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Nahaufnahme einer Stelzen-Art-Performerin in vollem Kostüm
Ben Drücker

Stelzen-Art Bremen im Interview

Einzigartige Kostüme und atemberaubende Performances

Stelzen-Art Bremen ist eine faszinierende künstlerische Initiative, die Janine Jaeggi ins Leben rief und mit ihrem Partner Martin Sasse leitet. Diese einzigartige Gruppe kombiniert die Kunst des Stelzenlaufens mit atemberaubenden Kostümen und kreativen Performances. Mit ihrer Leidenschaft für Stelzen und durch ihre Zusammenarbeit mit verschiedenen Projekten und Veranstaltungen bringt Stelzen-Art Bremen eine neue Dimension der Unterhaltung und des künstlerischen Ausdrucks in die Welt.


Körperaufnahme einer Stelzen-Art-Performerin
Die Performerinnen und Performer von Stelzen-Art erwecken die Figuren zum Leben. Ben Drücker

Was hat Sie inspiriert, sich auf die Stelzen-Kunst zu spezialisieren, und wie ist Stelzen-Art entstanden?
Janine Jaeggi: Ich bin freischaffende Künstlerin und Tänzerin von Beruf und habe dadurch schon früher viele Kostüme kreiert – beispielsweise für den Bremer Karneval, von dem ich die Initiatorin bin, sowie für die Bremer Percussion-Formation Confusao. Ich war aber auch in anderen Theaterprojekten wie zum Beispiel in Frankfurt tätig, kurz bevor ich Stelzen-Art gegründet habe. Dort waren wir international unterwegs und haben mit Stelzen gearbeitet. Da habe ich einfach gemerkt, dass das ein total spannendes Feld ist. Zum einen das Stelzenlaufen und die damit verbundenen Möglichkeiten für Performances. Und zum anderen die Kostüme, die dafür benötigt werden. Dort gibt es einfach ganz andere Proportionen des Körpers, und es ist eine völlig andere Größe. Das hat mich sehr fasziniert – diese Begeisterung ist bis heute nicht vergangen.


„Es ist ein nie endender Prozess von Inspiration, denn die Natur ist so vielfältig.“


Wo entstehen die Ideen für die Shows und auch für die Kostüme?

Mehrere Stelzen-Art Performerinnen und Performer
Stelzen-Art auf dem „Untold“-Festival 2023 in Rumänien. Ben Drücker

Die größte Inspirationsquelle für unsere Kostüme ist die Natur. Dort gibt es so viel Schönheit, Abwechslung in Form und Farbe – man muss es nur sehen und erkennen können. Wir tauchen dann regelrecht ab und sind für mehrere Tage sehr fokussiert und verlieren uns in dem Schaffungsprozess. Das ist nahezu berauschend. Es ist ein nie endender Prozess von Inspiration, denn die Natur ist so vielfältig und bietet unfassbar viele Möglichkeiten.  Das dann in ein Kostüm, in eine Figur zu bringen, ist die Herausforderung und bereitet uns die größte Freude. Dabei sind wir sehr perfektionistisch und probieren einiges aus, bis wir letztendlich mit dem Ergebnis zufrieden sind. Stelzen-Art vergleicht sich international mit anderen Kompanien – und dafür müssen wir einfach eine gewisse Qualität liefern, damit wir weltweit bestehen und gebucht werden.

 


„Jedes Land und jeder Auftritt bringen neue Herausforderungen mit sich.“


Welchen besonderen Herausforderungen begegnen Ihnen bei Ihrer Arbeit?
Unsere Arbeit ist extrem vielfältig. Die Herstellung von Kostümen ist nur ein kleiner Teil davon. Da wir uns selbst vermarkten, ist zum Beispiel Booking auch ein großer Bereich unserer täglichen Arbeit. Wir arbeiten mit Agenturen zusammen, aber auch dort kann es manchmal herausfordernd werden in Bezug auf die Kommunikation. Auftragsbestätigungen außerhalb Europas dauern gern mal etwas länger.

Die Künstlerinnen und Künstler bereiten die Kostüme vor
Die Künstlerinnen und Künstler bereiten die Kostüme vor. Ben Drücker

Unser Wirkungskreis ist sehr vielfältig und reicht vom Stadtteilfest in Bremen über Festivals in Osteuropa (Ungarn, Kroatien) bis nach Anfragen aus China, Dubai und Namibia. In Russland waren wir früher auch einige Male. Stelzen-Art ist sehr international unterwegs. Jedes Land und jeder Auftritt bringen neue Herausforderungen mit sich.

Um mit den ausladenden Kostümen besser reisen zu können, versuchen wir seit einigen Jahren, diese so zu gestalten, dass sie möglichst in einen Koffer passen. Sie können also auseinandergenommen werden und sind somit deutlich einfacher zu transportieren.

Das macht es manchmal etwas komplizierter und bringt neue Herausforderungen vor Ort mit sich. So sollten alle unsere Künstlerinnen und Künstler beispielsweise handwerklich geschickt sein, damit direkt kleinere Blessuren repariert werden können. Trotz aller Mühen reicht nicht immer ein Koffer. Wir haben unter anderem große Elefanten-Kostüme, die wir dann in großen Kisten transportieren. Die waren gerade erst in Indien unterwegs.


