
Die Bremer Klinikclowns sind eine Erfolgsgeschichte
„Der Clown ist verletzlich, menschenfreundlich und transparent.“
Seit fast einem Vierteljahrhundert bringen die Bremer Klinikclowns Leichtigkeit an Orte, die oft von Sorgen geprägt sind. Ob in Kinderkliniken, Pflegeeinrichtungen oder Hospizen – ihre Arbeit besteht aus weit mehr als bunten Nasen und lustigen Einlagen. Julia Wiegmann, Mitgründerin und Vorsitzende des Vereins Bremer Klinikclowns e. V., erzählt im Gespräch von den Anfängen, dem hohen professionellen Anspruch und davon, warum echte Begegnung der Kern ihrer Arbeit sind.
Von der Idee zum Verein: Wie alles begann

Gegründet wurde der Verein im Jahr 2001 – inspiriert von ähnlichen Initiativen und getragen von einer klaren Motivation: Klinikclownerie als professionelle, dauerhaft finanzierte Arbeit zu etablieren. Schon früh gab es Interesse aus Bremer Kliniken, berichtet Wiegmann. Die erste Kooperation entstand mit einer großen Kinderklinik in der Innenstadt, kurz darauf folgten Einrichtungen in Delmenhorst. Heute sind die Bremer Klinikclowns in rund 14 Einrichtungen aktiv – in Bremen, Bremerhaven, Bremen-Nord, Delmenhorst und bis nach Rotenburg an der Wümme. Im kommenden Jahr steht ein besonderer Meilenstein an: 2026 feiert der Verein sein 25-jähriges Bestehen.
Kein Ehrenamt, sondern ein anspruchsvoller Beruf
Ein verbreitetes Missverständnis begegnet den Klinikclowns immer wieder: Die Arbeit sei ehrenamtlich oder reine Unterhaltung. Beides trifft nicht zu. Die Clowns arbeiten freiberuflich und werden aus Spenden finanziert. Qualität und Professionalität stehen dabei im Mittelpunkt. „Wir investieren sehr viel in Fortbildungen, Coachings und Trainings“, erklärt Wiegmann. Regelmäßig trifft sich das gesamte Team zu intensiven Proben. Dort werden nicht nur clowneske Grundlagen geübt, sondern reale Situationen aus dem Klinikalltag simuliert – etwa Begegnungen mit schwer kranken Kindern oder Menschen mit Demenz. Zusätzlich ist der Verein bundesweit im Dachverband Clowns für Medizin und Pflege vernetzt. Der Austausch mit anderen Initiativen sowie internationalen Trainerinnen und Trainern gehört fest zum Berufsalltag dazu.
Zwischen Nähe und Respekt: Die besondere Rolle im Klinikalltag

Klinikclowns betreten bei ihrer Arbeit keinen neutralen Raum. Sie sind Gäste in einer Situation, die den Menschen gehört, die dort leben oder behandelt werden. Genau darin liegt die Verantwortung. „Wir sind die Besuchenden. Die Kinder oder alten Menschen sind die Heldinnen und Helden“, sagt Wiegmann. Ziel sei es, ein gemeinsames Spiel zu entwickeln – offen, freiwillig und immer angepasst an die Situation. Eltern, Geschwister oder Pflegepersonal werden dabei oft einbezogen. Vor jedem Einsatz findet ein Austausch mit dem Personal statt: „Wo gibt es Infektionen? Wer wünscht sich Besuch? Wo ist Zurückhaltung gefragt? Spontanität bedeutet hier nicht Unvorbereitetheit, sondern sensibles Reagieren“, berichtet Wiegmann.
Welche Fähigkeiten Klinikclowns brauchen

Nicht jede gute Bühnenclown-Persönlichkeit eignet sich für den Einsatz im Krankenhaus. Neben künstlerischem Können braucht es ausgeprägte soziale Kompetenzen: „Neugier, Offenheit, Herzenswärme und Teamgeist gehören ebenso dazu wie Körperbewusstsein und Reflexionsfähigkeit. Besonders wichtig ist der Umgang mit Kritik, denn jeder Einsatz wird im Team nachbesprochen. Improvisation ist zentral – feste Abläufe gibt es nicht. Gespielt wird fast immer zu zweit. Dieses Duo-Prinzip gibt Sicherheit und ermöglicht es, Erlebnisse gemeinsam zu verarbeiten, gerade wenn Einsätze emotional herausfordernd waren“ sagt Wiegmann über die Arbeit.
Die Arbeit führt die Clowns auch auf Palliativstationen und in Hospize. Dort geht es nicht um Ablenkung um jeden Preis, sondern um Präsenz und Würde. Der Umgang mit Endlichkeit gehört bewusst dazu. „Es macht trotzdem unglaublich viel Spaß“, betont Wiegmann. Viele Clowns und auch sie selbst berichten, dass sie nach einem Einsatz gestärkt nach Hause gehen – selbst dann, wenn der eigene Alltag zuvor stressig war. Die rote Nase markiert einen Rollenwechsel, der den Blick auf das Wesentliche schärft.
Ein Verein, getragen von Spenden und Engagement

Der Verein zählt aktuell elf aktive Klinikclowns. Unterstützt werden sie von einem ehrenamtlichen Vorstand und einer kleinen Bürostruktur. Öffentliche Fördermittel gibt es nicht, die Arbeit wird fast ausschließlich über Spenden und Fördermitgliedschaften finanziert. Gerade diese regelmäßige Unterstützung gibt Planungssicherheit. Rückblicke, Newsletter und kleine Gesten der Wertschätzung gehören zur Vereinsarbeit ebenso wie kreative Ideen, um in der Öffentlichkeit präsent zu bleiben.
Vorurteile begegnen den Bremer Klinikclowns durchaus – etwa die Angst vor Horrorclowns oder schlechte Erfahrungen aus dem Zirkus. Für Wiegmann haben diese Bilder wenig mit der eigentlichen Figur zu tun. „Der Clown ist verletzlich, menschenfreundlich und transparent“, sagt sie. Vorbilder wie Charlie Chaplin oder Laurel und Hardy stehen für eine zeitlose, respektvolle Komik, die auch heute noch trägt.
Ausblick auf das Jubiläumsjahr
Im kommenden Jahr wartet auf den Verein ein rundes Jubiläum: Im September 2026 wird der 25. Geburtstag gefeiert. Geplant sind öffentliche Aktionen, Auftritte und eine Jubiläumsveranstaltung für Fördernde, Kooperationspartnerinnen und Wegbegleiter. Außerdem werden die Bremer Klinikclowns erneut auf der Messe Leben und Tod vertreten sein. Nach 25 Jahren ist klar: Die Arbeit der Klinikclowns ist fest in der Region verankert – und bleibt eine wichtige, menschliche Ergänzung im Gesundheitswesen. Wer die Arbeit der Klinikclowns aktiv unterstützen möchte, kann beispielsweise eine Fördermitgliedschaft abschließen oder vielfältige andere Wege wählen.
Mehr Informationen zum Thema finden sich auf der Internetseite der Bremer Klinikclowns.

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