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Der Lesumer Ortskern in der Morgensonne
Kristina Bumb

Engagiert für Burglesum: Die IGEL Interessengemeinschaft

Klein, rege und sympathisch wie der Namenspate

Der Stadtteil Burglesum hat Besucherinnen und Besuchern viel zu bieten: den Lesumer Ortskern zu Füßen der St. Martini Kirche mit Gastronomie, schönen Geschäften und historischen Bauten, das elegante St. Magnus mit Knoops Park, das quirlige Burgdamm mit seinen Geschäften entlang der Bremerhavener Heerstraße, das Naturschutzgebiet Werderland und das familiäre Marßel. Die IGEL Interessengemeinschaft vertritt die Anliegen der ansässigen Geschäftsleute und engagiert sich mit Veranstaltungen und Co für einen attraktiven Stadtteil. SPOT hat mit der ehemaligen, langjährigen Vorsitzenden des Vereins, Christa Dohmeyer, über Erfolge und Pläne der IGEL Interessengemeinschaft gesprochen.

Wie kam der einprägsame Name IGEL zustande?

Christa Dohmeyer, Vorsitzende der IGEL Interessengemeinschaft Lesum, sortiert Waren vor ihrem Reformhaus
Christa Dohmeyer vom Reformhaus Ratjen in Lesum war seit vielen Jahren IGEL-Vorsitzende. Kristina Bumb

Christa Dohmeyer: Die Abkürzung stand ursprünglich für Interessengemeinschaft Einzelhandel Lesum. Unter diesem Namen hat sich der Zusammenschluss 1986 gegründet. Vor einigen Jahren hatten wir dann eine Fusionierung mit der Interessengemeinschaft Burgdamm, weil wir beide in einem Ortsamtsbereich liegen und die Kundinnen und Kunden uns zunehmend als Einheit wahrgenommen haben. Außerdem hatten wir dieselben Ziele: nämlich zum einen Einzelhandel und Gewerbetreibende gegenüber der Politik zu vertreten und zum anderen gemeinsame Aktionen zu planen.

Später kamen auch Mitglieder aus St. Magnus und Marßel dazu. In Marßel gibt es zusätzlich noch die eigenständige Werbegemeinschaft für das Einkaufszentrum. Den Namen IGEL e. V. haben wir aber beibehalten. Es heißt nun IGEL Interessengemeinschaft Einzelhandel und Gewerbe für Lesum, Burgdamm und St. Magnus. Wir sind zwar eine kleinere Interessengemeinschaft mit rund 30 Mitgliedern, betreuen aber ein großes Gebiet.

Was ist für die Kundinnen und Kunden das Besondere an Lesum, Burgdamm, St. Magnus und Marßel?

Wir hatten hier schon immer viele kleine, inhabergeführte Geschäfte. Das macht das besondere Flair aus. Wir sagen spaßeshalber: Wir sind ein bisschen wie „Klein Oldenburg“. Man kann gut bummeln gehen, findet individuelle Sortimente und es gibt viel alteingesessenen Handel.


„Wir sind ein bisschen wie Klein Oldenburg.“


Der Kehrseite: Wir sind gerade in einem Generationsumbruch und wissen noch nicht, wo das hinführt. Kürzlich hat im Lesumer Ortskern ein Traditionsgeschäft schließen müssen, weil die Betreiber keine Nachfolger gefunden haben. Ich habe die Hoffnung, dass ein attraktives neues Geschäft dort einzieht und nicht die x-te Versicherungsagentur oder der x-te Imbiss. Die Vermieter freuen sich dann zwar, dass eine hohe Miete gezahlt werden kann, aber für den Handel bedeutet so etwas ein totes Ladenlokal und ein Verlust der bunten Vielfalt.

Vor welchen Herausforderungen stehen die Geschäftsleute vor Ort noch?

Die kleine Geschäftsstraße am Lesumer Marktplatz in der Morgensonne
Sie sind meist inhabergeführt und bieten besondere Sortimente: die Geschäfte im Lesumer Ortskern, in Burgdamm, St. Magnus und Marßel. Kristina Bumb

Gerade für den Einzelhandel ist es inzwischen ein harter Kampf. Die Bürokratie wird immer umfangreicher, das System Handel immer schwerer gemacht. Teilweise sind die Mieten für den Handel extrem hoch und verteuern sich aktuell noch weiter. Dazu kommen noch die Probleme mit der Inflation. Gerade kleine, einzelne Unternehmer können das nicht auffangen. Da muss man einen treuen Kundenstamm haben oder ein spezielles Sortiment, das der Kunde dann auch honoriert.

Ist das zunehmende Onlineshopping ein Problem?

Die Menschen, insbesondere die junge Generation, verlernen gerade, vor Ort einzukaufen. Sie verlernen, wie viel Positives ihnen eine Beratung bringt. Stattdessen gehen sie immer nur noch online, mit dem Ziel, den billigsten Preis zu finden und alles sofort zur Verfügung zu haben. Der stationäre Handel arbeitet anders. Wir stehen für fachliche Beratung mit 100 Prozent Kundenkontakt. Das bedeutet: Wenn die Kundin oder der Kunde ins Geschäft kommt, sind wir voll für diese Person da. Sie verlässt den Laden mit dem Wissen: Ich bin voll wahrgenommen worden und habe das bekommen, was ich brauchte. Eine fachliche Beratung gehört fast immer dazu. Das kann das Internet nicht.


