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Kinder mit Fluchterfahrung
wORTwechsel

Sachbuch aus Bremen über Kinder mit Fluchterfahrung

„Noch dreimal Montag, dann musst du ins Flugzeug – Kinder erzählen vom Weggehen, Ankommen und Bleiben“

Kinder sollten unbeschwert aufwachsen. Sie sollten spielen, toben und glücklich sein. Doch es gibt viele jüngere Menschen in unserer Gesellschaft, die dieses Leben in der Art nicht kennen. Ein Zeugnis dafür ist das Buch „Noch dreimal Montag, dann musst du ins Flugzeug“. Es ist im Bremer Kellner Verlag erschienen. Darin berichten Kinder mit Flucht- und Migrationserfahrung von ihren Erlebnissen.


Kinder mit Fluchterfahrung: Buchcover "Noch dreimal Montag, dann musst du ins Flugzeug"
Texte, Fotos und Bilder illustrieren die Erfahrungen und Erlebnisse, die in diesem Buch festgehalten wurden. Kellner Verlag

Unzählige Kinder weltweit mussten bereits ihre Heimat verlassen. In dem Buch „Noch dreimal Montag, dann musst du ins Flugzeug“ kommen sie zu Wort. Im Zeitraum von 1997 bis 2018 wurden in Sprachkursen ihre Geschichten, aber auch Bilder und Fotos gesammelt. Die jungen Menschen zwischen sechs und zehn Jahren berichten von den Problemen, die sie in der Heimat, auf der Flucht und bei ihrer Ankunft in Deutschland hatten. Doch auch Sehnsüchte und Hoffnungen spielen eine Rolle. Ergänzt wird das Buch durch zwei Texte, in denen Erwachsene von ihren Kindheitserinnerungen erzählen.

Dokumentation über mehr als 20 Jahre

Das Kollektiv wORTwechsel hat die Eindrücke zusammengetragen. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Leuten mit unterschiedlichen Berufen und Tätigkeiten, die sich seit Jahren mit dem Thema Migration beschäftigt. Dazu gehören Kunstschaffende, Lehrende, Fotografinnen und Fotografen, Aktivistinnen und Aktivisten sowie andere. Sie haben in unterschiedlichen Kontexten mit Kindern mit Migrations- beziehungsweise Fluchtgeschichten gearbeitet.

So konnten sie im Lauf vieler Jahre Texte und Bilder ihrer „Schützlinge“ sammeln und erzählte Geschichten transkribieren. Über diese Arbeit lernten sich die Mitglieder des Kollektivs kennen und entwickelten die Idee, eine Auswahl der gesammelten Dokumente zu veröffentlichen. Wir sprachen mit Elisabeth Müller von wORTwechsel.

Warum war es Ihnen wichtig, die Berichte der Kinder festzuhalten? Was ist das Besondere an diesem Buch?
Elisabeth Müller: Wir finden es wichtig, die Kinderperspektiven sichtbar zu machen und nicht über sie zu sprechen. Besonders an unserem Buch ist das Alter der Kinder. Sie sind zwischen sechs und zehn Jahren und erzählen Geschichten, die wir so sonst nicht lesen können. Besonders ist auch der lange Zeitraum der Dokumentation – mehr als 20 Jahre.  Erschreckend ist, dass es völlig unerheblich ist, ob ein Text 2020 entstanden ist oder etwa im Jahr 2000. Soll heißen, es hat sich kaum etwas verändert.

Bild aus einem Buch über Kinder mit Fluchterfahrung
Die Schicksale der Einzelnen sind in diesem Buch festgehalten worden. wORTwechsel

Zitate wie „Wir konnten keine Sachen mitnehmen, weil wir unsere Geschwister tragen mussten“ lassen erahnen, wie schlimm die Erfahrungen waren, die die Kinder auf der Flucht gemacht haben. Was hat Sie am meisten erschüttert?
Elisabeth Müller: Es ist nicht die eine Geschichte, die uns am meisten erschüttert. Teil der Arbeit mit geflüchteten Kindern – ob in der Schule, in Kunstprojekten oder in Wohnunterkünften – sind genau diese Realitäten, wie sie im Buch erzählt werden. Es ist erschütternd, dass die Realität von geflüchteten Menschen und besonders von Kindern nach wie vor so drastisch ist. Erschütternd sind ebenso die Fluchtgründe: Kriege, Verfolgung, Klima, Armut …

Die Familien kommen nicht freiwillig, und die Kinder müssen mit. Sie werden oft unbeabsichtigt Zeugen der Fluchtgründe. Und die Auswirkungen werden Teil ihrer Persönlichkeit mit denen sie hier, in ihrem neuen Land, zu tun haben.

Auch dass kleine Kinder, wenn sie nach ihren Wünschen gefragt werden, sich zuallererst Pässe für die Familie wünschen, zeigt ihre schwierige Realität. Die Gespräche, die wir mit Kindern geführt haben, die Geschichten, die sie erzählten, und die Bilder, die sie malen konnten, haben vielen geholfen, ihre Schicksale sichtbar werden zu lassen und diese Erfahrungen besser als Teil ihres Lebens integrieren zu können.

Das Buch „Noch dreimal Montag, dann musst du ins Flugzeug“ ist im Bremer Kellner Verlag erschienen und für 14,90 Euro erhältlich.

Autorenbild Linda Bussmann

Von Linda Bussmann

Ich bin eine waschechte Ostfriesin und überzeugte Norddeutsche. Vor vielen Jahren zog es mich in die Hansestadt. Bremen ist seitdem meine zweite Heimat geworden.

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