dem Fahrrad nach Bremen-Nord, und genau dann fällt mir auf, dass es hier sogar noch eine Ecke grüner ist als in der City: Beispiel Stader Landstraße – nur Bäume. Einer der vielen Spielplätze hier in Marßel liegt mitten in einem großen Grünzug. Und den Pellens Park hatte ich nicht einmal auf dem Schirm.


„Ich wurde in Marßel sofort herzlich aufgenommen.“


Können Sie uns noch einmal erklären, was Quartiersmanager  und Quartiersmanagerinnen eigentlich machen?

Frontale Aufnahme des Quartiertreffs "Bunte Mar", weiße Tür, die Wände sind bund bemalt, umrandet von Büschen
Die „Bunte Mar“: Dort bietet das Nachbarschaftshaus Marßel unterschiedliche Angebote an. Katharina Resmer

Marc Vobker: Kurz gesagt geht es darum, einer negativen Entwicklung im Stadtteil entgegenzuwirken. Dort, wo soziale Herausforderungen zusammentreffen, braucht es jemanden, der hinschaut, vernetzt und Verbesserungen anstößt. Ein wesentlicher Teil meiner Arbeit ist deshalb die Zusammenarbeit mit den Akteurinnen und Akteuren vor Ort – von Kitas und Schulen bis hin zu Vereinen und Initiativen. Darüber hinaus unterstütze ich Projekte, die das Zusammenleben konkret stärken: etwa Angebote, die Kindern Sicherheit im Straßenverkehr geben, oder Formate, die Jugendlichen und Familien Orientierung bieten. Ein weiterer zentraler Punkt ist die Antragshilfe. Viele Menschen hier haben gute Ideen, scheitern aber an den bürokratischen Hürden. Ich begleite sie, damit aus Ideen tatsächlich Projekte werden.

Wie waren Ihre ersten Eindrücke von Marßel und den Menschen hier?

Marc Vobker: Sehr herzlich. Das war tatsächlich das Erste, was mich überrascht hat: Ich wurde im Nachbarschaftshaus sofort offen empfangen. Volkmar Glöckner, Norbert Peters, Beatrix Jantzen – die ganze Runde hat mich freundlich aufgenommen. Dass dieses Haus seit fast 28 Jahren existiert, ist bemerkenswert. Man spürt, wie stark dieses Engagement das soziale Leben im Quartier trägt. Vieles läuft hier zudem über das Ehrenamt.


„Viele Menschen haben hier gute Ideen, scheitern aber an der bürokratischen Hürde.“


Der Helsingborger Platz beschäftigt viele Menschen im Stadtteil. Was passiert dort aktuell – und welche Herausforderungen sehen Sie?

Helsingborger Platz in Marßel, Bus der BSAG rechts, der Platz ist leer, im Hintergrund steht ein weißer Van, die Ladenzeilen sind leer, nur das Geschäft ganz links hat geöffnet, ein türkischer Obsthändler.
Der Helsingborger Platz soll in Kürze neu gestaltet werden. Katharina Resmer

Marc Vobker: Der Platz ist tatsächlich ein Knackpunkt in Marßel. Es gibt zwei große Probleme: die bauliche Situation und der Leerstand. Der Platz ist stark versiegelt, wirkt unübersichtlich und bietet zu viel Raum für Durchgangsverkehr – das soll sich ändern. Die Stadt plant, den Platz zu entsiegeln und an mehreren Stellen abzupollern, sodass er ruhiger, grüner und sicherer wird. Diese Maßnahmen sollen im Spätfrühjahr oder Frühsommer umgesetzt werden. Ein weiterer Schritt ist ein Taubenhaus auf dem Brebau-Hochhaus an der Helsingborger Straße. Das dient einerseits dazu, die Taubenpopulation langfristig zu regulieren, andererseits ermöglicht es überhaupt erst, das Füttern zu verbieten – was die Kotbelastung auf dem Platz hoffentlich deutlich reduzieren wird.

Schwieriger ist die Situation der Gebäude rund um den Platz. Dort haben wir parzellierten Einzelbesitz, das heißt: viele verschiedene Eigentümer und Eigentümerinnen. Ohne den gesamten Gebäudekomplex zu erwerben, lässt sich kaum sinnvoll planen – und die Preise liegen weit über dem, was mit öffentlichen Geldern zulässig wäre. Das blockiert im Moment jede größere Lösung. Leerstand zieht wiederum Probleme wie Drogenkonsum oder Kleinkriminalität an. Langfristig bräuchte es eine Neuerschließung, bei der man die gesamte Anlage neu denkt.

