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Hospiz Bremen Nord
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Hospizdienst Bremen-Nord ermöglicht menschenwürdiges Leben bis zum Ende

Verein leistet wichtige ehrenamtliche Arbeit in der Region

Der Hospizdienst Bremen-Nord e.V. begleitet seit über 25 Jahren Menschen in ihren letzten Tagen und Wochen. Der gemeinnützige Verein lebt dabei vom ehrenamtlichen Engagement vieler Menschen vor Ort. Wir sprachen mit der Ehrenamtlichen Grietje Meyer im Interview über ihre Erfahrungen.


Wie definiert der ambulante Hospizdienst in Bremen-Nord seine Arbeit?

Grietje Meyer: Unsere Aufgabe ist die Begleitung und Unterstützung der Sterbenden und deren Angehörigen. Die Ehrenamtlichen besuchen betroffene Familien, bieten Unterstützung und Entlastung an. Oberstes Ziel unserer Vereins ist es, das Sterben in der vertrauten Umgebung zu ermöglichen und das Leben in diesem letzten Lebensabschnitt im Kreis der Familie bis zuletzt lebenswert zu gestalten. Die Wünsche der sterbenden Person und der Angehörigen sind dabei Grundlage unseres Handelns.

Wer leistet diese teilweise ja doch psychologisch aufwühlende Arbeit?

Grietje Meyer: Viele von den engagierten Menschen bei uns im Verein sind bereits im Rentenalter. Einige haben sich gegen Ende ihrer beruflichen Tätigkeit überlegt, wie es nach dem Arbeitsleben weitergeht, und haben nach einer ausfüllenden Aufgabe gesucht. Andere hatten durch persönliche Schicksale bereits Kontakt zum Verein und sind daraufhin zu diesem Engagement motiviert worden, weil sie gern etwas zurückgeben möchten. In der Regel sind es einfach oft Menschen, die sich schon immer irgendwo eingebracht haben – und das einfach von Herzen machen. Wir arbeiten komplett gemeinnützig und unentgeltlich. Der Verein lebt neben den Mitgliedsbeiträgen von Spendengeldern und Unterstützungen.


„Man erfährt eine unheimliche Wertschätzung von allen Beteiligten.“


Hospiz Bremen Nord
Jede helfende Hand ist bei dem ambulanten Hospizdienst in Bremen-Nord willkommen. Freepik

Wie können sich Interessierte im Verein engagieren?

Grietje Meyer: Wenn Menschen bei uns andere hospizlich begleiten möchten, steht für sie als Erstes eine spezielle Qualifizierung an. Diese dauert circa ein dreiviertel Jahr und einhundert Stunden und findet an den Wochenenden statt. Zudem gibt es verschiedene Themenabende, an denen Referentinnen und Referenten Vorträge halten.

Diese Art von Ehrenamt ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe …

Grietje Meyer: Das ist richtig. Durch die umfangreiche Qualifikation werden die Freiwilligen aber sehr gut psychologisch auf diese Situation vorbereitet. Regelmäßiger Austausch und eine monatliche Supervision helfen dann in der ambulanten Begleitung bei den Themen, die vielleicht zu nah an einen herangekommen sind. Wichtig ist, darüber zu sprechen und dann auch Unterstützung zu erfahren.

Wie sind Ihre persönlichen Erfahrungen bei dieser Aufgabe?

Grietje Meyer: Aus meinen ambulanten hospizlichen Begleitungen kann ich berichten, dass man eine unheimliche Wertschätzung von allen Beteiligten erfährt. Man unterstützt Angehörige und hört einfach nur mal zu, teilt ihre Sorgen und vermittelt Erfahrungswerte. Oft nimmt man den Menschen durch diese Gespräche schnell die vorherrschenden Ängste. Unsere Hilfe ist aber auch oft praktischer Natur in Form einer Unterstützung bei bisher unbekannten Abläufen.


„Unser Ziel: sterben in Würde und leben bis zum Ende.“


Was möchte der Verein für die Gesellschaft bewegen?

Grietje Meyer: Wenn jemand todkrank ist, hat er oder sie das Recht darauf, die letzten Wochen, Tage und Stunden so schön wie möglich zu verleben. Das ist unser Ziel: sterben in Würde und leben bis zum Ende. Viele Menschen haben Berührungsängste mit dem Thema und distanzieren sich. Wir unterstützen Angehörige und ermutigen sie darin, die Zeit des Abschiedsnehmens so schön wie möglich zu gestalten. Das ist eine sehr intensive Zeit und im Nachhinein für die Hinterbliebenen auch eine sehr wertvolle Erfahrung bei der Bewältigung der Trauer.

Sie übernehmen aber keine pflegerische Arbeit?

Grietje Meyer: Nein. Wir sind nur fürs Dasein zuständig. Dabei bringen wir aber natürlich auch immer unsere Erfahrungswerte in die ehrenamtliche Arbeit vor Ort mit ein.

Wie läuft eine Kontaktaufnahme zum ambulanten Hospizdienst Bremen-Nord ab?

Grietje Meyer: Meist erfolgt ein telefonischer Erstkontakt. Anschließend macht eine unserer beiden Koordinatorinnen einen Hausbesuch, um den Menschen und die Situation vor Ort kennenzulernen. Kommt es zu einer Begleitung, prüft die Koordinatorin, wen sie von unseren Ehrenamtlichen einsetzen kann. Hierbei werden Charakter, Vorlieben, Hobbys, Beruf und vieles mehr berücksichtigt. Ist der passende Ehrenamtliche gefunden, erfolgt ein Übergabegespräch und die Begleitungskontakte beginnen.

Organisiert der ambulante Hospizverein auch eine Art von Nachsorge?

Grietje Meyer: Ja, wir gestalten monatlich ein Trauercafé und führen bei Bedarf zudem Einzelgespräche durch. Auch Veranstaltungen zu den Themen Patientenverfügung und Vorsorgevollmacht organisieren wir. Ich kann in diesem Zuge nur noch einmal betonen, wie wichtig das Thema Patientenverfügung für jeden Menschen ist.

Was wäre Ihnen weiterhin wichtig?

Grietje Meyer: Die Themen Sterben, Tod und Trauer müssen einfach noch mehr in die Öffentlichkeit rücken. Es ist kein Tabu, darüber zu sprechen. Natürlich ist es traurig und schrecklich – aber es ist unausweichlich und gehört dazu zum Leben, wie die Geburt.

Informationen und Veranstaltungen des gemeinnützigen Vereins finden sich auf der Seite des Hospizdienstes Bremen-Nord.

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Autorenbild Tjark Worthmann

Von Tjark Worthmann

Ich fahre am liebsten mit der Vespa oder der Schwalbe durch unsere schöne Hansestadt und entdecke dabei immer wieder geheime Wege und versteckte Orte.

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