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Hände auf einem Tisch
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Nachlassplanung und finanzielle Vorsorge im Fokus

Praktische Tipps und Empfehlungen für eine sichere Zukunft

Der plötzliche Tod eines geliebten Menschen wirft die Angehörigen oft völlig aus der Bahn. Sie müssen dann auf einmal viele Dinge regeln. Gut, wenn der oder die Verstorbene Vorkehrungen getroffen hat. Die Nachlassplanung ist ein oft übersehener, jedoch entscheidender Aspekt der finanziellen Vorsorge. Sie kann die Angehörigen erheblich entlasten. Wir haben darüber mit Angela Behrens, Privatkundenberaterin Finanzmanagement der Sparkasse Bremen, gesprochen.



„Die Nachlassplanung sollte unabhängig vom Alter sein.“


Welche Bedeutung hat das Thema Nachlassplanung in der Finanzwelt – und warum sollten Menschen darüber nachdenken?

Angela Behrens von der Sparkasse Bremen
Angela Behrens ist Privatkundenberaterin Finanzmanagement der Sparkasse Bremen. Privat

Angela Behrens: Die Nachlassplanung sollte grundsätzlich eine sehr große Bedeutung haben. Wir als Bank beziehungsweise Bankmitarbeitende dürfen aufgrund von Datenschutzrichtlinien nur mit Kontoinhabern und -inhaberinnen oder Kontoberechtigten wie zum Beispiel den bevollmächtigten Personen, der Betreuung oder – bei Minderjährigen – mit den Erziehungsberechtigten über Konten sprechen oder Auskünfte geben. Zudem dürfen nur die Kontoberechtigten über das jeweilige Konto verfügen. Da kann es schon einmal problematisch werden, wenn jemand plötzlich verstirbt und es keinerlei Vollmachten gibt.

Welche Arten von Vermögenswerten und Verbindlichkeiten sollte man bei der Nachlassplanung berücksichtigen?

Kurz gesagt: alle! Man sollte sämtliche Vermögenswerte und Verbindlichkeiten bei der Nachlassplanung berücksichtigen – und das unabhängig vom Alter. Denn mit dem Erreichen der Volljährigkeit haben keine anderen Menschen ohne Vollmacht Zugriff auf das eigene Konto. Eine entsprechende Vollmacht kann beispielsweise schon notwendig werden, wenn man als Studentin oder Student längere Zeit im Ausland ist oder ein Krankenhausaufenthalt ansteht.

Welche Schritte sollte man unternehmen, um sicherzustellen, dass der Nachlass im Einklang mit den individuellen Wünschen und Bedürfnissen verteilt wird?

Meine Empfehlung ist, dass man einen Beratungstermin bei einem Notar oder einer Notarin vereinbart und dort ein Testament nach den eigenen Wünschen erstellt. So ist man auf der sicheren Seite, dass es nicht anfechtbar ist und rechtlich Bestand hat.


„Der Erbschein enthält eindeutige Informationen darüber, wer welchen Erbanteil bekommt.“


Baufinanzierung
Ein handschriftliches Testament ist möglich – sicherer ist ein notariell erstelltes Testament, das im bundesweiten Register hinterlegt wird. Pixabay

Welche Rolle spielen Testamente und Erbverträge bei der Nachlassregelung, und wie sollten sie erstellt werden?

In einem Testament wird festgelegt, wer in welchem Umfang im Todesfall den Nachlass erbt. Es kann auch ohne Notar oder Notarin erstellt werden, sollte aber einige wichtige Formalien enthalten. Andernfalls kann es im Streitfall von den Erben beziehungsweise Erbinnen angefochten werden. Deshalb ist eine notarielle Unterstützung sinnvoll. Die Fachleute können Formulierungshinweise geben, sodass das Testament keine Widersprüche oder Ähnliches enthält. Wir als Bankmitarbeitende müssen ansonsten den Erbschein anfordern – das ist für alle ein Mehraufwand, der sich vermeiden lässt.