Wenn wir auf die Stockholmer Straße schauen: Was sind dort aktuell die größten Herausforderungen?

Marc Vobker: Ich bin dort noch relativ neu unterwegs, aber was ich sehe, ist vor allem ein starkes Bevölkerungswachstum durch Zuzug – viele Geflüchtete, viele junge Familien. Das bringt automatisch bestimmte Themen mit sich: einen sehr hohen Sprachförderbedarf bei Kindern, eine insgesamt junge Bevölkerungsstruktur und Sozialindikatoren, die deutlich unter dem Durchschnitt liegen. Dazu kommt die Frage, wie die alteingesessenen Bewohnerinnen und Bewohner und die neu Hinzugezogenen miteinander zurechtkommen. Diese Übergänge sind selten ganz reibungslos. Wichtig ist deshalb, dass wir Angebote entwickeln, die Begegnung schaffen, Orientierung geben und beiden Seiten helfen, im Alltag gut miteinander auszukommen.


„Es geht darum, die Menschen kennenzulernen, die Strukturen zu verstehen und die Bedarfe im Quartier zu sortieren.“


Woran arbeiten Sie in den nächsten Wochen und Monaten – und welche Prioritäten setzen Sie?

Ein ruhiger Spielplatz im Bremer Stadtteil Marßel nahe dem Marßeler Feld. Zu sehen sind eine kleine Holzrutsche, eine Wippe mit Federn, mehrere Schaukeln und große umstehende Bäume. Der Boden ist von Herbstlaub bedeckt, und im Hintergrund steht eine niedrige Mauer mit Graffiti.
Im Quartier gibt es diverse Spielplätze, umrandet vom Grünen. Katharina Resmer

Marc Vobker: „Im Moment geht es für mich vor allem darum, in Marßel richtig anzukommen: die Menschen kennenzulernen, die Strukturen zu verstehen und die Bedarfe im Quartier zu sortieren. Gleichzeitig stehen wir am Ende einer sechsjährigen WiN-Förderperiode. Das bedeutet: Alle geplanten Projekte müssen jetzt sauber beantragt und umgesetzt werden, denn nicht verausgabte Mittel können nicht übertragen werden. Viele Ideen lagen noch unaufbereitet auf dem Tisch – und ich war in den ersten Wochen stark damit beschäftigt, diese in Anträge zu gießen und die Akteurinnen und Akteure dabei zu unterstützen. Dazu gehört etwa die Erweiterung von Angeboten für Mädchen, neue Formate in der Jugendhilfe oder niedrigschwellige Veranstaltungen für Familien und Seniorinnen und Senioren – wie Informationsabende, Bastelnachmittage oder kleine saisonale Feste.

Ein weiteres Schwerpunktfeld ist die Unterstützung bei Projekt- und Förderanträgen. Institutionelle Träger und beispielsweise Vereine stoßen beim Ausfüllen der Unterlagen oft auf Hürden. Da versuche ich, Barrieren abzubauen und dafür zu sorgen, dass gute Ideen nicht an Formalitäten scheitern. Parallel dazu sortiere ich die Besonderheiten des Stadtteils: die sehr homogene Bebauung, die große räumliche Abgeschiedenheit, die grüne Lage und die teils ältere Quartiersstruktur. Das hilft, Marßel besser zu verstehen – und gemeinsam mit den Akteurinnen und Akteuren Prioritäten zu setzen.

Wer mit Marc Vobker Kontakt aufnehmen möchte, erreicht ihn unter 01 76 / 85 80 09 20 oder per E-Mail an qm-marssel@afsd.bremen.de. Sein Büro befindet sich im Nachbarschaftshaus in der Helsingborger Straße 36.

Das könnte Sie auch interessieren

Autorenbild Katharina Resmer

Von Katharina Resmer

In bin in Niedersachsen geboren, in Bremen-Nord aufgewachsen, habe in Hamburg zu mir selbst gefunden – und bin nun endlich wieder in der kleineren Hansestadt angekommen, um zu bleiben. Wandern, Fahrradfahren und Tagträumen – all das klappt ganz wunderbar in der neu-alten Heimat.

Mehr Artikel von Katharina
Zu den Filial-Events

Nutz doch die SPOT App!

Skip to content