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Tjark Worthmann

Bremen historisch: Geschichtswerkstatt Gröpelingen

Geschichte verstehen und erhalten

Wir sind in unserer Serie „Bremen historisch“ zu Gast in der Geschichtswerkstatt Gröpelingen. Im Nachbarschaftshaus Helene Kaisen Beim Ohlenhof hat der Verein seine Heimat in einem großen Kellerraum. Die engagierten Menschen in der Geschichtswerkstatt haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Gröpelingerinnen und Gröpelingern sowie allen weiteren Interessierten zu zeigen, welche Geschehnisse das ehemalige Dorf am Rand der Hansestadt zu dem Stadtteil gemacht hat, der er heute ist.

Werft AG WEser
Ein Wandbild zeigt Arbeiter der AG Weser. Geschichtswerkstatt Gröpelingen

Einst war Gröpelingen nämlich tatsächlich eine kleine Siedlung und ein beliebtes Ausflugsziel der gestressten Stadtbevölkerung. Durch die Ansiedelung der AG Weser Werft kamen viele Industriearbeiter in die Gegend. Die ansässigen Bauern hießen die Neuankömmlinge willkommen und die ehemalige kleine Gemeinde vergrößerte sich in den folgenden Jahrzehnten rasant. Als die Werft 1983 geschlossen wurde, verloren jedoch viele Menschen im Stadtteil ihre Arbeit. Es vollzog sich ein starker Wandel in der Einwohnerstruktur. Inzwischen haben viele Einwohnerinnen und Einwohner in Gröpelingen einen Migrationshintergrund. Außerdem ist der Anteil von Kindern und Jugendlichen im Durchschnitt überproportional hoch.

Digitales Erinnern dank der Geschichtswerkstatt Gröpelingen

Geschichtswerkstatt Verein
Karin Pfitzner-Brauer und Erwin Weidle von der Geschichtswerkstatt. Tjark Worthmann

Die Geschichtswerkstatt Gröpelingen möchte mit der Vereinsarbeit dazu beitragen, dass die Historie des Stadtteils nicht in Vergessenheit gerät. „Wir sind in etwa 30 Personen, die sich im Verein engagieren“, berichtet uns Karin Pfitzner-Brauer als erste Vorsitzende der Geschichtswerkstatt. An vielen Stellen im Stadtteil erinnern dank des Einsatzes der Menschen aus der Initiative Gedenktafeln an die Geschichte der jeweiligen Orte. „Zwei sogenannte Historische Rundgänge führen zu vergangenen Zeiten“, erzählt uns Erwin Weidle, Schriftführer des Vereins. „Da steckt eine Menge Recherchearbeit drin“, erinnert er sich.

Viele weitere spannende Geschichten sind auf der Internetseite des Vereins oder im mehrere tausend Bilder umfassenden Archiv vor Ort im Nachbarschaftshaus Helene Kaisen zu finden. Auf der Homepage des Vereins unterstützen zudem noch zahlreiche Fernsehbeiträge von buten un binnen visuell das Erinnern an alte Zeiten. Die Seite ist übrigens nicht nur in deutscher Sprache verfügbar. Auch in vier weiteren Sprachen sind die Geschichten aus Gröpelingen lesbar: englisch, französisch, türkisch und niederländisch.

Stadtteil bietet viele verschiedene Orte mit Historie

Ein Gemälde eines unbekannten Künstlers zeigt, wie es in Gröpelingen einmal ausgesehen hat vor vielen Jahren. Geschichtswerkstatt Gröpelingen

„Mein Lieblingsort in Gröpelingen ist der Feierabendweg“, gibt die erste Vorsitzende im weiteren Gespräch zu Protokoll. „Dort habe ich Fahrradfahren und Rollschuhlaufen gelernt“, berichtet sie über ihren ehemaligen Wohnort an der Rostocker Straße, der inzwischen unter Denkmalschutz steht. Schriftführer Weidle nennt den seit 1737 bestehenden Bauernhof Gäbel an der Lindenhofstraße 10 als für ihn prägnantesten Ort im Stadtteil. Dies sind aber nur zwei bestimmte Plätze mit einer Menge Geschichte in Gröpelingen: „In unserem regelmäßigen offenen Werkstattgespräch können Interessierte mehr über den Stadtteil erfahren“, verspricht Pfitzner-Brauer den Besucherinnen und Besuchern.

Die Mitglieder der Geschichtswerkstatt Gröpelingen stellen bei diesen Veranstaltungen regelmäßig neue und unbekannte Fotos, Dokumente und Geschichten aus dem Archiv der Werkstatt oder aktuelle Recherchen und Hintergrundinformation vor. „Im Sommer berichtete uns beispielsweise die Bremer Landesarchäologin Uta Halle von den Ausgrabungen im ehemaligen KZ-Außenlager Schützenhof“, sagt Weidle. „Oder ein Rundgang mit dem Schwerpunkt Stolpersteine führte die Teilnehmenden durch das Ohlenhofviertel.“ „Jeden zweiten Montag im Monat treffen wir uns und freuen uns über Teilnehmende“, sagt Pfitzner-Brauer. Sie und Weidle empfehlen aufgrund des begrenzten Platzes in den Räumlichkeiten des Nachbarschaftshauses Helene Kaisen eine vorherige Anmeldung zu den interessanten Veranstaltungen.


Weitere Informationen zur Geschichtswerkstatt Gröpelingen erhalten Interessierte auf dieser Seite.

Fotos Slider: Geschichtswerkstatt Gröpelingen, Tjark Worthmann

Werft AG WEser
Ein Wandbild zeigt Arbeiter der AG Weser.
Ein Gemälde eines unbekannten Künstlers zeigt, wie es in Gröpelingen einmal ausgesehen hat vor vielen Jahren.
„Bremen historisch“ auf SPOT
„Bremen historisch“ auf SPOT

In unserer Serie „Bremen historisch“ forschen wir tief in den Geschichtsbüchern der Stadtteile Bremens. Engagierte Menschen in der ganzen Hansestadt sorgen an vielen Orten mit ihren Archiven und intensiver ehrenamtlicher Arbeit dafür, dass wichtige lokale Geschehnisse für die Zukunft erhalten bleiben.

Alle Beiträge der Reihe „Bremen historisch“
Autorenbild Tjark Worthmann

Von Tjark Worthmann

Ich fahre am liebsten mit der Vespa oder der Schwalbe durch unsere schöne Hansestadt und entdecke dabei immer wieder geheime Wege und versteckte Orte.

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