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Noerdman Comic
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Comic aus Bremen: „Noerdman“ mischt die digitale Welt auf

Rolf Drechsler und Jannis Stoppe hauchen dem Nerd aus dem Norden Leben ein

Können wir uns heute noch ein Leben ohne Computer vorstellen? Wie würde unser Tagesablauf ohne Smartphone aussehen? An welchen Stellen hilft uns die Technologie? An welchen macht sie das Leben komplizierter? Welche Entwicklungen zeichnen sich ab, welche Auswirkungen werden diese auf unser Leben haben?

Das alles und mehr steht im Zentrum des Lebens von Noerdman, dem Nerd aus dem Norden. Es ist eine Comic-Figur, die von Rolf Drechsler und Jannis Stoppe kreiert wurde. Seit nunmehr vier Jahren werden wöchentlich in humorvoller und informativer Weise Themen des Alltags aufgegriffen, erläutert und ein Blick in die Zukunft gewagt. Im „echten Leben“ ist Rolf Drechsler Professor für Rechnerarchitektur an der Universität Bremen. Darüber hinaus ist er Direktor am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). Jannis Stoppe arbeitet als Gruppenleiter am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Im SPOT-Interview geben die beiden Bremer Autoren Einblicke in die Abenteuer von Noerdman.


Noerdman Autoren
Jannis Stoppe (links) und Rolf Drechsler liefern immer wieder neue Ideen für die Comic-Figur Noerdman. Rolf Drechsler und Jannis Stoppe, ©AGRA Universität Bremen

In Ihren Comics dreht sich alles um Noerdman. Können Sie Ihren Hauptdarsteller einmal vorstellen – wer ist Noerdman?

Rolf Drechsler: Noerdman ist der Nerd aus dem Norden. Er ist technikbegeistert aber leicht verpeilt, aufgeschlossen, aber unbeholfen. Er hat oft spannende Ideen, aber genauso oft Probleme mit ihrer praktischen Umsetzung. Und er kann sich auf seine Freunde verlassen, die ihm alle Fehler seiner kleinen Verrücktheiten auf das sprichwörtliche Brot schmieren.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, seine Abenteuer zu illustrieren?

Jannis Stoppe: Die eigentliche Idee kam von Rolf. Nachdem er, als ich noch in seiner Arbeitsgruppe gearbeitet habe, die Idee in den Raum geworfen hatte, haben wir zusammen das Konzept ausgearbeitet und die ersten Skizzen gezeichnet.

Wie entsteht bei Ihnen aus den Gedanken eine Geschichte?

Rolf Drechsler: Oha! Gute Frage. Es gibt so viele Themen aus der Technik, die aktuell oder interessant sind. Häufig fragen wir uns dann: Was könnte man damit noch machen? Oder was für Fallstricke könnte es dabei geben? Wenn man eine Technologie auf die hypothetische Spitze treibt, ergeben sich häufig schon genügend kleine Absurditäten, um damit sowohl die Technologie selbst ein wenig zu erklären als auch die ein oder andere Pointe zu bekommen.

Mit welchen Tools und Techniken arbeiten Sie?

Jannis Stoppe: Die Zeichnungen entstehen komplett am Computer. Ich benutze ein Grafiktablet, mit dem ich digital zeichnen kann. Das hat den Vorteil, dass man viel einfacher Dinge rückgängig machen kann. Eine Linie so zu zeichnen, wie man sie im Kopf hat, ist oft schwieriger als man denkt. Und am Rechner hat man beliebig viele Versuche. Ganz konkret nutze ich – ganz entsprechend unseres Noerds – vor allem quelloffene Software. Gezeichnet wird der Noerdman mit myPaint. Die sogenannte Versionierung erfolgt mit git und gitlab.

Sie schreiben und zeichnen die Noerdman-Geschichten schon seit mehr als drei Jahren. Hat die Figur mittlerweile Kultstatus bei den Leserinnen und Lesern?