„Grundsätzlich sollten angehende Stelzen-Performende echte Organisationstalente sein.“


Welche Fähigkeiten sollten angehende Stelzen-Künstlerinnen und -Künstler mitbringen?

Eine Stelzen-Art-Performerin beugt sich zu einem Kind runter, das auf den Schultern eines Mannes sitzt
Die Performerinnen und Performer gehen offen auf die Menschen zu und verzaubern diese mit ihrer Darbietung. Ben Drücker

Aktuell sind wir sehr gut aufgestellt, nachdem im Frühjahr neue Unterstützung dazugekommen ist. Wir suchen gezielt nach Menschen mit Erfahrung oder einer Tanz- beziehungsweise Schauspielausbildung. Zuletzt kamen einige von der Kunsthochschule Ottersberg in unsere Gruppe dazu. Grundsätzlich sollten angehende Stelzen-Performende echte Organisationstalente sein und natürlich offen auf Menschen zugehen.

Da wir keine festen Zuständigkeiten haben, ist es wichtig, dass alle Performerinnen und Performer ihre Kostüme gut kennen und auch in der Werkstatt waren. In jeder Figur steckt unfassbar viel Arbeit und Energie, da ist es unerlässlich, dass die Tänzerinnen und Tänzer voll mit einbezogen werden – denn sie erwecken am Ende das Kostüm – die Figur – zum Leben.


„Es muss nicht immer der ganz große Auftritt sein, um in Erinnerung zu bleiben.“


Was war Ihr bisher größter Auftritt oder Erfolg?
Grundsätzlich sind unsere Auftritte ganz unterschiedlich groß. In Ungarn gewannen wir einmal eine Auszeichnung und wussten bis zehn Minuten vor der Performance nicht einmal, dass wir überhaupt nominiert sind. Das ist natürlich ein sehr besonderer Moment, der in Erinnerung bleibt, als wir auf den Stelzen in das Stadion mit Tausenden von Menschen eingelaufen sind.

Aber alle unsere Darbietungen sind schön. Es muss nicht immer der ganz große Auftritt sein, um in Erinnerung zu bleiben. Zur Pandemie hatten wir beispielsweise einige Auftritte in Altersheimen, und die sind sehr einzigartig gewesen. Die Menschen dort hatten zu der Zeit wenig Kontakt nach außen. Als wir das Leuchten in den Augen der Bewohnerinnen und Bewohner sahen, war das auch ein sehr besonderer Moment. Mich persönlich haben diese Auftritte und das, was wir in den Menschen ausgelöst haben, sehr gerührt.

Wie viele Künstlerinnen und Künstler haben Sie aktuell?
Wir haben etwa 40 Künstlerinnen und Künstler. Davon agieren nicht alle gleich viel. Das schwankt je nachdem, ob sie es hauptberuflich machen oder nur ein bis zwei Mal im Jahr eine Figur spielen. Im Laufe des Jahres gibt es immer wieder Veranstaltungen, für die wir dann etwas mehr Unterstützung brauchen. Im Januar sind wir beispielsweise immer zu einer Neujahrsparade in Spanien und brauchen allein dafür mehr als 20 Performerinnen und Performer. Dort spielen wir in bis zu drei Städten parallel.


„Die Bremer Auftritte sind nach wie vor etwas Besonderes für uns.“


Stelzen-Art-Perfromer in Bremen
Die Auftritte in Bremen sind nach wie vor etwas Besonderes für die Künstlerinnen und Künstler. Jens Hagens

Welche Pläne und Projekte gibt es für die Zukunft, worauf können wir uns freuen?
Grundsätzlich ist noch so viel möglich und machbar. Zur Zeit der Pandemie haben wir sehr viel in Bremen gespielt, jetzt sind wir auch wieder mehr international unterwegs. Die Bremer Auftritte sind nach wie vor etwas Besonderes für uns, denn da, wo wir leben, wollen wir auch wirken. Nichtsdestotrotz haben wir große Lust auf das ferne Ausland und wollen die Welt bereisen.  Wir verstehen uns selbst als Kulturbotschafterinnen und Kulturbotschafter.

Weitere Informationen sowie aktuelle Termine gibt es auf der Website von Stelzen-Art Bremen.

Foto: Norbert A. Mueller
Foto: Norbert A. Mueller
Foto: Norbert A. Mueller
Foto: Norbert A. Mueller
Foto: Jens Hagens
Foto: Jens Hagens
Foto: Norbert A. Mueller
Foto: Stelzen-Art Archiv
Foto: Stelzen-Art Archiv
Foto: Stelzen-Art Archiv
Foto: Stelzen-Art Archiv
Foto: Stelzen-Art Archiv
Foto: Stelzen-Art Archiv
Foto: Stelzen-Art Archiv
Foto: Stelzen-Art Archiv
Foto: Stelzen-Art Archiv
Foto: Stelzen-Art Archiv
Foto: Stelzen-Art Archiv
Foto: Stelzen-Art Archiv

Von Sarah Meyer

Als waschechtes Küstenkind liebe ich alles, was der Norden zu bieten hat. Vor einigen Jahren zog es mich von der Wurster Nordseeküste in die Hansestadt – und jetzt schlägt mein Herz für die Weser.

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