Erstes Lesumer Fernsehen: Ein Mekka für kreative Köpfe
Das E.L.F. ist mehr als nur ein Verein für medienbegeisterte Jugendliche
Der Verein Erstes Lesumer Fernsehen (E.L.F.) hat ein ambitioniertes und inspirierendes Ziel: Er möchte Jugendliche mit der facettenreichen Welt der Medien in Kontakt bringen. Seine Mission ist es, jungen Menschen die Tür zu einer Welt voller kreativer Möglichkeiten zu öffnen, in der sie ihre Talente entdecken und weiterentwickeln können. Die Vereinsvorsitzende Ronja Jürgens gewährt im SPOT-Interview einen Blick hinter die Kulissen des Vereins.
Schon 1993 wurde der Verein „Erstes Lesumer Fernsehen“ gegründet. Wie hat er sich über die Jahre entwickelt?
Ronja Jürgens: Das Erste Lesumer Fernsehen entstand als Schul-AG und wurde 1993 zum gemeinnützigen Verein. Natürlich hat sich die Arbeit auch über die Jahre verändert. Allein durch verschiedene Standortwechsel sitzen wir gar nicht mehr in Lesum, sondern mittlerweile im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus in Vegesack. Das E.L.F. versucht, Jugendlichen mediale Ausdrucksformen zu bieten. Und so wie diese sich ändern, ändert sich auch immer wieder die Vereinsarbeit etwas. Während früher noch auf Band gedreht wurde und die Sendung im offenen Kanal im Mittelpunkt stand, gibt es das so heute nicht mehr. Wir arbeiten mit digitalen Kameras, schneiden Jugendsendungen und Kurzfilme digital, und diese werden beispielsweise auf Youtube veröffentlicht.
Wie wird das E.L.F. allgemein angenommen?
Das E.L.F. wird von unseren Jugendlichen gut angenommen. Jedoch wissen viele gar nicht, dass es solche Angebote neben „klassischen“ wie Sportvereinen oder Theatergruppen gibt. Da auch immer mehr von Zuhause allein mit dem Smartphone machbar ist, scheint es manchmal weniger das Bedürfnis zu geben, nach solchen Angeboten zu suchen. Wir merken aber, dass die Jugendlichen – sobald sie unsere Angebote wahrnehmen – davon profitieren, gemeinsam an Ideen und Projekten zu arbeiten und ihr Wissen auch untereinander auszutauschen. Zudem sind manche Formate eben nicht allein von Zuhause möglich, wie etwa unsere Filmfahrten im Sommer, auf denen auch immer wieder größere Kurzfilmprojekte umgesetzt werden.
„Auch Ausflüge der Jugendredaktion sind immer wieder spannend.“
Welche Angebote beziehungsweise Projekte sind besonders beliebt?
Das Highlight des Jahres ist ganz klar die Filmfahrt, auf der in den Sommerferien meist ein Kurzfilm gemeinsam gedreht wird. Manchmal werden auch mehrere kleine Projekte umgesetzt. Auch Ausflüge der Jugendredaktion sind immer wieder spannend, da man mit der Kamera manchmal hinter die Kulissen von Orten schauen kann, wo man sonst nicht unbedingt hinkommt. Ab und an bieten wir Workshops an, die größtenteils auch gut besucht sind. Zum Beispiel gab es in der Vergangenheit einen Drehbuchworkshop mit dem lokalen Filmemacher Matthias Sabelhaus und einen Reporterworkshop mit Kim Adler vom ZDF. Schön ist auch immer unser E.L.F.-Festival am Ende des Jahres, bei dem Ergebnisse des gesamten Jahres in einer abendfüllenden Veranstaltung auf der Leinwand gezeigt werden.
Woher kommen die Menschen in der Regel, die mitmachen?
Die Jugendlichen kommen vorwiegend aus Stadtteilen der Umgebung: Vegesack, Blumenthal, Schwanewede, Lesum. Ehrenamtliche Erwachsene kommen aus ganz Bremen, um Treffen anzuleiten oder den Vorstand zu führen.
„Im Sommer haben wir den etwa 20-minütigen Kurzfilm ,Norden‘ in Norden an der Nordsee gedreht.“
Welches Konzept verfolgt das E.L.F.?
Wir sehen uns als eine Art offene Werkstatt für Jugendliche. Wir möchten sie dabei unterstützen, sich einerseits mit Medien auszudrücken und andererseits mit ihnen umzugehen. Einige sind eher die Geschichtenerzähler, andere fühlen sich dabei wohl, vor der Kamera in eine Rolle zu schlüpfen. Und wieder andere interessieren sich für spannende Bildgestaltung, Videoschnitt oder Effekte in der Nachbearbeitung. Jugendliche, die Initiative und Interesse zeigen, sollen inhaltliche Unterstützung, aber auch Zugriff auf das nötige Equipment bekommen und in unseren Gruppen Mitstreiter für ihre Projekte finden können. Das heißt auch, dass die Jugendlichen mit weniger Erfahrung oder weniger Ideen sich bei Projekten von Mitgliedern anschließen können, die schon länger dabei sind, um so voneinander zu lernen und einander zu unterstützen.
So bieten wir den Jugendlichen nicht nur eine Möglichkeit, sich auszudrücken und einen Ort, um kreativ zu sein. Sie lernen auch ganz nebenbei durch ihre eigenen Projekte, wie Medien eigentlich entstehen und wie diese zum Beispiel auch relativ einfach manipuliert werden können.
Was waren die jüngsten Film- und Video-Highlights?
Im Sommer haben wir den etwa 20-minütigen Kurzfilm „Norden“ in Norden an der Nordsee gedreht. Es geht um Ellie, die ihren Bruder Noah nicht mehr erreichen kann und deshalb mit drei weiteren Jugendlichen aufbricht, um herauszufinden, was mit ihm passiert ist. Der einzige Hinweis ist ein Geocache, der gelöst werden muss, um seinen Spuren zu folgen.
„Größere Neuerungen stehen erst einmal nicht an.“
Was steht im nächsten Jahr auf dem Programm?
Auch im nächsten Jahr planen wir im Sommer wieder eine Filmfahrt. Außerdem sind einige Beiträge unserer Jugendredaktion sowie Workshops in Planung, zu denen wir noch nichts Genaues sagen können.
Sind ansonsten Neuerungen oder Veränderungen geplant?
Wir versuchen, uns regelmäßig an die Interessen der Jugendlichen anzupassen. Größere Neuerungen stehen aber erst einmal nicht an. Ein neues Konzept, das wir seit Kurzem testen, ist eine Drehbuchwerkstatt an jedem ersten Samstag im Monat, um dort den Film für die nächste Sommerferienfahrt vorzubereiten.
Das E.L.F. freut sich immer über Menschen, die Lust haben, den Verein ehrenamtlich zu unterstützen. Interessierte können sich auf der Website informieren. Personalbedarf hat das E.L.F. besonders in den Bereichen Jugendarbeit sowie Vorstands- und Verwaltungstätigkeiten.