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belladonna in Bremen: Gruppenfoto vom Team im Grünen
Kerstin Rolfes

Frauen stärken, Kultur bereichern: Der Verein belladonna in Bremen

Im Gespräch mit Gründerin Maren Bock

Die politische, gesellschaftliche und kulturelle Bildung von Frauen zu fördern, das ist die Zielsetzung von belladonna. Der gemeinnützige Verein gründete sich 1986. Seit 1988 ist die Einrichtung in der Sonnenstraße im Viertel beheimatet. Von dort aus planen die Mitglieder eine große Bandbreite von Kultur- sowie Bildungsveranstaltungen für eine Vielzahl von Frauen und pflegen eines der größten Frauenarchive Deutschlands.

Zusammen mit ihrem zehnköpfigen Team schafft Gründerin Maren Bock es, bis zu 70 Veranstaltungen im Jahr mit mehr als 100 Referentinnen und Referenten durchzuführen. Die Angebote gelten dabei längst nicht mehr nur für Frauen. Was der Verein in den vergangenen Jahren geleistet hat und worauf sie sehr stolz ist, erzählt Maren Bock im Interview.


Ein Porträt von Maren Bock, Gründerin des Vereins belladonna
1986 gründete Maren Bock den Verein belladonna – Kultur, Bildung und Wirtschaft für Frauen e. V. Kerstin Rolfes

Seit 37 Jahren fördern Sie nun schon die politische, gesellschaftliche und kulturelle Bildung von Frauen. Wie wichtig ist diese Arbeit auch im Hier und Jetzt?
Frau Bock: Die Arbeit selbst hat sich verändert, aber sie ist weiterhin wichtig – sonst würden wir sie nicht machen. Es ist entscheidend, wie hoch die Nachfrage ist. Wir bekommen manchmal zwischen 100 und 150 Anrufe am Tag. Es sind aber nicht nur Bremer*innen, die uns anrufen, sondern auch Menschen aus dem Umland und deutschlandweit, wenn es zum Beispiel das Archiv betrifft.

Haben Sie ein paar Beispiele, mit welchen Anliegen die Menschen auf Sie zukommen?
Meist geht es um Gründungen, also Frauen, die sich selbstständig machen möchten. „Wie geht das in Bremen? Kann ich zu Ihnen kommen? Können Sie mich unterstützen?“ Oft betrifft es auch das Archiv. Es fragen Frauen, Männer und nicht binäre Personen an, die recherchieren möchten. Zum Beispiel sind es Schüler*innen für ein Referat. Aber auch Medienmenschen, die schnell etwas journalistisch recherchieren müssen, fragen, ob wir sie unterstützen können. Das sind dann ganz unterschiedliche Fragestellungen zu Themen wie der neuen Frauenbewegung, Feminismustheorien oder auch bezüglich Alleinerziehenden.

belladonna in Bremen: Ein Bild im Innenraum des Vereins beim Tag der offenen Tür
Einmal im Jahr können sich Interessierte beim Tag der offenen Tür einen Überblick über die Arbeit des Vereins verschaffen. Kerstin Rolfes

Ein weiteres Anliegen sind die Ausstellungen. Die Künstlerinnen rufen uns an und fragen, ob sie ihre Werke bei uns zeigen dürfen. Hinzu kommen die muslimischen Frauen. Seit 2007 gibt es beispielsweise fünf bis sechs Mal im Jahr einen muslimischen Treffpunkt, für den sich Interessierte anmelden können. Generell laufen hier viele Anmeldungen telefonisch auf.

Zehn Frauen arbeiten gerade bei uns, aber fast alle in Teilzeit. Sie teilen sich sieben Vollzeitstellen und organisieren damit mal eben kurz 70 Veranstaltungen mit bis zu 100 Referent*innen im Jahr. Ich bin richtig stolz auf uns. Denn welcher Verein schafft es, muslimische Frauen zu erreichen, Businessfrauen, aber auch die Handwerkskammer oder feministische Aktivist*innen. Diese Bandbreite ist wirklich einmalig.

