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Markus Genesius Graffiti Kunst Bremen
WFB/Jens Lehmkühler

„WOW123“ begeistert weltweit die Szene

Der Künstler Markus Genesius im Gespräch

Markus Genesius, auch bekannt unter seinem Pseudonym „WOW123“, wird in der deutschen Graffiti- und Straßenkunstszene als einer der bedeutendsten Akteure angesehen. Obwohl der Bremer mittlerweile seine künstlerische Arbeit auch auf Leinwand ausweitet, bleibt er den Ursprüngen seiner Kunst als Graffitikünstler treu.

Markus Genesius ist Schlüsselfigur in der deutschen Graffitiszene

Genesius Atelier Graffiti
Markus Genesius sprayt in seinem Atelier in Findorff inzwischen nicht mehr auf Züge, sondern auf Leinwände. WFB/Jens Lehmkühler

Seine Leidenschaft für Graffiti entfachte, als er im zarten Alter von 13 Jahren zum ersten Mal eine Sprühdose in die Hand nahm. Zu dieser Zeit existierten noch keine sozialen Medien wie Instagram oder Pinterest, wo er sich von den Werken anderer Graffitikünstler hätte inspirieren lassen können. Seine einzige Quelle der Inspiration war ein flüchtiger Blick auf ein Graffiti während eines Besuchs in München. Dies markierte den Anfang einer Reise, die sein Leben maßgeblich prägen sollte. Heute wird der Bremer als Schlüsselfigur der deutschen Graffiti- und Straßenkunstszene angesehen. „Als Jugendlicher und Graffiti-Künstler sehr geprägt haben mich zwei Bildbände: „Subway Art“ und „Spraycan Art“ von den Fotografen Martha Cooper, Henry Chalfant und James Prigoff“, erzählt der Bremer Künstler. „Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich auf dem Schulhof saß und das erste Mal diese Bücher in der Hand halten durfte. Sie waren für mich in einer Zeit, in der es noch kein Internet gab und auch kaum Medien, die sich mit Graffiti beschäftigt haben, so etwas wie eine Bibel.“

TV-Testbild wird für Künstler zum unverkennbaren Markenzeichen

Unter dem Alias WOW123 durfte Genesius dann bald die Wände seiner damaligen Schule gestalten. Er suchte nach neuen Orten, bereiste viele Gegenden, studierte Street Art in anderen Städten und baute sein Netzwerk aus. Sein Ziel war es schließlich, Graffiti-Kunst auf großen Flächen zu präsentieren und durchdachte Konzepte für seine Werke zu entwickeln. Doch nach mehr als 150 Arbeitsreisen in über 44 Länder weltweit merkte der Bremer, dass sich das klassische Graffiti schließlich für ihn erschöpft hatte. Es gab für ihn keine neuen Impulse. „Ich wusste irgendwann, dass ich etwas anderes machen musste; die Komfortzone verlassen“, so Genesius.

Er experimentierte ausgiebig und stieß schließlich auf etwas, das zu seinem unverkennbaren Markenzeichen werden sollte: das Testbild. Obwohl es längst aus dem deutschen Fernsehen verschwunden und im digitalen Zeitalter fast vergessen war, brachte der Künstler es zurück auf die Leinwand und auf Häuserfassaden, sei es in der russischen Stadt Archangelsk oder im Bremer Viertel. Dabei greift er die Ästhetik des Testbildes auf, zerlegt es in seine Einzelteile und setzt es neu zusammen. „Das Testbild ist ein starkes Motiv“, betont Genesius. Die Formen und die vorgegebene Bildsprache faszinieren ihn jedes Mal aufs Neue.

Graffiti-Künstler möchte der Stadt Bremen etwas zurückgeben

Testbild Graffiti Genesius Wandbild
In Eindhoven gestaltete Markus Genesius diese Fassade mit seinem Markenzeichen: dem alten TV-Testbild. Markus Genesius

Lange habe er gedacht, dass Graffiti auf Leinwand nicht funktioniere. „Graffiti hat in den Straßen, an der Bahnlinie oder auf einem Zug eine ganz andere Power“, sagt Genesius. Doch die Leinwand stellt für den Künstler ein „völlig neues Spielfeld dar“, sagt er. Auch die Interaktion mit Künstlern aller Richtungen und der intensive Austausch mit Menschen, die eine unterschiedliche Sicht auf Kunst haben, inspirieren ihn immer wieder für seine eigenen Werke. „Bremen hat eine sehr aktive und faszinierende Kunstszene“, bemerkt Genesius.

Trotz seiner zahlreichen Reisen und Erlebnisse im Verlauf seiner künstlerischen Karriere ist Genesius seiner Heimatstadt verbunden geblieben. „Ich fühle mich hier einfach unglaublich wohl“, betont Markus Genesius. „Ich liebe diese Stadt.“ Obwohl er nach wie vor gerne in großen Metropolen unterwegs ist, kann er sich nicht vorstellen, woanders als in Bremen zu leben. Seine künstlerische Vergangenheit spielt dabei eine entscheidende Rolle. „Kunst im öffentlichen Raum hat hier eine lange Tradition, es gibt viele großartige Fassadenbilder in der Stadt“, erklärt Genesius.

Einige seiner älteren Werke kann man übrigens noch heute in der Bremer Neustadt finden, wo Genesius mit seiner Familie lebt. Beispielsweise auf dem Gelände des Sportvereins BTS Neustadt. „Bremen hat mir viel gegeben. Jetzt verspüre ich das Bedürfnis, der Stadt etwas zurückzugeben.“

 

Mehr Informationen finden sich auf der Internetseite von Markus Genesius.

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Autorenbild Tjark Worthmann

Von Tjark Worthmann

Ich fahre am liebsten mit der Vespa oder der Schwalbe durch unsere schöne Hansestadt und entdecke dabei immer wieder geheime Wege und versteckte Orte.

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