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Theater 11 Bremen
Theater 11

Das Theater 11 in Bremen

Gelebte Integration auf der Bühne

In unserer Serie „Theater in Bremen“ stellt das Theater 11 in der Faulenstraße ein weiteres kulturelles Highlight aus der Hansestadt dar. Das internationale Theater ist im Herzen der Innenstadt beheimatet und feierte Anfang November seinen 15. Geburtstag. Maßgeblichen Anteil am großen Erfolg trägt Gründerin und Direktorin Kira Petrov, die mit ihrer Energie und ihrem künstlerischem Talent schon zahlreiche Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Bremen für das Thema Theater und Schauspielkunst begeistern konnte.

Intendantin fand in der Integrationsarbeit durch das Theater ihre Bestimmung

Kira Petrov
Intendantin Kira Petrov ist begeistert von der gelebten Integrationsarbeit beim Theater 11. Theater 11

Die Intendantin weiß, wie es ist, sich fremd zu fühlen. Mit 15 Jahren kam sie als Spätaussiedlerin aus Sibirien nach Deutschland. Ihr Start war alles andere als leicht, doch inzwischen hat sie in Bremen eine neue Heimat gefunden. Heute hilft die Schauspielerin und Regisseurin in der Hansestadt mit den Projekten ihres Theaters 11 Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine und anderen Ländern, sich zu integrieren und an sich zu glauben.

Zu Beginn als kleines Studio gestartet, hat sich das Theater 11 in Bremen inzwischen zu einem vollwertigen Kulturhaus entwickelt. Jedes Jahr produziert das Theater zusammen mit professionellen Regisseurinnen und Regisseuren mehrere anspruchsvolle Stücke ohne Genregrenzen. Als Schauspielende treten dabei zumeist junge Menschen in Erscheinung. „Wir haben damals die ersten Projekte gestartet und es kamen viele Jugendliche mit Migrationshintergrund zu uns. Schnell merkte ich, dass denen die Arbeit in und auf der Bühne genauso gut tat wie mir“, berichtet Kira Petrov im Gespräch. „Es wurden immer mehr, weil natürlich die Geschwister von der Begeisterung erfuhren und auch dabei sein wollten“, erzählt die Gründerin stolz. „Ich habe dann beschlossen, den jungen Leuten mit meiner Arbeit im Theater 11 bei der Integration zu helfen. Der Bedarf war und ist einfach sehr groß. Bremen ist Multikulti, da musste einfach was passieren“, berichtet Petrov, die auch als professionelle Schauspielerin und Regisseurin bei einigen Stücken auf die Bühne tritt. „Meine Priorität liegt aber eindeutig auf der Arbeit mit den Jugendlichen, weil ich dabei meine Mission wirklich ausleben kann.“

Theater 11 Bremen
Das Stück „Wie ein Ritter“ läuft im Dezember im Theater 11. Theater 11

„Bremen hat eine bezaubernde, magische Ausstrahlung. Ich habe mich gleich in die Stadt verliebt“, sagt Petrov. Sie vergleicht Bremen mit einem „kleinen Kämpfer“, der sich „immer seinen Platz unter der Sonne“ erkämpfe. „Davor habe ich Respekt, damit kann ich mich sehr gut identifizieren“, so die Intendantin. Sie verweist auf Bremens Tradition der Integration, die sich schon im Märchen der Bremer Stadtmusikanten zeige. Integration, Empowerment, Spracherwerb – Begriffe, über die in Politik und Medien viel diskutiert wird. Petrov geht den Schritt von der Theorie in die Praxis und füllt diese Begriffe mit Leben. Mit ihren Projekten hilft sie unter anderem Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine, die eigenen Stärken zu entdecken und über das Theater zum Vorschein zu bringen. Petrovs Engagement für Integration hat viel mit ihrer eigenen Biografie zu tun. „Wir haben schnell festgestellt, dass diese Kinder noch mehr Bedarf haben. Also haben wir ihnen einfach Nachmittag-Kurse angeboten.“

Theater 11 vereint künstlerischen Anspruch mit Integration

Theater 11 Bremen
Das Stück „Mowgli“ im Theater 11. Theater 11

Die Aufführungen des Theater 11 haben wiederholt an Festivals in Deutschland, Russland, Weißrussland, Italien, den USA und anderen Ländern der Welt teilgenommen. Das Theaterteam ist dabei immer offen für Kooperationen und neue Experimente. „Wir sind aber kein Kindertheater“, betont Petrov im Gespräch den künstlerischen Anspruch des Ensembles. „Bei uns können Menschen bis zu einem Alter von 30 Jahren mitmachen.“ Die Einschränkung liegt auch am begrenzten Platz in der Faulenstraße 44-46. Die ehemalige Diskothek in direkter Nähe zum Radio-Bremen-Gelände und der Volkshochschule ist bis auf den letzten Winkel zum Theater geworden. „Wir suchen schon länger nach neuen Räumlichkeiten, das ist aber leider nicht einfach“, berichtet die Direktorin. Trotz sichtbarem Leerstand in der Innenstadt ergeben sich laut Petrov kaum Optionen. „Viele Investoren lassen die Räume scheinbar lieber leer stehen“, regt sie sich etwas auf.

Theater 11 Bremen
Vielfältiges Theater für alle Altersklassen im Theater 11 in Bremen. Theater 11

„Das Theater ist ein geschützter Raum, in dem alle so wahrgenommen werden, wie sie sind“, betont die Leiterin im Gespräch. „Ohne Vorurteile. Und da kann man sich natürlich besser entfalten, da kann man natürlich viel schneller die Sprache lernen. Die Schülerinnen und Schüler sind zum Teil erst seit einem halben Jahr hier, gehen auf die Bühne und spielen auf Deutsch – das ist Integration“, sagt die Direktorin. Petrov freut sich dabei über die Zusammenarbeit mit der Bremer Bildungsbehörde und dem Theater Bremen: „Die Bildungsbehörde ist sehr offen gewesen, sehr kooperativ, das war toll. Und Bremens Intendant Michael Börgerding hat immer ein offenes Ohr, ein offenes Herz für das, was wir tun.“

„Es gibt immer Türen und Wege, die sich öffnen und Möglichkeiten ergeben“, berichtet Petrov aus Erfahrung. „Ich bin so stolz, was wir bereits gemeinsam hier erreicht haben“, sagt die Kunstschaffende über die bisherige Zeit und die theatralischen Erfolge in Bremen. „Monatlich kommen fast 250 Kinder und Jugendliche zu uns und können als Vereinsmitglieder mit einem überschaubaren Beitrag von 40 Euro hier ihrer Leidenschaft für Theater und Schauspiel nachgehen“. Alle Interessierten lädt die engagierte Künstlerin zu einem Besuch eines Theaterstückes im Theater 11 oder der Mitgliedschaft samt Besuch der Workshops und Proben ein.

 

Weitere Informationen und das aktuelle Programm finden sich auf der Internetseite des Theater 11.

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Autorenbild Tjark Worthmann

Von Tjark Worthmann

Ich fahre am liebsten mit der Vespa oder der Schwalbe durch unsere schöne Hansestadt und entdecke dabei immer wieder geheime Wege und versteckte Orte.

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