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Junge Menschen strecken ihre Hände zusammen
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Bildung ohne Grenzen: Der Verein Arbeiterkind.de und seine Mission

Chancengleichheit, Unterstützung und Erfolgsgeschichten auf dem Bildungsweg

Arbeiterkind.de ist eine Organisation, die sich für die Förderung von Bildungschancen für Arbeiterkinder beziehungsweise Erstakademiker und -akademikerinnen einsetzt. SPOT hat mit Thorsten Ende von der Bremer Gruppe im Interview über die Entstehung des Vereins, seine Ziele und die Unterstützungsmöglichkeiten für Bildungssuchende gesprochen.


Wie kam die Idee für Arbeiterkind.de zustande – und warum ist sie so wichtig?

Thorsten Ende: Die Idee hinter Arbeiterkind.de entstand vor einigen Jahren, als unsere Gründerin – die selbst ein Arbeiterkind ist – Benachteiligung erlebte. Statistisch gesehen beginnen nur 21 Prozent der Arbeiterkinder ein Studium. Im Vergleich dazu sind es 74 Prozent der Akademikerkinder. Die Motivation hinter der Gründung war klar: Chancengleichheit schaffen. Vor etwa 15 bis 16 Jahren haben Katja Urbatsch und ihr Mann daher die Organisation ins Leben gerufen.

Welche Hürden müssen Arbeiterkinder und Erstakademiker beziehungsweise -akademikerinnen auf dem Bildungsweg überwinden?

Die größten Hürden sind die fehlende Unterstützung und fehlende Erfahrung im familiären Umfeld. Erstakademiker und Erstakademikerinnen haben oft niemanden, den sie um Rat fragen können. Sie müssen sich selbst durchkämpfen und eigene Erfahrungen sammeln. Der Übergang von der Schule zur Universität ist sowieso eine große Herausforderung, da man plötzlich auf eigenen Beinen stehen und sich selbst organisieren muss. Viele Akademikerkinder haben den Vorteil, Unterstützung von ihren Familien zu erhalten, was Arbeiterkindern hingegen oft fehlt. Unsere Organisation bietet ihnen deshalb Unterstützung und Antworten auf Fragen rund um Stipendien, Universitätsbewerbungen und vieles mehr.


„Die Organisation hat enge Kontakte zu verschiedenen Bremer Schulen.“


Wie unterstützt Arbeiterkind.de die Erstakademikerinnen und Erstakademiker?

Unsere Hauptarbeit besteht darin, Schulvorträge zu halten. Dabei informieren wir beispielsweise über Stipendien und Studienfinanzierung. Die Organisation hat enge Kontakte zu verschiedenen Bremer Schulen und versucht, gezielt Schülerinnen und Schüler an Gymnasien sowie Oberschulen und Jugendzentren anzusprechen. Arbeiterkind.de setzt auf die Vermittlung von Wissen und Erfahrungen, um Jugendlichen bei ihrem akademischen Bildungsweg zu helfen.

An wie vielen Schulen ist das Netzwerk aktiv?

In Bremen gibt es ungefähr zwölf Schulen, mit denen Arbeiterkind.de aktiv in Kontakt steht. Die Organisation arbeitet daran, ihre Präsenz an Oberschulen zu stärken, um noch mehr Schülerinnen und Schüler zu erreichen. Und auch in Jugendzentren sind wir noch nicht so aktiv, wie wir gerne wären. Dafür braucht es auch immer viele helfende Hände und Ehrenamtliche.


„Ein Studium ist immer ein Gewinn an Erfahrungen und Fähigkeiten.“


Welche Botschaften möchten Sie an Eltern, Lehrerkräfte sowie andere Bildungsakteure und -akteurinnen vermitteln, um die Bildungschancen von Kindern aus nicht-akademischen Familien zu verbessern?

Arbeiterkind.de möchte Eltern ermutigen und Ängste abbauen, ihren Nachwuchs auf dem Weg zur Bildung zu unterstützen. Es ist wichtig, zu verdeutlichen, dass die Kinder ihre Persönlichkeit und Interessen weiterentwickeln können, ohne dass sie sich dabei von der Familie entfernen.

Zudem wollen wir Lehrkräfte auf die besondere Situation von Erstakademikerinnen und -akademikern aufmerksam machen und zu einer gezielteren Förderung animieren.

Man muss außerdem nicht zwangsläufig sehr gut in der Schule gewesen sein, um ein Studium zu beginnen. Ich selbst war nicht der fleißigste Schüler – und habe trotzdem einen sehr guten Studienabschluss. Es ist eben etwas ganz anderes, an der Universität ein Fach zu studieren, das einen brennend interessiert. Das ist meiner Meinung nach der größte Vorteil eines Studiums.


„Die Ehrenamtlichen können sich professionell weiterbilden und an Fortbildungen teilnehmen.“


Wie können sich interessierte Menschen engagieren und Arbeiterkind.de unterstützen?

Unsere Organisation sucht ständig Freiwillige, die bereit sind, ihr Wissen und ihre Erfahrungen weiterzugeben. Die Ehrenamtlichen können sich professionell weiterbilden und an Fortbildungen teilnehmen, um ihre Beratungskompetenzen zu verbessern. Interessierte können sich per Mail an uns wenden. Außerdem besteht die Möglichkeit, unsere Arbeit über eine Spende zu unterstützen.

Mehr Informationen gibt es auf der Website des Vereins.

Dieser Beitrag ist Teil unseres Themenspecials „Vereine in Bremen“. Sind Sie interessiert an mehr Artikeln dieser Art? Schauen Sie sich unsere Sammlung von Beiträgen rund ums Thema an.

zum Themenspecial „Vereine in Bremen“

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Von Sarah Meyer

Als waschechtes Küstenkind liebe ich alles, was der Norden zu bieten hat. Vor einigen Jahren zog es mich von der Wurster Nordseeküste in die Hansestadt – und jetzt schlägt mein Herz für die Weser.

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