
Außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten: Denkort Bunker „Valentin“
Ein Ort der Erinnerung an den Krieg und an die Verbrechen des NS-Regimes
Stadtmusikanten, Roland, Weltkulturerbe Rathaus – kennt man doch. Wir stellen in unserer neuen Serie dagegen die unbekannteren Wahrzeichen der Stadt vor. Im dritten Teil der Reihe „Außergewöhnliche Sehenswürdigkeiten in Bremen“ geht es um die Ruine einer U-Boot-Werft aus dem Zweiten Weltkrieg in Farge, die heute als Gedenkstätte und Lernort fungiert: den Bunker „Valentin“.

Eine Baustelle während des Kriegs
Der Bunker „Valentin“ ist mit seiner Grundfläche von über 35.000 Quadratmetern der größte freistehende Bunker in Deutschland. Es handelt sich dabei um die Ruine einer U-Boot-Werft der deutschen Kriegsmarine – eines der größten Rüstungsprojekte der Nationalsozialisten in der Unterweser-Region. Für seine Errichtung wurden in den Jahren 1943 bis 1945 Tausende Menschen zur Zwangsarbeit aus ganz Europa eingesetzt: Zivilarbeiter und -arbeiterinnen, Kriegsgefangene sowie KZ-Häftlinge. Mehr als 1600 von ihnen starben während der langjährigen Bauarbeiten – unter anderem an Unterernährung, Krankheiten sowie willkürlichen Tötungen.
Der Bunker sollte jedem Bombenangriff standhalten – einige seiner Decken und Wände waren deswegen bis zu sieben Meter dick. Verbaut wurden insgesamt eine Million Tonnen Kies und Sand, 132.000 Tonnen Zement und 20.000 Tonnen Stahl. Nach Fertigstellung sollte alle 56 Stunden ein U-Boot vom Stapel laufen. Im Februar/März 1945 begann jedoch die Bombardierung. Zwei Bomben schlugen dabei ein und rissen jeweils ein Loch von rund acht Metern Durchmesser in die Bunkerdecke. Daraufhin wurden die Bauarbeiten eingestellt.

Umwandlung zur Gedenkstätte
Ein Teil des Bunkers „Valentin“ wurde von 1960 bis Ende 2010 von der Bundeswehr als Teildepot des Wilhelmshavener Marinematerialdepots 2 genutzt. Zwischen Mai 2011 und November 2015 wurde dieser Teil zu einer Gedenkstätte mit Besucherzentrum umgebaut. Begehbar ist der Part des Gebäudes, der von der Bundesmarine als Depot genutzt wurde. Der zerstörte Teil des Bunkers ist seit Ende der Umbauarbeiten in einem Tunnel einsehbar. Der Rest der Ruine ist aus Sicherheitsgründen gesperrt.

Rundweg, Ausstellung, Führungen
Auf dem Gelände gibt es einen Rundweg, der Interessierte entlang von 25 Stationen durch sowie um den Bunker „Valentin“ führt. Auf diesem Rundweg führen großformatige historische Fotos, Aussagen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sowie kurze Erläuterungen durch die Geschichte des Bunkers. Vertiefende Informationen bieten die Dauerausstellung, ein Medientisch mit Projektion im Informationszentrum sowie ein Multimediaguide, der kostenfrei ausgeliehen werden kann.

Der Multimediaguide erzählt Geschichten von Menschen, die mit dem Bunker „Valentin“ verbunden sind – also von KZ-Häftlingen, Zwangsarbeitern und -arbeiterinnen, aber auch von den Verantwortlichen der Kriegsmarine sowie den beteiligten Baufirmen. Ihre Schicksale und Sichtweisen werden anhand von Briefen, Zeitzeugenberichten, Tagebuchauszügen sowie Interviews dargelegt. Alle Informationen beziehungsweise Inhalte sind zudem in der Smartphone-App „Denkort Bunker Valentin“ zu finden, die man sich vor dem Besuch aufs eigene Handy laden kann. Die Ausstellung im Informationszentrum schließt thematisch an den Rundweg an. Hier gibt es ergänzende Informationen zur Geschichte des Bunkers.
Wer den Rundweg nicht auf eigene Faust bestreiten möchte, kann auch eine Führung durch den zugänglichen Bereich des ehemaligen U-Boot-Bunkers und das unmittelbare Außengelände buchen. Diese dauert rund 90 Minuten. Dabei gibt es die Möglichkeit, an öffentlichen Führungen teilzunehmen oder individuell eine Gruppenführung zu buchen.

Veranstaltungen am Denkort Bunker „Valentin“
Beim Bunker „Valentin“ handelt es sich nicht ausschließlich um einen Erinnerungsort – es ist auch ein Platz, der Anlass bietet für eine vielfältige kulturelle Auseinandersetzung. Ziel ist stets, die Geschichte des Bunkers „Valentin“ durch Kunst- sowie Kulturprojekte auf unterschiedliche Art und Weise zu vermitteln.