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Foodsharing Lebensmittel
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Foodsharing rettet Lebensmittel

Seit 2014 ist die Organisation auch in Bremen aktiv

Foodsharing rettet Lebensmittel und verteilt sie kostenfrei über öffentliche Verteilstellen, an den Freundeskreis, an soziale Einrichtungen und sie können auch selber verzehrt werden. Die Organisation leistet seit 2014 auch in Bremen wertvolle Arbeit. Tag für Tag werden hier Lebensmittel gerettet, die ansonsten verschwendet worden wären. Einen Einblick in die Aktivitäten der Initiative gibt Ronald Gotthelf aus dem Team Öffentlichkeitsarbeit der Bremer Foodsharing-Gruppe.


Seit wann gibt es die Foodsharing-Idee – und woher kommt sie?

Foodsharing Fairteiler Lebensmittel
Bitte zugreifen: Der mit frischen Lebensmitteln gefüllte Fairteiler im Bürgerhaus Gemeinschaftszentrum Obervieland. Foodsharing Bremen

Ronald Gotthelf: 2011 wurde das Buch „Die Essensvernichter“ und der Film „Taste The Waste“ (deutsch: Koste den Abfall beziehungsweise Verschwendung) veröffentlicht. Beide Produkte haben in Deutschland eine Debatte über Lebensmittelverschwendung entfacht. Mit Foodsharing e.V. wurde am 12. Dezember 2012 eine legale Option zum Retten von noch genießbaren Lebensmitteln geschaffen. Der Verein verfolgt in erster Linie einen Nachhaltigkeitsanspruch und legt damit den Fokus nicht darauf, wer die Lebensmittel und Waren konsumiert, sondern dass diese nicht im Müll landen. Deshalb rettet Foodsharing überschüssige Lebensmittel und Waren vor dem Wegwerfen und verteilt sie sowohl an bedürftige wie nicht bedürftige Personen, Gruppen und Einrichtungen. Dabei dürfen Aktive (Foodsaverinnen und Foodsaver) einen Teil der geretteten Waren zum Selbstverzehr nutzen.

Foodsharing Kühlschrank
Der Kühlschrank im Bürgerhaus Gemeinschaftszentrum Obervieland hält diverse Lebensmittel parat. Foodsharing Bremen

Foodsharing betrachtet eine drastische Reduzierung der Lebensmittelverschwendung als eine ethische, ökologische und klimapolitische Notwendigkeit. Wir setzen uns daher für ein ressourcenschonendes, zukunftsfähiges Ernährungssystem und eine umfassende Eindämmung der Emission von Treibhausgasen ein.

Mehr als zehn Jahre ist Foodsharing jetzt auch schon in Bremen im Einsatz, um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Wie hat sich das Angebot in Bremen entwickelt?

Im Jahr 2014 gründete sich auch in Bremen eine Gruppe. Zunächst gab es sechs Kooperationsbetriebe, bei denen sich im Laufe des gesamten Jahres 27 Foodsaverinnen und Foodsaver an 201 Abholungen beteiligten. Heute holen täglich 40 bis 50 Personen die Waren in 30 bis 35 Betrieben ab. Insgesamt engagierten sich in diesem Jahr mit Stand vom 13. November 2023 schon 477 Foodsaverinnen und Foodsaver bei über 9000 Abholungen in 75 Betrieben beziehungsweise trugen sich in einen der 15.000 Abholplätze ein.


„Wir würden uns über weitere Institutionen freuen, die bei sich einen Fairteiler zur Verfügung stellen.“


Wie groß ist die Unterstützung in Bremen und allgemein?