Der Erbschein enthält eindeutige Informationen darüber, wer welchen Erbanteil bekommt. Ein handschriftliches Testament könnte im schlimmsten Fall vernichtet werden. Um das zu vermeiden, wird ein notariell erstelltes Testament im bundesweiten Register hinterlegt. Grundsätzlich wird ein Testament immer über das Nachlassgericht eröffnet. Dieses kann feststellen, ob es noch anderslautende, aktuellere Versionen gibt.

Wie können Menschen sicherstellen, dass ihre Hinterbliebenen finanziell abgesichert sind?

Meine Empfehlung ist, dass man für die Beerdigungskosten, Haushaltsauflösung und eventuelle Renovierung Geld beiseitelegen sollte. Oder man schließt eine sogenannte Sterbegeldversicherung ab. Für Kredite oder Hausfinanzierung kann eine Risikoabsicherung für den Todesfall sinnvoll sein. Und für die Altersvorsorge kann man eine Rentenversicherung wählen, in der die Hinterbliebenen als Begünstigte hinterlegt sind.


„Der Vorteil daran ist, dass man mit den Beerdigungskosten nicht in Vorleistung gehen muss.“


Gibt es spezielle Finanzprodukte oder Versicherungen, die Sie im Zusammenhang mit der Nachlassplanung empfehlen?

Ja, die gibt es: zum Beispiel die eben erwähnte Sterbegeldversicherung. Die kann von den Begünstigten beim Beerdigungsinstitut mit eingereicht werden. So kann das Institut direkt mit der Versicherungsgesellschaft kommunizieren und die Abrechnung erledigen. Der Vorteil daran: Man muss mit den Beerdigungskosten nicht in Vorleistung gehen. Dafür muss die Versicherungssumme aber hoch genug sein. Sofern die Summe höher ist, bekommt der oder die Begünstigte das Restguthaben ausgezahlt. Wichtig zu nennen ist außerdem, dass das Guthaben der Sterbegeldversicherung nicht in die allgemeine Erbmasse mit eingerechnet wird. Die Erbinnen und Erben können das Geld also nicht für andere Zwecke verwenden.

Was sind die häufigsten Fehler, die Menschen bei der Nachlassplanung machen? Und wie lassen sie sich vermeiden?

Vollmachten – Patientenverfügung
Am besten bespricht man mit seinen Angehörigen frühzeitig alles rund um Thema Nachlass. Freepik.com

Der größte Fehler ist, nichts zu machen und nicht über das Thema mit der Familie oder dem Freundeskreis zu sprechen. Wenn zu Lebzeiten keine Vollmachten erteilt wurden, dürfen wir als Bankmitarbeitende beispielsweise keine Auskünfte im Todesfall geben – auch wenn wir die Familienverhältnisse kennen. Ehegatten gehen oft davon aus, dass der oder die Hinterbliebene automatisch der Haupterbe/die Haupterbin ist und den Nachlass alleine abwickeln kann. Das ist aber nicht so.

Ein Irrglaube ist außerdem, dass kein Erbschein oder Testament mit Eröffnungsprotokoll benötigt wird, wenn die Angehörigen davon ausgehen, dass es kein Vermögen gibt. Das ist auch nicht korrekt. Das Aufbewahren der Nachlassunterlagen in einem Schließfach ist ebenfalls nicht zu empfehlen. Denn es kommt immer wieder vor, dass die notwendige Vollmacht fehlt oder sogar der Schlüssel nicht auffindbar ist. Angehörige informieren sich am besten direkt beim Kreditinstitut des verstorbenen Menschen über benötigte Unterlagen und das weitere Vorgehen. Am sinnvollsten ist es, sich rechtzeitig zu Lebzeiten um die Nachlassplanung zu kümmern.


„Die Sparkasse Bremen bietet in den Stadtteilfilialen verschiedene Veranstaltungen rund um das Thema Nachlass.“


Wie unterstützt die Sparkasse Bremen bei der Nachlassplanung?

