Inklusion in Obervieland: In der Mitte der Gesellschaft
Das Rotheo Restaurant in Kattenturm ist ein erfolgreicher Inklusionsbetrieb
Unter dem Motto „Bunt schmeckt besser“ ist das Rotheo Restaurant in Kattenturm ein Betrieb des Martinsclub e.V. Hier arbeiten 15 Menschen mit und ohne Beeinträchtigung erfolgreich zusammen und bilden ein tolles Beispiel für funktionierende Inklusion in Bremen.
An der Außenwand des Rotheos in Kattenturm prangen unübersehbar die Bilder von zwei historischen Figuren in der Geschichte der Medizin. Mit den Mikrobiologen Robert Koch und Chirurgen Theodor Billroth hat das Restaurant wichtige Namenspaten. Fast gegenüber ist das Krankenhaus Links der Weser beheimatet. Das Rotheo ist im Stadtteil ein Ort der Begegnung. Hier kommen die Menschen beim Mittagstisch, bei der Kaffeepause oder beim Klönschnack zusammen.
„Wir sind stolz auf unsere Sache und die Idee dahinter“
Verantwortlich für die Küche ist Jörg Olling. Der Betriebsleiter ist gelernter Koch und seit zweieinhalb Jahren im Rotheo für den reibungslosen Ablauf am Herd und der Koordination im Hintergrund verantwortlich. „Täglich kochen wir für vier Kindergärten und bieten neben dem Mittagstisch und Sonntagsbrunch am ersten Sonntag im Monat auch beim Thema Catering unsere Dienste an“, berichtet Olling. „Klar, wir sind ein Integrationsbetrieb und da kann es vielleicht auch mal eine Minute länger dauern. Doch wir sind stolz auf unsere Sache und die Idee dahinter“, sagt der Koch. Das Team konnte schon Caterings für bis zu 400 Personen realisieren und betreute vor Kurzem den Diversity-Preis „Der Bunte Schlüssel: Vielfalt gestalten!“ im Bremer Rathaus kulinarisch.
In der Küche wird Olling unterstützt von Olaf Springer, der momentan jedoch etwas in Hektik zu sein scheint. „Eigentlich habe ich gerade keine Zeit“, gibt er im Vorbeigehen mit einem leichten Grinsen zu. Der Koch ist 30 Stunden pro Woche im Rotheo tätig und dabei meist für den Mittagstisch verantwortlich. „Mir macht es Spaß, etwas für andere Menschen zu kochen“, sagt Springer über seine Arbeit. „Es macht mich stolz, hier zu arbeiten. Und ich bin gern mein eigener Chef in der Küche“, freut sich der junge Mann, der wegen seiner Freundin aus Sachsen-Anhalt in die Hansestadt kam und durch den Martinsclub hier eine Arbeitsstelle gefunden hat.
„Man wächst mit seinen Aufgaben“
Vorne im Service ist Imke Micknaß für die Gäste des Restaurants am Sonnenplatz zuständig. Die Hotelfachfrau wurde in ihren Aufgabenbereich schon etwas „kalt hineingeworfen“, wie sie selbst formuliert. Ohne sozialpädagogischen Hintergrund hatte die Mutter von einem kleinen Kind in ihrem früheren Beruf im Gastgewerbe wenig Berührungspunkte mit Menschen mit Beeinträchtigung. „Man kann mit ihnen aber ganz normal arbeiten“, erzählt Micknaß. Sie hat sich für nächstes Jahr fest vorgenommen, mehr Gespräche mit den Kolleginnen und Kollegen zu führen und sie noch besser kennenzulernen. „Man wächst mit seinen Aufgaben und muss auch ein Feingefühl dafür entwickeln, wie hoch die Belastungsgrenze der anderen ist.“
Claudia Liedtke ist für die Koordination der Gastronomie beim Martinsclub e.V. verantwortlich. Sie sieht in ihrer Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigung „ein erdendes Thema, bei dem ich oft festgestellt habe, dass die andere Sicht auf Dinge auch sehr interessant sein kann“.
Der Martinsclub ist der Träger des Rotheos und bietet neben der Arbeit in dem inklusiven Küchenbetrieb auch vielfältige Freizeitangebote, Assistenz in Schulen, Jugendhilfe und viele weitere Leistungen für Menschen mit Beeinträchtigung an. Das Thema Inklusion liegt dem eingetragenen Verein sehr am Herzen, und er möchte die Belange von Menschen mit Beeinträchtigung in der Mitte der Gesellschaft verankern. „Wir haben viele Ziele schon erreicht“, sagt Micknaß zum Abschluss unseres Gespräches stolz über die Arbeit im Rotheo. Und auch ihre Kollegin Larissa Losereit ist glücklich mit ihrer Aufgabe im Service des Restaurants: „Ich habe einfach den Umgang mit den Menschen gern und freue mich auf das Team.“
Hier finden sich weitere Informationen zum Martinsclub und dem Rotheo.