Es gibt immer mehr Betriebe in Bremen, die an uns oder eine soziale Einrichtung spenden. Es sind aber noch lange nicht alle, und es werden weiterhin täglich Tausende Kilos an Lebensmitteln allein in Bremen weggeworfen. Verschiedene Organisationen unterstützen uns zum Beispiel, indem sie in ihren Räumen einen Fairteiler (einfaches Regal und oft zusammen mit einem Kühlschrank) aufgestellt haben. Dort können alle Menschen nach vorgegebenen Kriterien überschüssige oder über Foodsharing gerettete Lebensmittel ablegen. Jeder Mensch darf sich die Lebensmittel dort rausholen. Die Fairteiler helfen unseren Hunderten Foodsaverinnen und Foodsavern, ohne großen Aufwand die Lebensmittel zu verteilen. Wir würden uns über weitere Institutionen freuen, die bei sich einen Fairteiler zur Verfügung stellen und sich um die tägliche Reinigung kümmern.

Foodsharing Breminale Lastenrad
Das Lastenrad „Fietje“ vom ADFC dient dem Bremer Foodsharing-Team häufig als Transportmittel. Foodsharing Bremen

Wie funktioniert das Prinzip Foodsharing in Bremen?

Wer sich bei uns engagieren möchte, muss sich auf der Plattform Foodsharing.de anmelden. Man kann dann sofort virtuelle Essenskörbe einstellen, die sich – nach vorheriger Absprache – andere Menschen abholen dürfen. Wer sich an unseren Abholungen beteiligen möchte, muss ein Quiz bestehen und findet online ein Wiki mit allen wichtigen Erklärungen, um sich vorzubereiten. Eine klassische Frage im Quiz ist zum Beispiel: „Was ist der Unterschied zwischen dem Mindesthaltbarkeitsdatum und dem Verbrauchsdatum?“ Nach dem Quiz braucht man noch zwei erfolgreiche Probeabholungen zusammen mit erfahrenen Foodsaverinnen und Foodsavern. Außerdem muss man ein Neulingstreffen besuchen. Danach gibt es unseren Ausweis – und man kann sich selbstständig in die Abholplätze eintragen.


„Die klassische Mundpropaganda funktioniert bei uns hervorragend.“


Gibt es auch besondere Events oder Aktionen, um das Interesse zu steigern?

Wir wachsen seit Jahren sehr kontinuierlich, obwohl wir kaum noch besondere Events oder Aktionen durchgeführt haben. Unsere Öffentlichkeitsarbeit hat sich in den vergangenen Jahren stark auf Facebook, Instagram und Tik Tok konzentriert. Unsere Foodsaverinnen und Foodsaver erzählen viel über unser Engagement im Freundes- und Bekanntenkreis. Die klassische Mundpropaganda funktioniert bei uns hervorragend.

Sind noch weitere Abholstationen in Bremen geplant?
Wir sind in Gesprächen mit verschiedenen Institutionen. Jährlich kommen zurzeit zwei bis drei Fairteiler dazu.


„Wir haben Betriebe, bei denen wir immer weniger Lebensmittel retten müssen. Das freut uns!“


Was ist Ihr größter Wunsch – was würde Foodsharing Bremen am meisten helfen?

Wir würden uns sehr freuen, wenn sich alle Betriebe beteiligen und sich ebenfalls gegen die Lebensmittelverschwendung in Deutschland engagieren. Vieles kann in den Betrieben geschehen – und wir haben Betriebe, bei denen wir immer weniger Lebensmittel retten müssen. Das freut uns! Wenn die Unternehmen ihre noch genießbaren Lebensmittel nicht an uns, die Tafel, die Suppenengel oder an andere Organisationen spenden, wird die Einführung einer gesetzlichen Regelung notwendig.

Alle Anliegen und Anfragen können per E-Mail an das Bremer Foodsharing-Team gerichtet werden. Die Adresse: oeffentlichkeitsarbeit.bremen@foodsharing.network
Antworten der ehrenamtlich Tätigen können sich aus zeitlichen Gründen verzögern.

Autorenbild Guido Finke

Von Guido Finke

Meine Heimat ist das idyllische Hude – „zum Malen schön“ lautet hier das Motto. Ansonsten dreht sich bei mir als Fan der EWE Baskets Oldenburg und des SV Werder vieles um den Sport.

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