Notar
Eine notarielle Beratung ist oft hilfreich, wenn man einen Nachlass regeln möchte. Pixabay

Zu einer guten und umfassenden Beratung in unserem Hause gehört immer die Frage nach einer Vollmacht, die über den Tod hinausgeht. Diese ist beispielsweise auch nötig, wenn ein Angehöriger oder eine Angehörige für längere Zeit im Krankenhaus ist. Und auch Themen wie Patientenverfügung und allgemeine Nachlassabwicklung besprechen wir mit unseren Kundinnen und Kunden ausführlich. Ich halte es grundsätzlich für sinnvoll, einen Notar oder eine Notarin mit in die Planungen zu involvieren. Die Sparkasse Bremen bietet außerdem in den Stadtteilfilialen verschiedene Veranstaltungen rund um die Themen Nachlass und Vollmachten an. Dafür haben wir verschiedene Partnerschaften mit Notarinnen und Notaren sowie Bestattungsinstituten, die die Vorträge und Informationsveranstaltungen abhalten. Diese sind in der Regel kostenlos und unverbindlich.

Gibt es Empfehlungen oder bewährte Praktiken, die Sie Menschen geben können, die gerade erst beginnen, sich mit dem Thema Nachlassplanung zu befassen?

Eine gute Vorbereitung beinhaltet folgende Punkte:

  1. Vollmacht – Beratung und Unterschrift
    Eine Bestattungsvorsorge lässt sich frühzeitig beim Beerdigungsinstitut der Wahl regeln. Freepik.com/Katemangostar

    Überlegen Sie sich, wer im Sterbefall was erben soll.

  2. Setzen Sie ein Testament auf. Das kann handschriftlich oder von einem Notar bzw. von einer Notarin verfasst sein.
  3. Informieren Sie eine Vertrauensperson über Ihre Nachlassplanung.
  4. Bei Beerdigungsinstituten gibt es die Möglichkeit, alles rund um die Bestattungsvorsorge sowie die Beerdigung zu besprechen und festzulegen.

Können Sie uns Beispiele aus der Praxis geben, bei denen eine gute Nachlassplanung einen großen Unterschied gemacht hat?

Wenn alles ordentlich geregelt und im Sterbefall auffindbar ist, können sich die Hinterbliebenen auf das Wesentliche konzentrieren und müssen nicht die ganze Wohnung nach den benötigten Dokumenten durchsuchen.

Wenn eine junge Familie mit minderjährigen Kindern Eigentum erwirbt oder erworben hat, sollte sie unbedingt ein Testament machen. Andernfalls wird automatisch das Vormundschaftsgericht als Vertreter für das minderjährigen Kindes eingeschaltet. Dann kann es sogar sein, dass der hinterbliebene Elternteil das Objekt nicht ohne Zustimmung des Vormundschaftsgerichtes verkaufen kann.

Gerade kürzlich hatte ich ein schönes Erlebnis bei einer Veranstaltung zum Thema Nachlass in unserer Stadtteilfiliale Neustadt: Eine ältere Dame erzählte uns an dem Abend, wie selbstverständlich sie alles geregelt hat. Es gibt einen Ordner, in dem alles hinterlegt ist: von Heiratsurkunde über Rentenbescheid, sämtliche Versicherungen mit Versicherungsnummer und Ansprechperson, alle Lastschriften mit Zeitpunkt und Vertragsnummer – und zu guter Letzt, wie ihre Beerdigung gestaltet werden soll. Diese Dame wusste für sich, dass alles klar ist, nichts aufgeschoben wurde und sie ganz unbeschwert ihr Leben genießen kann. Ein schönes Beispiel für eine Nachlassregelung!

Die Nachlassplanung ist ein sehr emotionales und sensibles Thema, über das viele Menschen nicht gerne sprechen. Es ist aber wirklich sinnvoll, sich zu Lebzeiten um all diese Dinge zu kümmern, damit die Hinterbliebenen nicht alles alleine und in einer eh schon emotionalen Situation entscheiden müssen. Wir als Sparkasse Bremen stehen unseren Kundinnen und Kunden gerne beratend zur Seite und helfen bei der Nachlassplanung.

Beraterfinder der Sparkasse Bremen

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Von Sarah Meyer

Als waschechtes Küstenkind liebe ich alles, was der Norden zu bieten hat. Vor einigen Jahren zog es mich von der Wurster Nordseeküste in die Hansestadt – und jetzt schlägt mein Herz für die Weser.

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