„Eine Beratung durch die ausgebildeten Fachleute des Einzelhandels ist kostbar.“


Eine solche Beratung durch die ausgebildeten Fachleute des Einzelhandels ist kostbar. Wenn Sie einen Handwerker bestellen, bezahlen Sie für eine Arbeitsstunde eine Fachbetriebes 50 bis 80 Euro. Der stationäre Einzelhandel ist, wenn er nicht Discounter ist, ebenfalls ein Fachbetrieb mit ausgebildetem Personal. Wir stellen unser Fachwissen zur Verfügung, doch das wird immer weniger geschätzt und honoriert.

Eine verkleidete Frau geht als Lesumer Symbolfigur Gräfin Emma geht beim Festumzug der Burglesumer Kulturtage mit.
Beim Festumzug zu den Burglesumer Kulturtagen darf Gräfin Emma, die Symbolfigur Lesums, nicht fehlen. IGEL

Das Internet mit seinen billigen Preisen kann das nicht leisten. Dort bekommt man keine Beratung und die Informationen, die sich die Kundin oder Kunde dort suchen muss, sind darüber hinaus auch fachlich nicht abgesichert. Man kann dort alles posten, was man möchte. Hochwertige Informationen sind das in der Regel nicht.

Inwiefern springt die Politik der IGEL Interessengemeinschaft bei Ihren Anliegen bei?

Da wir Handel, Gewerbe und Handwerk vereinen, sind wir mit der Handwerks- und der Handelskammer gut verknüpft und beteiligen uns an den von dort organisierten Veranstaltungen wie dem überregionalen Heimatshoppen. Die Kammern unterstützen uns auch, wenn es etwa um Anträge für Veranstaltungen oder andere komplexe Formalitäten geht. Bei IGEL sind wir alle ehrenamtlich tätig und engagieren uns für unseren Stadtteil neben unserem normalen Tagesgeschäft. Da sind wir für alle Unterstützung dankbar.

Mit dem Ortsamt arbeiten wir ebenfalls in einer sehr guten Symbiose zusammen. Als ich selbst vor 17 Jahren das Amt der IGEL-Vorsitzenden übernommen habe, habe ich viel Hilfe vom Ortsamt erhalten. Wir werden auch mit ins Boot genommen, bei Planungstreffen angehört und zu Ortsbegehungen eingeladen, wenn es Baumaßnahmen gibt, die den Handel betreffen. Beispiele dafür waren die Umgestaltung der Bremerhavener Heerstraße, als Tempo 30 eingeführt wurde, oder der Bau des Lesum-Parks.

Was waren die größten gemeinsamen Erfolge der IGEL Interessengemeinschaft?

Weihnachtsmarkt auf dem Lesumer Marktplatz, ausgerichtet durch die IGEL Interessengemeinschaft
Auf dem Lesumer Marktplatz richtet IGEL jährlich den kleinen, feinen Weihnachtsmarkt aus. IGEL

Eine der renommiertesten Veranstaltungen, die wir ins Leben gerufen haben, ist der Weihnachtsmarkt. Er findet schon seit mehr als zehn Jahren statt. In diesem Jahr legen wir die Organisation erstmals in andere Hände, weil wir es zeitlich, ehrenamtlich und finanziell nicht mehr leisten können. Wir hoffen sehr, dass alles im besten Sinne weitergeführt wird.

Die Beteiligung an den Burglesumer Kulturtagen ist auch eine wichtige Errungenschaft. Die Kooperation mit der Arbeitsgemeinschaft Burglesumer Kulturtage ist sehr fruchtbar und ein großer Gewinn für den Stadtteil. Das gilt auch für die Dixieland-Tage am Lesumer Hafen, die wir gerne fördern. Sehr erfolgreich und beliebt ist außerdem unser langjähriges IGEL-Weihnachtsgewinnspiel, das auch dieses Jahr wieder ausgerichtet wird. Damit möchten wir uns bei unserer Kundschaft für die Treue bedanken.

Gibt es Wünsche, die IGEL für die Zukunft hat?

Lächelnde Menschen sitzen während der Dixieland-Tage an Bierzeltgarnituren am Lesumer Hafen
Die Dixieland-Tage am Lesumhafen sind ein stimmungsvolles Event. IGEL

Wir finden es wichtig, dass die tollen Ecken, die wir im Stadtteil haben, auch bespielt werden – so wie der Lesumer Marktplatz mit dem Wochen- und dem Weihnachtsmarkt oder der Lesumhafen mit den Dixieland-Tagen. Ich würde mir so etwas auch für den Goldbergplatz in Burgdamm wünschen, wo es früher auch einen Grünmarkt gab. Aber aktuell ist dieser Platz an der Bremerhavener Heerstraße für Veranstaltungen kaum nutzbar. Man müsste den Platz zur Straße hin mehr öffnen, das Kopfsteinpflaster besser begehbar machen, vielleicht Bänke und andere Infrastruktur einrichten. Viele tolle Ideen für unseren Stadtteil haben wir immer.

Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite der Interessengemeinschaft Einzelhandel und Gewerbe für Lesum, Burgdamm, und St. Magnus IGEL.

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Autorenbild Kristina Bumb

Von Kristina Bumb

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