Jannis Stoppe: Das sollten ja vor allem die Leserinnen und Leser sagen. Auf jeden Fall ist er ein steter Begleiter für mich geworden – bei mir hat er auf jeden Fall Kultstatus.

Noerdman Comic FigurenGibt es eine bestimmte Zielgruppe?

Rolf Drechsler: Im Grunde jede und jeder Technikinteressierte. Und das sind wir ja inzwischen alle, denn Technik in Form von Handys und das Internet sind unser täglicher Begleiter. Wir versuchen, explizit nicht eine bestimmte Altersgruppe zu adressieren. Es sollte egal sein, ob man 17 oder 70 ist, so lange man die Themen selbst interessant findet.

Die Liebe für Comics hat ihre Wurzeln oft in der Kindheit, war das bei Ihnen auch so?

Jannis Stoppe: Haha, auf jeden Fall. Mein Vater hat oft Comics aus der Bücherei mitgebracht, meine Mutter hatte immer diverse Comics im Haus. Meine Lehrerinnen und Lehrer mussten Hefte voller Zeichnungen an den Rändern ertragen. Und oft habe ich auch während des Unterrichts nebenbei unzählige Zettel gefüllt. Dass ich mit diesem Projekt so eine alte Passion wiederaufleben lassen und gleichzeitig ein paar von den Themen, die mich umtreiben, in der Öffentlichkeit platzieren kann, ist ein echtes Geschenk.

Welche Comics haben Sie selbst als Kind gelesen?

Jannis Stoppe: Mein Vater hatte immer eher frankobelgische Comics im Haus: Tim und Struppi, Asterix, Yoko Tsuno sind da hängengeblieben. Daneben gab es immer auch ein paar Disneys. Meine Mutter stand eher auf deutsche Comics für Erwachsene – Moers und Reiser sind mir da im Kopf. Dazu kam meine Großtante, die mir oft ein paar Comics von X-Men oder Superman spendiert hat.

Welche Funktion hat Humor Ihrer Meinung nach in Krisen wie dieser?

Rolf Drechsler: Humor hilft immer, den Zugang zu Themen zu erleichtern. Er nimmt Leuten die Angst vor Themen. Das ist aber nicht nur in der Krise so. Das gilt immer. Ob Humor der richtige Zugang für die Situationen ist, lässt sich aber so einfach nicht sagen und ist natürlich immer sehr individuell. Unsere Comics über Homeoffice und smarte Masken werden niemandem helfen, der durch Covid Depressionen entwickelt oder einen geliebten Menschen verloren hat. Aber vielleicht hilft es ein wenig, über Masken zu schmunzeln, wenn man einfach nur gerade ein wenig genervt von den Stellen hinter den Ohren ist, die wieder weh tun, weil man nur die enge Maske zum Einkaufen dabei hatte.

Können Sie schon einen Ausblick auf die nächsten Folgen werfen: Womit dürfen wir demnächst rechnen?

Rolf Drechsler: Technologie entwickelt sich zum Glück so schnell, dass wir wahrscheinlich nie Probleme haben werden, aktuelle Themen zu finden. Was wir noch gar nicht hatten, sind Kryptowährungen. Die greifen wir als nächstes auf. Ansonsten freue ich mich immer besonders auf Themen jenseits der Informatik. Nerds gibt es schließlich auch in anderen Disziplinen.

Ein neuer Noerdman-Comic erscheint immer montags auf Twitter, Instagram und Facebook. Die gesammelten Werke sind unter www.noerdman.de zu finden. Vor Kurzem ist Noerdman nun auch in Buchform im Springer-Verlag erschienen: „Noch analog oder lebst Du schon?“ (ISBN 978-3-658-32413-1) lautet der Titel.

Autorenbild Guido Finke

Von Guido Finke

Meine Heimat ist das idyllische Hude – „zum Malen schön“ lautet hier das Motto. Ansonsten dreht sich bei mir als Fan der EWE Baskets Oldenburg und des SV Werder vieles um den Sport.

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