Woran arbeiten Sie aktuell am meisten?
Aktuell produzieren wir ein neues belladonna-Programm mit 32 Veranstaltungen und rund 48 Referent*innen. Im September werden wir eine internationale Archivetagung zu Frauenarchiven und -Dokumentationsstellen hier in Bremen durchführen. Es kommen 65 Frauen und einige queere Personen aus fünf Ländern. Die Fachtagung findet an drei Tagen statt.


„belladonna ist eine Institution geworden, die man in Bremen gar nicht mehr wegdenken kann.“


Im April, Mai und Juni lautete unser Schwerpunkt „Selbstständigkeit“. Dann haben wir Coachings angeboten. Die Reihen sind jetzt alle belegt und laufen das ganze Jahr. Und „nebenbei“ führen wir jede Woche ein bis zwei Veranstaltungen durch.

Was haben Frauen von heute seit 1988 erreicht? Gibt es positive Tendenzen?

Eine Außenansicht des Sitzes von belladonna in Bremen
Der Verein belladonna ist in der Sonnenstraße 8 im Ostertor-Viertel beheimatet. Kerstin Rolfes

Ja klar. Sonst könnte ich ja gar nicht mehr arbeiten. Wir haben ganz viel erreicht. Ich nenne einmal ein paar Beispiele: belladonna ist eine Institution geworden. Die kann man in Bremen gar nicht mehr wegdenken. Das war am Anfang nicht so. Was glauben Sie, welche Vorurteile wir zu spüren bekommen haben? Wir wären männerfeindlich, wir wollten die Männer vernichten – also wirklich ganz schlimm. Wir haben immer gesagt: Wir sind für Frauen – und das muss nicht bedeuten, dass wir gegen Männer sind.

Das nächste sind die Ausstellungen. Früher haben wir vier in einem Jahr in unseren Räumen angeboten, heute sind es drei. Wie viele Künstlerinnen wir dadurch bekannt gemacht haben! Dann ist unser Archiv eines der größten Frauenarchive in Deutschland. Und es ist das größte Frauenpressearchiv Nordeuropas. Wir haben mit 100 Presseartikeln angefangen. Jetzt sind es 425.000 Stück, die verschlagwortet und inhaltlich erfasst sind. Zusätzlich haben wir für die Frauen erreicht, dass sie sich bei uns selbstständig machen. Und alle zwei Jahre gibt es den belladonna Gründerinnenpreis mit Unterstützung vor allem der Sparkasse Bremen.

Das heißt, Sie haben Frauen dabei beraten und unterstützt, sich selbstständig zu machen?
Wir beraten nicht, wir qualifizieren. Das ist ein Unterschied. Sie kommen zu fünfmonatigen Coachings mit Seminarmodulen zu uns. Diese finden an den Wochenenden statt – und am Ende ist der Businessplan fertig. Dann kann die Selbstständigkeit losgehen.

Zudem haben wir mit anderen Trägern hier in Bremen erreicht, dass die Frauen sich zum Beispiel in Teilzeit selbstständig machen können. Sie bekommen die gleichen Förderbedingungen. Das war früher nicht so.

Weitere Infos zu belladonna – Kultur, Bildung und Wirtschaft für Frauen e.V. gibt es auf der Website des Vereins.

belladonna Gründerinnenpreis
belladonna Gründerinnenpreis

Die Sparkasse Bremen investiert einen bedeutenden Teil ihrer Erträge in die Lebensqualität der Hansestadt und unterstützt dabei Auszeichnungen und Wettbewerbe. Dazu zählt auch der „belladonna Gründerinnenpreis“. Dieser ist von dem Verein belladonna ins Leben gerufen worden und mit einem Preisgeld in Höhe von 5000 Euro dotiert. Er wird alle zwei Jahre vergeben und fördert die politische, gesellschaftliche sowie kulturelle Bildung von Frauen.

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Dieser Beitrag ist Teil unseres Themenspecials „Vereine in Bremen“. Sind Sie interessiert an mehr Artikeln dieser Art? Schauen Sie sich unsere Sammlung von Beiträgen rund ums Thema an.

zum Themenspecial „Vereine in Bremen“

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Autorenbild Linda Bussmann

Von Linda Bussmann

Ich bin eine waschechte Ostfriesin und überzeugte Norddeutsche. Vor vielen Jahren zog es mich in die Hansestadt. Bremen ist seitdem meine zweite Heimat geworden.

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