Stadtteileltern unterstützen Familien im Bremer Westen
Das Projekt in Walle, Gröpelingen und der Überseestadt ist am 1. Dezember gestartet
Menschen, die erst seit Kurzem in Deutschland leben, stehen oft nicht nur vor sprachlichen Herausforderungen, sondern müssen erst Strukturen und Abläufe kennenlernen. Sich durch den Dschungel an Angeboten und Anträgen zu kämpfen, ist ohne Hilfe schwierig – insbesondere für Familien. Hier kommen die Stadtteileltern ins Spiel. Das Bremer Projekt, das an das Haus der Familie in Walle angedockt ist, ist Anfange Dezember 2024 gestartet. Gefördert wird es im Rahmen des Programms „Akti(F) Plus – Aktiv für Familien und ihre Kinder“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und durch die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus). Einen Eigenanteil tragen das Land und die Stadtgemeinde.
Bremer Stadtteileltern für Walle, Gröpelingen und die Überseestadt
Seit dem 1. Dezember stehen die acht Stadtteileltern in den Startlöchern. Doch bevor sie den Familien im Bremer Westen – von Walle über Gröpelingen bis zur Überseestadt – begleitend zur Seite stehen können, wurden sie in ihre bevorstehenden neuen Aufgaben umfassend eingeführt. Zwei Wochen lang bereiteten sie sich gemeinsam mit vier Fachkräften des Amts für Soziale Dienste mittels Rollenspielen und Gesprächen auf die Familienarbeit vor. „Dabei ging es auch um die Klärung von gegenseitigen Erwartungen“, sagt Fachkoordinatorin Andrea Overesch. „Denn unsere neuen Mitarbeiterinnen stehen zum Beispiel nicht für Haushalts- oder Fahrdienste zur Verfügung, sondern üben eine ausschließlich begleitende Tätigkeit aus.“
Empathie und Erfahrungen im Gepäck
Die acht Stadtteileltern wissen, wovon sie reden. „Bisher sind es nur Frauen, die sich für diesen Job entschieden haben – langfristig wären auch Männer herzlich willkommen“, sagt Andrea Overesch. Diese Frauen sind fast alle vor einiger Zeit ebenfalls zugewandert. Sie kennen demnach aus persönlichen Erfahrungen die anfänglichen Schwierigkeiten, denen Familien in einem neuen Land gegenüberstehen. Sie sprechen verschiedene Sprachen und haben selbst Kinder, verfügen also über einen ähnlichen Background. Deshalb können sie sich gut in die Situation der Familien hineinversetzen. Sie kennen etwaige Probleme und Hemmschwellen. „Empathie ist wichtig bei der direkten Ansprache von Familien. Ist das nötige Vertrauen erst einmal da, lassen sich wichtige Türen öffnen“, weiß die Fachkoordinatorin.
Warum haben Sie sich entschieden, Familien als Stadtteileltern zu begleiten?
- Nataliya Gurman: „Ich möchte allen anderen helfen, damit sich die Familien besser integrieren.“
- Jacky Siga-Radder: „Ich möchte eine Brücke bauen und es leichter machen für die Eltern.“
- Amen Bansah: „Durch mich bekommen die Familien Vertrauen zum Amt.“
Unterstützung direkt vor Ort
Wie kommen die Stadtteileltern mit den Familien in Kontakt? Zum einen sind sie mit ihrem Standort im Spielhaus Waller Park in Walle zentral angesiedelt und an das Haus der Familie angebunden. „Zum anderen haben die Stadtteileltern selbst viele Kontakte im Stadtteil. Sie leben ja bereits länger hier und haben inzwischen ihre festen Strukturen“, unterstreicht Andrea Overesch. Außerdem präsentieren sie sich und ihre Arbeit etwa in Kitas und an weiteren Orten, wo Eltern zu finden sind und sie mit ihnen ins Gespräch kommen können. „Dazu gehören beispielsweise die Spielplätze im Bremer Westen.“
Hilfe bei unterschiedlichen Problemen
„In welchen Bereichen die Familien Hilfe benötigen, ist ganz unterschiedlich“, sagt Andrea Overesch. Ist eine Frau schwanger, sucht sie eine Hebamme. Leben jüngere Kinder in der Familie, geht es darum, einen geeigneten Kindergartenplatz zu finden. Sind Fragen zu Erziehung oder Sprachförderung offen, zeigen die Stadtteileltern hier Möglichkeiten zu Hilfsangeboten auf. Auf Wunsch stellen sie die notwendigen Kontakte direkt her. „Auch wenn es um Behördengänge und Anträge wie Kindergeld, soziale Unterstützung oder Ähnliches geht, kennen sich die Stadtteileltern aus und helfen gerne“, sagt die Koordinatorin. Sie betont die enge Zusammenarbeit mit pädagogischen Fachkräften, um gemeinsam Lösungen für die individuellen Bedürfnisse der Familien zu finden. Tauchen dabei inhaltliche Fragen auf, steht das Paritätische Bildungswerk als kompetenter Ansprechpartner bereit.
„Sind die Familien dann stabil aufgestellt und die Kinder in Kindertagesstätten untergebracht, haben diese Frauen eher den Kopf frei, um sich um einen Job zu kümmern“, weiß die Fachkoordinatorin aus Erfahrung. Dann begleiten die Stadtteileltern sie auf dem Weg in den Arbeitsmarkt.
Autorin: Daniela Conrady
Informationen zum Projekt Stadtteileltern gibt es unter: